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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Tintensee und die Fingerchen natürlich trotz aller Vorsicht mit.
    »Fein herauf, stark herunter, fein herauf - Pünktchen!« kommandierte Fräulein Hering dazu.
    Annemarie hatte in ihrem Eifer überhört, daß der Buchstabe nur in den ersten beiden Linien stehen sollte, sie malte ihr i in Riesengröße über die ganze Heftseite.
    »Au, fein ist es geworden!« Mit heißen Bäckchen und einem stattlichen Tintenschnurrbart, hielt sie inne. »Zeig mal deines, Margot; och, ist das klein und mieserig!« Aber da Margots Gesichtchen betrübt über das abfällige Urteil dreinblickte, schlang Annemarie zärtlich ihre Tintenfinger um die Freundin.
    »Sei nicht traurig, Margot«, rief sie, ohne sich um Fräulein Hering zu kümmern, »du bist doch meine beste Freundin, auch wenn du ein solch häßliches i gemalt hast!«
    »In der Stunde darf man nur sprechen, wenn man gefragt wird, Annemie.« Fräulein Hering, welche die verschiedenen Kunstwerke begutachtete, wandte sich jetzt zu den beiden. »Sieh mal an, mir gefällt Margots kleines i besser als dein Riesending, Annemie. -Aber wie siehst du bloß aus, Kind!« unterbrach sie sich entsetzt. »Deine kleine Freundin hast du ja auch ganz eingeschmiert. Ihr schaut aus wie die Tintenbuben aus dem großen Tintenfaß des Nikolas.«
    Annemarie lachte hellauf. Margot aber fing an zu weinen. Da schlang Annemarie bestürzt aufs neue den Arm um sie und küßte zärtlich die weinende Freundin mit ihrem Tintenschnurrbart auf die Wange.
    In der darauffolgenden Pause versuchte Fräulein Hering vergeblich, die beiden Tintenmädel zu säubern, aber die Tinte war echt und ging nicht ab.
    »Ihr müßt zu Hause Zitrone und Bimsstein nehmen«, tröstete die Lehrerin.
    Dann war Rechenstunde.
    Annemarie lernte darin allerlei. Erstens, daß man sich nur mit dem Zeigefinger meldet und nicht mit allen zehn Fingerchen. Zweitens, daß man dabei nicht auf die Bank klettert. Und drittens, daß man auch seine beste Freundin während der Stunde nicht küssen darf.
    »Ach Gott«, dachte Klein-Annemarie beklommen, »wie soll ich das bloß alles behalten! Na, Fräulein sagt ja, man muss zehn Jahre in die Schule gehen, bis dahin werde ich es am Ende doch gelernt haben.«
    »Wieviel Geschwister hast du, Annemie?« unterbrach da Fräulein Hering Annemaries nachdenkliche Betrachtungen; denn es war ihr nicht entgangen, daß die Kleine mit ihren Gedanken woanders war.
    »Gar keine Geschwister, bloß zwei Brüder, Hänschen und Kläuschen«, war die Antwort.
    »Nun paß mal auf, Annemie. Denk mal, deine Mama gibt einem deiner Brüder drei Äpfel und sagt, er soll jedem von euch beiden einen abgeben, wieviel behält er da übrig?«
    »Wenn sie die Äpfel Klaus gibt, alle drei, der ißt sie bestimmt allein auf und gibt uns nichts ab!« rief Doktors Nesthäkchen ohne Besinnen.
    Fräulein lachte.
    »Aber wenn sie nun die drei Äpfel deinem anderen Bruder gibt?«
    »Hänschen - na, der wird vielleicht einen halben übrig behalten«, überlegte Annemarie.
    »Einen halben -nein, er muß doch einen ganzen übrig behalten, wenn er euch jedem einen abgibt«, versuchte die Lehrerin ihr klarzumachen.
    Aber Nesthäkchen rief: »Nee - i bewahre, Tante Fräulein Hering, da kennen Sie den Klaus schlecht. Der stibitzt Hänschen bestimmt noch einen halben Apfel!«
    Da zog es die junge Lehrerin vor, ihre Rechenaufgabe lieber an einem anderen Kinde, das weniger unberechenbare Brüder hatte, zu beweisen.
    Als die Glocke wieder »klinglinglinglingling« machte, war die Schule für die Kleinen zu Ende. Fräulein wartete schon unten im Schulhof. Die war nicht sehr erbaut von dem Anblick ihres Pfleglings.
    Nesthäkchen erzählte begeistert von der Schule und von all dem Neuen, was es gelernt hatte.
    Auch Emilie, Margots Kindermädchen, war über das Aussehen der Kleinen entsetzt. »Das schöne, neue Kleid ganz voll Tinte, Margot!«
    »Weine nicht, Margotchen«, flüsterte Annemie, »wenn du Wichse kriegst, brauchst du bloß ganz laut zu schreien, dann komm ich rüber und laß mir für dich die Haue geben, denn ich bin doch schuld an den Flecken!«
    Und Arm in Arm zogen die beiden kleinen, tintenbeschmierten Freundinnen nach Haus.

Puppe Gerda hilft Schularbeiten machen
     
    Die winzigen Knospen drunten an den Büschen im Schulhof hatten sich in niedliche, kleine Blättchen verwandelt, und die winzigen Abc-Schützen waren inzwischen mit ihren Kenntnissen bis zu dem u vorgedrungen. Die kleinen, zappeligen Dingerchen hatten allmählich stillsitzen

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