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Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim

Titel: Nesthäkchen 03 - Nesthäkchen im Kinderheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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eingehenden Musterung.
    Da waren erst mal die Vroni und die Gretli, zwei blonde Schwestern, die nebeneinander saßen. Sie mochten wohl etwas jünger als Annemarie sein. Aber dafür waren die beiden Freundinnen Lies und Lott, die stets die Köpfe zusammensteckten und kicherten, bereits richtige Backfische. Die waren schon so groß wie Kusine Elli in Arnsdorf. Die schwarzhaarige Suse war die Freundin von der Hamburger Ellen, obwohl sie erst zwölf Jahre alt war. Und neben Frau Clarsen saß noch Klein-Annekathrein, das Flachsköpfchen aus Kiel und gleichzeitig das Nesthäkchen des Kinderheims. Denn es war erst fünf Jahre alt. Nun kamen die Buben an die Reihe. Zwei waren nett aussehende Jungen zwischen neun und zwölf Jahren, Lothar und Erich, einer schien aber ein kleiner Rüpel zu sein, wie Klaus. Gestern am Strand hatte er Annemarie heimlich, als es keiner sah, an ihrem Rattenschwänzchen geziept, und heute hatte er ihr zum Guten Morgen eine lange Nase gemacht. Peter hieß er, er war etwas größer als sie selbst. Aber sie würde schon mit ihm fertig werden, mit Klaus hatte sie sich doch auch kunstgerecht gekeilt. Gerade als Annemarie diesem Gedanken durch kräftiges Recken ihrer Arme unter dem Tisch lebhafteren Ausdruck gab, wanderte ihr Blick zu Frau Clarsen hin. Auf deren weißem Haar flimmerte die durchs Fenster fallende Morgensonne. Himmel sie hatte sich ja vorgenommen, Frau Clarsen nur Freude zu machen.
    Wieder erklang die Glocke. Das Frühstück war beendet, die Kinder gingen in das Klassenzimmer. Nur Klein-Annekathrein, die noch nicht schulpflichtig war, und Annemarie, die sich noch erholen sollte, blieben zurück.
    Dörthe, das Hausmädchen, die das Tassengeschirr abräumte, flüsterte Tante Lenchen leise Worte zu. Diese wandte sich an Annemarie, die sich gerade bemühte, aus ihrem Taschentuch eine Maus für das flachsblonde Kleinchen zu fertigen.
    »Annemarie, ich vergaß, dich auf unsere Hausordnung aufmerksam zu machen. Jedes Kind hat beim Verlassen des Zimmers alle seine Sachen hübsch fortzuräumen. Du konntest das ja noch nicht wissen«, setzte sie hinzu, als sie sah, daß Annemarie rot wurde. »Aber von nun an weißt du es, nicht wahr, und wirst hoffentlich immer daran denken.«
    Warum war Annemarie so rot geworden? Sie konnte die Hausordnung wirklich noch nicht kennen. Aber hatten Mutti und Fräulein Lena daheim nicht täglich ihre Mamsell Liederjahn, die ihre Sachen stets herumliegen ließ, gescholten? Nun taten es hier Fremde, und dieser Tadel ging tiefer.
    Annemarie ließ ihre Maus zum Schmerz der Kleinen ohne Schwanz und lief nach oben, das Versäumte nachzuholen.
    Mit rascher Hand schaffte Annemarie Abhilfe, und es lag bald überhaupt nichts mehr im Zimmer herum.
    Nun war es aber schon höchste Zeit, daß sie zu ihrer Mutti lief. Annemarie dachte wohl für einen Augenblick an das Versprechen, das sie vor kurzem Tante Lenchen gegeben hatte - aber Tante Lenchen hatte doch bloß gemeint, daß sie künftig nicht mehr vor sieben Uhr aufstehen sollte. Und sie hatte jetzt gar nichts zu tun, wo die anderen Kinder Schule hatten.
    Spornstreichs wollte sie durch den Garten davon.
    »Uo uollen du hin?« erklang es da plötzlich von einem Bänkchen unter dem großen Apfelbaum.
    War sie gemeint? Annemarie machte jedenfalls gehorsam halt. Ja, Miß Johns sommersprossiges Gesicht wandte sich ihr zu.
    »Ich lauf bloß mal schnell zu meiner Mutti, ich muß ihr doch die beiden ,Kusse‘ geben«, gab der Blondkopf schelmisch Auskunft.
    Aber Miß John verstand nicht mehr Spaß als Deutsch.
    »Haben du der Erlaubnis von Mrs. Clarsen?« forschte sie.
    »Nee«, gab Annemarie ziemlich befangen zur Antwort.
    »Dann du bleiben hier. Keine Kind ist verlaubt zu laufen allein aus die Garten.«
    »Aber ich will doch zu meiner Mutti«, rief Annemarie empört.
    »Du bleiben hier«, die Engländerin war nicht aus ihrer Ruhe zu bringen.
    Da kam Tante Lenchen, mit der großen, grünen Gießkanne bewaffnet, den Gartensteig herauf. Aufschluchzend vor Enttäuschung eilte Annemarie auf sie zu.
    »Aber Kind - Herzchen - was ist denn geschehen?« forschte sie erschreckt.
    »Miß John will mich nicht zu meiner Mutti lassen«, Fräulein Wüterich stampfte sogar ein wenig mit dem Fuß auf.
    »Aber, Annemarie, ich denke, du wolltest Frau Clarsen Freude machen?« mahnte Tante Lenchen ernst.
    »Ja, das will ich ja, aber meiner Mutti doch auch. Und Mutti freut sich bestimmt, wenn ich komme, sie wartet gewiß schon auf mich.«
    »Nein, das tut

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