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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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etwas übelnimmt, hat wirklich einen kleinen Piep. Das weiß doch jede, daß die es mit dem Mund nicht genau nimmt und schnell mal was hinsagt.«
    »Du, sei still, Ilse, du bist selbst oft übelnehmend«, verteidigte sich Annemarie. »Aber nun denke ich, wir fahren wirklich fort in unserm Latein.«
    Hanne aber, die alte Köchin bei Brauns, war anderer Meinung. Sie öffnete ohne Umschweife die Tür, stellte eine kalte Speise, »Blubber« nannten sie die Mädel, mitten auf den Tisch neben die lateinische Grammatik und verkündete: » So, nu Schluß mit die Jelehrsamkeit! Jetzt wird erst mal 'n bißchen jefuttert.« Hanne nahm nie ein Blatt vor den Mund. Mit Nesthäkchens Gymnasiallaufbahn war sie ganz und gar nicht einverstanden. »Puren Unverstand« nannte sie es, daß das »Kind« all das gelehrte Zeug in seinen Kopf pfropfen mußte.
    »So, Annemiechen, kram man das Jeschreibsel zusammen, daß ich die Teller rumsetzen kann.« Hanne duzte Annemarie immer noch. Aber wenn sie zu dem Hausmädchen von ihr sprach, sagte sie nicht anders als »unser Fräulein«.
    Die Backfischchen zeigten fast noch größeren Eifer bei der eingehenden Beschäftigung mit der Speise als bei der lateinischen Konjugation. Nachher war es schon zu spät, um noch einmal mit Latein zu beginnen. Um acht Uhr mußte eine jede daheim sein. Und Marlene und Ilse hatten einen weiten Weg. Mit viel Lärm trennte sich das lustige halbe Dutzend. »Auf Wiedersehen« ... »Auf Wiedersehen« ... »Daumen drücken für Montag!«
    Nur Margot, die in demselben Haus wohnte, blieb noch ein Weilchen.

Die Untersekunda schippt Schnee
     
    Es schneite ... schneite ... was nur vom Himmel herunter wollte. Ein dicker, weißer Samtteppich breitete sich über die Plätze und Straßen Berlins. Die Häuser schauten ganz merkwürdig aus hohen weißen Zipfelmützen heraus. Auf dem Blumenbrett vor Nesthäkchens Fenster türmten sich die Schneemassen. Kaum vermochte Annemarie am Morgen über den hohen Schneeberg zu ihrer Freundin Margot hinüberzuspähen.
    »Eine Schneemauer ... eine weiße, riesige Mauer! Ach, wenn sie doch unser ganzes Haus umschlösse, dann könnte ich nicht in die Schule gehen!« Annemarie blickte von ihrem Morgenfrühstück zweifelnd in das Schneegestöber hinaus und überlegte, ob es wohl soweit kommen könnte.
    »Aber Lotte, du bist doch sonst nicht so faul«, meinte die Mutter erstaunt, während sie dem Töchterchen die Schulbrote zurechtmachte.
    »Na, erstens ist heute Montag, da ist's immer eklig, in die Schule zu gehen. Und dann die lateinische Arbeit heute ... ach, wenn uns doch die Schneemauer davor bewahren möchte!«
    Frau Braun mußte lachen. »Bist du ein Kindskopf, Lotte! Lerne doch lieber vorher fleißig für eure Arbeit, dann brauchst du keine Angst zu haben.«
    »Bammel heißt es bei uns auf dem Gymnasium«, unterbrach Annemarie sachgemäß die Mutter. »Aber wo sind denn Vater und Klaus?« Sie wies verwundert auf die noch unberührten Gedecke. Der Vater, der in seinem Beruf sehr angestrengt war, hielt darauf, die Mahlzeiten mit seiner Familie gemeinsam einzunehmen. Waren dies doch die einzigen Ruhestunden, die der vielbeschäftigte Arzt sich gönnte.
    »Wenn du wüßtest, wo die beiden stecken.« Die Mutter machte ein verschmitztes Gesicht. »Sie sorgen dafür, daß keine Mauer um unser Haus wächst, damit du heute deine Arbeit schreiben kannst.«
    »Was ... wieso denn?« Nesthäkchens rundes Gesicht sah verständnislos drein.
    »Ja, da staunst du! In aller Herrgottsfrühe hat der Hausmeister heute schon die Mieter zum Schneeschippen auffordern lassen. Jeder gesunde Mensch in der Stadt ist dazu verpflichtet, weil ansonsten der ganze Verkehr steckenbleibt. Da ist Vater noch vor seiner Sprechstunde zum Schneeschippen hinuntergegangen, und den Klaus hat er mitgenommen.«
    »Vater schippt Schnee?« Hellauf lachte ihr Nesthäkchen. »Das muß ich sehen« schnurstracks wollte es hinaus auf den Balkon, wo der Schnee schon die halbe Tür bedeckte.
    Hiergeblieben, Lotte!« rief die Mutter hinter ihr her. »Ich kriege ja das nasse Zeug ins Wohnzimmer herein. Wenn du nachher zur Schule gehst, kannst du den Vater unten bewundern.«
    »Ich gehe nicht in die Schule«, erklärte plötzlich das Töchterchen mit Bestimmtheit. »Ich bin ebenso zum Schneeschippen verpflichtet wie Klaus. Ich bin auch ein gesunder Mensch ... hurra, die Lateinarbeit können sie ohne mich schreiben.«
    »Jawohl, daraus wird nichts, Fräulein Faulpelz«, tönte es von der Tür her,

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