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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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aus, so wird es ein Stück Papier. So ... und kreuzt ihr Mittel-und Zeigefinger übereinander, so habt ihr eine Schere. Schön ... nun aufgepaßt ... jetzt kommt das Eigentliche: Der Stein schleift die Schere, die Schere schneidet das Papier, und das Papier wickelt den Stein ein. Also, wenn ich zum Beispiel einen Stein mache und Vera eine Schere, habe ich gewonnen, denn der Stein ist mehr als eine Schere, er schleift sie. Hat aber Vera statt der Schere die Hand ausgestreckt und ein Stück Papier hergestellt, so hat sie gewonnen, denn das Papier geht über den Stein, es wickelt ihn ein. Verstandez-vous?«
    »Nee« ... »Keine Spur« ... »Völlig schleierhaft« ... »Aber Kinder, das ist doch klar wie Kloßbrühe!« Wieder erhob sich ein lebhafter Tumult.
    »Weibliche Sekundaner sind Heupferde«, stellte Klaus weniger ritterlich als sachgemäß fest. »Probiert's doch mal, man lernt's am besten in der Praxis. Aber doch nicht alle auf einmal, immer nur zwei und zwei. Los ... Marlene und Ilse können beginnen ... eins ... zwei ... drei ... alle beide Stein, ... noch mal ... Marlene Schere, Ilse Papier, wer hat also gewonnen?«
    »Marlene« ... »Nein, Ilse« ... die Parteien waren sich nicht einig.
    »Noch nicht mal die Reife für Sexta, wenn es nach mir ginge, käme keine von euch zu Ostern nach der Obersekunda«, neckte der unverbesserliche Klaus. »Natürlich hat Marlene gewonnen, denn die Schere schneidet das Papier.« Marlene streckte erfreut die Hand nach dem leckeren, zuckerbestreuten Pfannkuchen aus. »Ich gebe dir die Hälfte ab, Ilse«, flüsterte sie ihrer Freundin tröstend zu.
    Aber »Liegenlassen ... so schnell geht die Geschichte nicht«, kommandierte der Jüngling. »Jetzt muß Marlene erst mit einer anderen den Pfannkuchen aussteinen, wer weiß, ob sie ihn behält.«
    Tatsächlich, wie gewonnen, so zerronnen. Marlene, die gedacht hatte mit »Schere« immer gewinnen zu müssen, mußte einsehen, daß der Stein die Schere schliff. Folglich hatte Margot, die eine Faust gemacht hatte, ihr den Pfannkuchen abgewonnen. Aber auch diese durfte ihn nicht behalten. Marianne Davis zog zwar den kürzeren gegen sie, aber Vera Burkhard, mit der sie dann die Wette eingehen mußte, rief glückstrahlend: »Oh, ich habe die Papier, die ist mehr als das Stein.« Zum Schluß blieb der Wettkampf nur noch zwischen Vera und Annemarie auszufechten.
    »Ich verzichte freiwillig, Verachen, ich bin die Wirtin, laß dir den Pfannkuchen gut schmecken«, verkündete Annemarie großmütig.
    »Ausgeschließt ... ich nicht essen ohne dirr, wirr werrden steinen aus beide noch eine Mal.«
    »Eins, zwei, drei« ... Annemarie blieb Siegerin. »Nee, Kinder, das geht auf keinen Fall, ich werde mir doch nicht den Pfannkuchen schmecken lassen, und ihr habt das Zusehen. Überhaupt müssen wir erst noch den zweiten auswetten.«
    »Halt ... auf den lege ich Beschlag als Lehrergehalt«, posaunte jetzt Klaus los.
    »Klaus hat recht« ... »Er hat den Pfannkuchen redlich verdient« ... »Wir haben ja statt dessen das Vergnügen des Wettspiels gehabt«, riefen die Mädel lachend.
    Nur Annemarie wollte davon nichts hören.
    »Das wäre ja, um auf die Akazien zu klettern! Wir beide futtern Pfannkuchen, und unsere Gäste können sich den Mund wischen! Mutti, komm doch mal als Schiedsrichter herein.«
    Nicht nur Frau Braun kam dem Hilferuf ihres Töchterchens nach, sondern auch der Vater, der gerade seine Sprechstunde beendet hatte.
    »Na, wieder mal versammelt? Was gibt's denn hier für eine Revolution, Jungs?«
    Annemaries Vater, ein stattlicher Herr um die Fünfzig, pflegte Nesthäkchen stets als seinen dritten Jungen zu bezeichnen. Und auch die Freundinnen mußten sich seine scherzhafte Benennung gefallen lassen.
    »Vaterchen, zwei Pfannkuchen sind noch übrig. Einen hat Klaus schon vorher stibitzt. Und nun will er von den beiden noch einen haben. Und den anderen habe ich beim Wettspiel gewonnen. Aber dies geht doch auf keinen Fall. Meine Freundinnen haben jede nur einen halben bekommen«, berichtete Nesthäkchen erregt.
    »Hm ... ein schwieriger Fall. Schade, daß ich Arzt und nicht Jurist bin. Hier kann nur ein salomonisches Urteil helfen. Wie wär's, Elsbeth«, Doktor Braun zwinkerte seiner Frau verschmitzt zu, »wenn unsere Hanne die fehlenden fünf Pfannkuchen noch schnell nachbackt?«
    Seine Frau war nicht sehr erbaut von dem Vorschlag. Sie schüttelte den Kopf. »Es ist heute Sonnabend, Hanne ist noch beim Küchescheuern, da dürfen wir ihr nicht

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