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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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ihres Töchterchens. Aber das Glück, ihre Lotte wiederzuhaben, sah ihr dabei aus den Augen.
    »Ich werde bestimmt dick im Kinderheim. Da muß ich die olle Sahne mittrinken«, rief Annemarie. »Und hier ist meine Freundin Gerda, und das ist die Ellen, die redet wie Fräulein Neudorf in unserer Schule. Und die zwei sind Lies und Lott, und die »Annemarie hätte wohl die Namen sämtlicher Kinder heruntergeschnurrt, wenn nicht inzwischen Tante Lenchen und Fräulein Mahldorf herangekommen wären, um auch Frau Braun zu begrüßen.
    Annemaries Mutter war freudig überrascht, ihre kleine Tochter so vergnügt und begeistert vom Kinderheim zu sehen. Sie hatte gefürchtet, trösten und zureden zu müssen. Doch fröhlicher konnte Annemarie eigentlich gar nicht sein. Sie hatte ihre Sandalen, wie die anderen Kinder, in ihrer Burg gelassen, und nun sprang die ganze barfüßige Gesellschaft, sich die Hände zu einer langen Kette reichend, in der warmen Sonne den augenblicklich während der Ebbe zurückflutenden Meereswellen nach. Wenn aber eine naseweise Woge sich einmal zu weit vorwagte und die Barfüßchen überspülte, dann gab es lautes Juchhei bei der kleinen Gesellschaft.
    »Ich glaube, das Meer trocknet aus«, rief Annemarie, als sie sah, daß die Fluten immer weiter und weiter zurückgingen und immer mehr feuchter Strand herauskam.
    »Schäfchen, das ist doch jetzt nur während der Ebbe«, ein Backfisch lachte die Kleine aus.
    Annemarie lief beleidigt zu ihrer Mutter.
    »Kinder, kommt frühstücken«, rief Tante Lenchen zum Glück. Gehorsam löste sich die jubelnde Kette, und ein jedes eilte zu seinem Frühstückskörbchen.
    Jetzt erst fiel es Annemarie auf, daß ihre Freundin Gerda ja nicht vorhin bei dem lustigen Wellenhaschen mitgetan hatte. Ganz allein saß das Lockenköpfchen in der gemeinsamen Burg und legte aus Gräsern, Blumen und Muscheln ein Gärtchen an.
    »Du, Gerda, warum hast du denn nicht mitgespielt?« fragte Annemarie erstaunt.
    »Es war so fein.«
    »Ich kann solche wilden Spiele nicht mitmachen, und im Wasser darf ich überhaupt nicht waten«, gab Gerda so ruhig zur Antwort, als ob dies das Selbstverständlichste von der Welt sei.
    Wieder stand Nesthäkchen betreten da.
    »Du tust mir so leid, Gerdachen«, zärtlich legte sie ihre Hand mit dem Frühstücksbrot um der Freundin Hals.
    »Warum denn?« fragte das Lockenköpfchen verwundert. »Der Garten für meine Puppe wird auch wunderhübsch.«
    »Wir können heute vormittag nicht baden, Kinder, wir haben jetzt Ebbe, erst nachmittags ist wieder Flut«, Tante Lenchen trat zu der kleinen Schar, die sich ihr Butterbrot, mit Schokolade belegt, schmecken ließ.
    Was war das? Wieder das Wort Ebbe - was konnte das wohl sein? Gerda war schon zwei Jahre in Wittdün, die mußte das wissen.
    »Du, Gerda, was ist denn eigentlich Ebbe?« fragte sie leise, damit die Großen es nicht hören sollten.
    »Na, das siehst du doch: Wenn das Meer zurückgeht und ganz flach wird. Und wenn es wieder doll zum Strand hinfließt und alles überschwemmt, dann ist Flut. Da ist es am feinsten zum Baden, sagen die Kinder.«
    »Ja, warum fließt es dann aber bloß zurück und dann wieder doll zum Strand zu?«
    »Na, das tut es eben«, weiter gingen Gerdas Kenntnisse auch nicht.
    Damit beruhigte sich aber Nesthäkchen nicht. Das war gewöhnt, allen Dingen auf den Grund zu gehen.
    »Mutti, woher kommt Ebbe und Flut?« jetzt wandte sich Annemarie an die richtige Adresse.
    »Die Anziehungskraft des Mondes auf die Erde bewirkt das Fallen und Steigen des Meereswassers«, erklärte die Mutter.
    Aber da ihr Nesthäkchen ein ziemlich verständnisloses Gesicht machte, meinte die Mutter: »Wenn du groß bist, wirst du das besser verstehen, Lotte.« Damit gab sich Annemarie vorerst zufrieden.
    Die anderen Kinder hatten jubelnd ihre Wellenjagd wiederaufgenommen. Annemarie kämpfte einen schweren Kampf. Gar zu gern hätte der Wildfang mitgetollt, aber - dort in der Burg saß Gerda ganz allein. Hatte sie nicht gesagt, sie wolle Gerdas Freundin sein?
    »Ich spiele mit dir, Gerdachen, damit du nicht so allein bist.« Da war der heimliche Kampf entschieden.
    Die beiden Freundinnen gingen Muscheln für ihr Gärtchen suchen. Die allerschönsten schenkte Annemarie der Freundin, damit diese sich nicht so oft zu bücken brauchte, denn das fiel ihr schwer.
    Doch als sie, die Mützen voll herrlicher Muscheln, zu ihrem Gärtchen zurückkehrten, da war dieses verschwunden. Verschüttet von irgendeiner Hand.
    Gerda

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