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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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brummte Klaus. Die Sache schien ihm einzuleuchten. Solch ein Ausflug mit den netten Mädeln war wirklich ganz verlockend. »Aber wenn Richter nicht mit 'nem ganzen Töchterpensionat losziehen will, wird nichts draus.«
    »Ach was, Richter! Der ist ja viel netter als du. Der freut sich bestimmt, wenn wir mitkommen.«
    Nesthäkchen setzte wie meistens mal wieder ihr hübsches Köpfchen durch. Richter willigte freudig ein, die Freundinnen noch viel freudiger, und den verschiedenen Eltern wurde die Erlaubnis mit der Begründung abgebettelt, daß die andern doch auch dürften. Am Abend vor dem sehnlichst erwarteten Sonntag betete Annemarie aus tiefstem Herzen: »Lieber Gott, laß es morgen nur nicht regnen und laß mich bloß nicht verschlafen.«
    Vor dem Bett lagen alle für die Hamsterfahrt notwendigen Ausrüstungssachen bereit, nur zum Greifen. Vor allem der große Sack für die Kartoffeln. Denn ohne einen Zentner Kartoffeln durfte sie nicht heimkommen, hatte Hanne gesagt. Daneben der Rucksack für all die anderen guten Sachen, die in Aussicht standen. Vorläufig hatte ihn Muttchen mit guten Sachen als Wegzehrung für den morgigen Tag gefüllt. Denn Frau Braun schien es weniger gewiß als der hoffnungsfreudigen Jugend, daß die Ernte so einträglich werden würde. Da lag das buntgeblümte Bauernkleid, die grüne Schürze und die Zupfgeige, Annemaries neueste Errungenschaft. In der Mitte aber thronte als Wichtigstes der Wecker.
    »Gute Nacht, Hamster, nun verschlafe nur nicht«, so hatte Doktor Braun sein Nesthäkchen entlassen. Bloß nicht verschlafen ... auf viertel fünf hatte Annemarie den Wecker gestellt. Gleich nach fünf ging der Zug. Wenn der Wecker nun nicht funktionierte, oder wenn sie ihn am Ende überhörte, sie schlief so fest.
    »Fräulein Annemarie, Sie müssen dreimal an Ihrem linken großen Zeh ziehen und dabei sprechen:, Großer Zeh ... großer Zeh ... weck mich um viertel fünf, nicht eh'! Das nützt, das ist besser als alle Wecker«, hatte ihr das Hausmädchen geraten.
    Annemarie vertraute aber doch noch eher der Uhr als ihrem großen Zeh. Na, man konnte ja, um ganz sicher zu gehen, beides machen.
    Ohrenbetäubendes Geklingel weckte Annemarie aus ziemlich unruhigem Schlummer.
    »Das Telefon ... das Telefon ...« Annemarie sprang aus dem Bett und an den Apparat.
    »Hier ...«
    Dröhnendes Lachen kam aus der Tür, hinter der Klaus schlief.
    »Du Affenschwanz ... das war doch der Wecker, es ist Zeit zum Aufstehen.«
    »Ach so.« Annemarie rieb sich die verschlafenen Augen. Ein recht zweifelhaftes Vergnügen, solche Frühpartie. Was ging sie eigentlich die Obstblüte an! Aber nachdem sie das Gesicht in kaltem Wasser gebadet hatte, war alle Müdigkeit verflogen und die große Vorfreude wieder da.
    Mit dem Glockenschlag fünf traten ein junger Bursche in Kniehose und Sporthemd, den Rucksack auf dem Rücken, und ein blondhaariges Dirndl aus dem schlafenden Haus. Gleich darauf hörte man wieder ein Poltern auf der Treppe ... trapp ... trapp ... kam es die stille Straße hinter den beiden her.
    »Wartet doch auf mich, Kinder ... nehmt mich doch mit.« Das war Margot Thielen.
    »Guten Morgen ... ist das ein herrlicher Sonntag ...«
    »Man sollte Bäckerjunge werden oder Milchmädel.« Nesthäkchen, sonst eine kleine Langschläferin, war plötzlich Feuer und Flamme fürs Frühaufstehen.
    »Ob die andern Mädel auch alle pünktlich da sein werden?«
    »Die andern vielleicht ... ihr sicher nicht, wenn ihr soviel sabbert«, rief Klaus, der mit langen Schritten vorausstolzierte, zurück.
    Alle waren sie pünktlich. Zehn Minuten vor Abgang des Zuges war die ganze Hamsterbande beisammen.
    »Tag, Richter, hättest dir noch 'ne Brille auf die Nase setzen müssen, als würdiger Vorsteher eines Mädchenpensionats«, begrüßte Annemarie den Freund von Klaus lustig.
    »Morgen, Kinder! Na, nun benehmt euch nur recht artig und sittsam und macht mir keine Schande«, ging der Primaner auf ihren Scherz ein.
    »Die Leute werden uns für Wandervögel halten«, meinte Marianne.
    »Dann haben sie keine Ahnung von Zoologie. Jeder naturwissenschaftlich geschulte Mensch sieht doch auf den ersten Blick, daß wir zur Familie der Hamster gehören.«
    »Besonders Ilse mit den neuen weißen Schuhchen ... zu solch einem Hamsterausflug zieht man derbe Sachen an, daß man einregnen kann.«
    »Und daß einen die Hühneraugen nicht drücken.«
    Ilse wurde rot. Es hatte daheim mit der Mutter einen Kampf wegen der neuen weißen Schuhe gesetzt.

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