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Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg

Titel: Nesthäkchen 04 - Nesthäkchen und der Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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auch im Feld, er hat sich als Freiwilliger gemeldet, und meine Mama und ich, wir haben so geweint, als er fortfuhr«, einwerfen.
    »Meine Mutti ist doch aber in England, bei unsern Feinden, ätsch!« übertrumpfe sie Doktors Nesthäkchen.
    »Ach, Annemarie, und da freust du dich so?«, warf die verständigere Freundin erstaunt ein.
    »Na, sie kommt ja bald wieder, vielleicht schon heute oder spätestens morgen«, meinte Annemarie mit der glücklichen Sorglosigkeit der Jugend.
    »Hast du mich auch nicht im Kinderheim vergessen, Annemarie, du hast mir so selten geschrieben«, fragte Margot, die ein stilles, tief angelegtes Kind war.
    »I, nicht die Bohne! Ich habe zwar da 'ne andere beste Freundin gehabt, die Gerda Eberhard aus Breslau. Aber nun bist du wieder meine allerbeste, Margotchen - ach, ich möchte dir so schrecklich gern einen Kuß geben!« Vergeblich versuchte der Blondkopf zwischen den blauen Bethunien dem braunen Kinderkopf, der aus bunten Winden heraussah, nahe zu kommen. Die abscheuliche Trennungswand sprang zu weit vor.
    »Warte, Margotchen, ich komm' zu dir hinüber, einen Kuß müssen wir uns doch wenigstens geben, wenn wir uns über ein Jahr nicht gesehen haben!«
    »Ja, schön -- ich mache dir die Tür auf. Aber es sieht noch ziemlich liederlich bei uns aus, weil unser Gepäck eben erst gekommen ist und gerade ausgepackt wird.«
    »Macht nichts, ich komm' gar nicht erst in das Zimmer.«
    »Ja, wie willst du denn da zu mir, draußen auf der Treppe ist es doch ungemütlich?« verwunderte sich Margot.
    Aber ihre Verwunderung sollte sich noch steigern.
    Nachdem es von drüben geheimnisvoll erklungen war. »Du wirst schon sehen - gleich bin ich da!«, hörte man ein merkwürdiges Rutschen auf den Steinfliesen des Nachbarbalkons. Ehe Margot recht wußte, was los war, tauchte über der Trennungswand ein lachender Blondkopf auf. Die wilde Hummel hatte sich den Tisch an die Wand gerückt, war hinaufgeklettert und mit dem Berliner Gassenhauer. »Siehste woll, da kimmt er - lange Schritte nimmt er«, ließ sie sich jenseits der Wand aus den Thielenschen Balkon heruntergleiten.
    »Fein, was?« Doktors Nesthäkchen fiel der vor Bewunderung erstarrten Freundin um den Hals. Und dann saßen sie, nachdem sie sich zu allererst selbst und dann ihre Zöpfe gegenseitig gemessen, innig umschlungen zusammen auf einem Stuhl und holten nach Möglichkeit das verlorene Jahr in der Unterhaltung nach. Alles kunterbunt durcheinander.
    »Denk' mal, meine Puppe Gerda ist bei der Flucht aus Wittdün in der Nordsee ersoffen. - - - habt ihr noch bei Fräulein Hering Stunde? Marlene Ulrich ist nicht mehr Erste? Ist die immer noch mit Ilse Hermann so befreundet? Und ist die Hilde Rabe noch so frech?« Margot konnte gar nicht so schnell antworten, wie Annemarie fragte.
    Da, mittenhinein in das lebhafte Mädchengeplauder hörte man Großmamas Stimme von nebenan. »Annemiechen - Herzchen - komm, wir wollen spazierengehen. Herrgott - wo ist denn das Kind nun schon wieder hin? Ich habe doch im Nebenzimmer gesessen, es ist bestimmt nicht durchgegangen. Barmherziger Himmel - da wird doch nichts passiert sein?!« Großmama hielt schon wieder ängstlich auf der Straße Umschau, ob der Wildfang auch nicht hinuntergestürzt sei.
    Nesthäkchen aber saß hinter der bergenden Wand und kicherte heimlich wie ein Kobold. Nein, war die Sache ulkig!
    »Annemie - Annemie - -«, Großmamas Stimme klang noch ängstlicher als zuvor.
    »Du mußt dich melden«, flüsterte Margot, die ein sehr braves Mädel war, ihr zu.
    Da bequemte sich der kleine Übermut endlich zur Rückreise. Natürlich wieder auf demselben Wege. Der Stuhl mußte diesmal den Tisch vertreten. Als Großmama aufs neue ihre Rufe erschallen ließ. »Annemiechen - Herzchen, wo bist du bloß?«, erklang es ausgelassen dicht über ihr. »Hier hängt se!«, und hast du nicht gesehen, kam es im hellblauen Leinenkleid über die Balkonwand herabgerutscht, gerade zu Füßen der entsetzt die Hände zusammenschlagenden alten Dame.
    »Aber Annemie - wie kannst du bloß so wild sein - du bist doch kein Junge - hast du dir auch nicht weh getan, Kind?«, fragte Großmama eifrig, ganz glücklich, ihr Enkeltöchterchen wieder gesund vor sich zu sehen.
    »Nee, gar nicht, bloß - - -«, Nesthäkchen begann plötzlich zu weinen.
    Das beunruhigte Großmama natürlich noch viel mehr. Sie forschte und befühlte das Enkelchen von allen Seiten. »Wo tut's denn weh - wo? Sag doch! Wollen wird zum Arzt

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