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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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hellauf lachte Annemarie über das drollige Wort.
    »Was ist denn das für'n Ding?«
    »De Onnerbankjes, dat sünd uns' friesische Heinzelmännchen - aber horch eins Deern, da schellt ja all de Klock von de Villa. Nu is Zeit zu's Ubstehn (Aufstehn) von die lütten Kinners. Nun lauf man ok, dat du wieder rüber kummst. Aber das Kleid muß ich dir doch woll noch taumaken (zumachen).« Mit ihren zitterigen Händen haspelte die Alte an Annemaries Kleidchen herum.
    »Ach, Mutter Antje, ich wollte ja noch vor dem Frühstück zu meiner Mutti, deshalb bin ich ja ausgekniffen«, meinte Annemarie etwas betreten.
    Auch Mutter Antje machte ein bestürztes Gesicht.
    »Nach din Modder willst? Je, Kinning, weiß denn dat uns' Frau Kaptän oder Tante Lenchen?«
    »Nee«, Annemarie schüttelte der Wahrheit gemäß den ungekämmten Kopf.
    »Na, min lütt Deern, denn bleib man lieber da, uns' gute Fru Kaptän mußt nicht ärgern, der mußt allens zulieb dun, die hat genug Schmerz all ihr Lebdag durchgemacht.«
    Die Worte der alten Frau drangen tief in die Seele des kleinen Mädchens. Nesthäkchen nahm sich fest vor, der jungen Frau Clarsen mit dem weißen Haar während ihres Aufenthaltes in Wittdün nur Freude zu machen. Mutter Antje hatte Annemarie nicht bloß vor einer tüchtigen Erkältung bewahrt, sondern ihr auch ein gutes Geleitwort in die neue Heimat mitgegeben.

Was Nesthäkchen alles im Kinderheim lernt
     
    Auf Mutter Antjes großen himmelblauen Wollstrümpfen erreichte das kleine Mädchen nach herzlichem Dank wieder die Villa. Jetzt war die Tür nicht mehr verschlossen. Annemarie brauchte ihren Weg nicht wieder durch das Fenster zu nehmen.
    Hinten am Büfett stand Tante Lenchen und schmierte große Berge von Frühstückssemmeln.
    »Ei, Annemarie, schon fertig, na, hast du die erste Nacht in Villa Daheim gut geschlafen?« fragte sie freundlich.
    Aber ehe Annemarie noch antworten konnte, bemerkte sie das merkwürdige Aussehen der Kleinen. »Mädel, was hast du denn an?« lachte sie.
    »Mutter Antje hat mir ihre Strümpfe geborgt, weil es noch zu kalt zum Barfußlaufen war.«
    »Mutter Antje - ja, wie hast du denn schon am frühen Morgen deren Bekanntschaft gemacht?« wunderte sich Tante Lenchen.
    Annemarie stand da und zögerte mit der Antwort. Schließlich aber trug ihre Ehrlichkeit doch den Sieg davon. »Ich war ausgekniffen, weil ich meiner Mutti so gern einen Guten-Morgen-Kuß geben wollte« - ein sprechender Blick zum Fenster hin wies Tante Lenchen gleich den Weg, den sie genommen hatte.
    »Das war nicht recht von dir, mein Herzchen, so was darfst du nicht wiedertun. Vor sieben Uhr wird bei uns nicht aufgestanden. Versprichst du mir, Annemie, künftig brav zu sein?«
    »Ja, das habe ich mir schon selber vorgenommen, weil - weil » jetzt stockte die Kleine doch.
    »Na, weshalb denn?« Tante Lenchens gütigen Augen gegenüber konnte man nichts verschweigen.
    »Weil die Frau Clarsen so weißes Haar hat!« damit entwischte Annemarie auf ihren himmelblauen Wollstrümpfen flink in ihr Zimmer.
    Ganz klar war ja wohl die Antwort nun nicht. Aber Tante Lenchen verstand sie im Zusammenhang mit dem Besuch bei Mutter Antje trotzdem.
    Oben war Dörthe, das Hausmädchen, damit beschäftigt, die langen Zöpfe der Hamburger Ellen zu flechten. Mit Hallo wurde die kleine Ausreißerin empfangen.
    »Oll Modder Antjes S-tube s-teht obenan im Kinderheim, dort sind wir alle am liebsten«, erzählte Ellen, als Annemarie von ihrer neuen Bekanntschaft berichtete.
    »Ja, besonders im Winter, wenn es schneit und der Sturm mit dem Meer um die Wette heult. Dann hocken wir alle ringsum auf Mutter Antjes Ofenbank. Und dann legt sie Bratäpfel für uns in die Ofenröhre, und während sie spinnt, erzählt sie uns schöne Märchen«, fiel Gerda ein.
    »Au - das muß fein sein!« Annemarie freute sich schon im voraus auf die Sturmtage im Winter. Sie vergaß ganz, daß sie ja die feste Absicht hatte, mit Mutti wieder nach Berlin zurückzufahren.
    Die blonden und braunen Zöpfchen waren alle geflochten, die roten und blauen Haarschleifen sämtlich gebunden. Nun saß die ganze ausgeschlafene Gesellschaft mit blanken Augen im Eßzimmer um die Tafel beim Kakao. Annemarie Braun hatte als Neue ihren Platz wieder neben Tante Lenchen. Eins der Kinder sprach ein Morgengebet, und dann langten sie alle kräftig zu. Annemarie, die bereits aus Mutter Antjes Hochzeitstasse gefrühstückt hatte, eilte es nicht so damit. Sie unterzog inzwischen all die Kinder einer

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