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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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Marlene, die als einzige Zweifel erhob.
    »Natürlich tun sie's, wir müssen nur schön bitten«, rief Annemarie.
    »Na, dann kannst du ja gleich den Anfang machen. Dort drüben ist ein Gehöft, wo sie Kühe haben.« Richter wies auf ein abseits gelegenes Haus.
    »Laß dich aber nicht 'rausschmeißen«, rief Klaus der Schwester vorsorglich nach.
    »I wo! Ich bringe euch eine große Kanne Milch mit, vielleicht auch Butter und Eier.«
    Annemarie setzte sich voller Hoffnungen in Bewegung.
    »Ich gehen mit dich.« Vera eilte hinter ihr her. Das war recht angenehm. Denn vor dem Hause lag ein großer schwarzer Köter und blinzelte den beiden mißtrauisch entgegen.
    Eine Frau von ziemlich verwahrlostem Aussehen klapperte auf Holzpantinen im Stall herum.
    »Guten Morgen«, rief Annemaries helle Stimme zur Tür herein.
    Keine Antwort. Nur Poltern mit den Melkgefäßen und sattes, behagliches Brummen der Kühe. Da kamen sie ja gerade zurecht.
    Die Schwanzquasten der Kühe, die sich im Kreise bewegten, waren zwar etwas störend, aber Annemarie war nicht umsonst schon einige Male auf dem Gut bei Onkel Heinrich gewesen. Trotz Veras energischen Zurückzupfens wagte sie sich weiter.
    Die Frau blinzelte mißtrauisch herüber, ähnlich wie der Köter vor der Haustür.
    »Ach bitte, würden Sie nicht so gut sein und uns etwas Milch geben«, bat Annemarie mit all ihrer Liebenswürdigkeit.
    »Nee«, brummte es als Antwort. Vera zupfte energischer.
    So schnell ließ sich Nesthäkchen nicht abspeisen.
    »Ach, Sie haben doch soviel.« Das junge Mädchen wies auf die vollen Milchkübel.
    »Jawoll, müssen wir alles abjeben. Nich mal für die Ferkel haben wir jenug.« Dabei sah die Frau das junge Mädchen so empört an, als ob es die Schuld an dieser Verordnung trüge!
    »Wir haben solchen Durst.« Noch einmal versuchte Annemarie ihr Heil.
    »Denn bleibt jefälligst zu Hause und treibt euch nicht auf der Landstraße rum. Diese verfluchtigen Wandervögel, die einen alle Sonntag das Haus einrennen! Wollt ihr nicht vielleicht auch Eier, Speck und Butter, was?«
    »Ja, wenn wir was bekommen könnten, gern ...«
    »Nun aber raus mit euch, raus ...« schrie die Frau, und ihre Stimme überschlug sich fast vor Wut.
    Bald darauf standen die beiden wieder auf der Landstraße.
    »Wo habt ihr denn die vollen Milchkannen?« empfingen sie die Gefährten neckend.
    »Die sollst du uns im nächsten Bauernhaus herausholen, Ilse.« Annemarie war nicht auf den Mund gefallen. »Puh, Kinder, war das eine grobe Liese. Am liebsten hätte sie uns verprügelt, weil wir es überhaupt wagten, uns die Sohlen auf ihrer staubigen Landstraße abzulaufen. Aber es sind nicht alle so.« Annemaries glückliche Natur scheuchte die kleine Wolke am hellen Sonntagshimmel schnell davon.
    »So, Fräulein Ilse, jetzt kannst du mal dein Glück versuchen, jetzt sind wir ja mittendrin im Dorf.«
    »Die Jungen setzen am Ende mehr durch«, schlug Ilse unbehaglich vor.
    »Nee ... nee ... das gibt's nicht. Einen großen Mund kann jeder haben, aber besser machen, heißt es.«
    »Marlene muß mitkommen.«
    »Natürlich, die Unzertrennlichen. Nun hamstert recht brav.«
    »Ich frage nur nach Butter ... Fett ist die Hauptsache«, meinte Ilse.
    »Bring gleich 'nen halben Zentner. Wir teilen alles getreulich.« Lachend riefen sie es hinter den beiden sich langsam Vorwärtsschiebenden her.
    Dort das helle Giebelhaus hinter der blühenden Rotdornhecke sah vertrauenerweckend aus.
    »Mir ist es sehr peinlich, Ilse, als ob ich betteln will.« Marlenes scheuer Natur wurde der Weg besonders schwer.
    »Ach was, wir bezahlen es ja. Komm nur, sie werden uns nicht fressen.« Ilse hatte noch nicht ausgesprochen, als sie schon laut schreiend einen Satz machte. Eine Ziege war ihnen mit betrübtem Mä-ä-ä-ah-äh entgegengesprungen. Am niedrigen Fenster stand der Bauer und lachte dröhnend.
    »Na, was bringt ihr denn Schönes?«
    »Bringen ...« Nein, es war Marlene geradezu entsetzlich, daß sie etwas haben wollte.
    »Oder wollt ihr am Ende gar was holen?« Der Bauer schmunzelte. Er kannte derartige Sonntagsgäste. Die beiden jungen Mädel, die nicht den Mund aufzutun wagten, machten ihm Spaß.
    »Ach, wenn Sie vielleicht etwas übrig haben.« Marlene hätte sich nicht gewundert, wenn man ihr jetzt ein Stück trockenes Brot gereicht hätte. Wie ein Bettelmädel kam sie sich vor.
    »Habt ihr denn auch tüchtig Hundertmarkscheine bei euch?« Der Bauer schlug sich auf seine Hosentaschen.
    Die beiden wurden noch

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