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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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in die Quere kommen, sonst wird sie ungemütlich.«
    »Ich weiß eine Weg aus«, meldete sich jetzt Vera. »Also, was für eine Weg aus schlägst du vor?« Lachend wurde sie von den Gefährtinnen umringt.
    »Wirr werrden geben dies eine Pfannkuchen an Klaus, und das andere wirr werrden beißen ab jederr davon, bis err ist nichts mehrr da.«
    Unter allgemeinem Jubel wurde Veras Vorschlag angenommen. Alle Parteien waren zufriedengestellt, vor allem Klaus.
    »Hol doch ein Zentimetermaß, Lotte!« Vater und Mutter riefen ihr Nesthäkchen noch immer mit dem Kosenamen der Kleinkinderzeit. »Jede darf anderthalb Zentimeter abbeißen«, neckte Doktor Braun.
    Aber so genau nahm man es nicht. Unter Lachen und Scherzen machte der Pfannkuchen die Runde. »Margot hat nur Luft abgebissen« ... »Ilse, nicht die ganze Füllung«. Der eine Pfannkuchen mundete den sechs Mädchen besser, als wenn Hanne noch eine ganze Schüssel davon gebacken hätte.
    Die Stimmung, die nie zu wünschen übrigließ, war durch die Pfannkuchenteilung noch fideler als sonst geworden. Frau Braun, die im Nebenzimmer mit Briefschreiben beschäftigt war, lächelte vor sich hin. Es ging doch nichts über die Backtischzeit! All das Schwere, was die letzten Jahre mit sich gebracht hatten, hielt vor diesem jungen Lachen nicht stand. Die Jugend würde schon mit der Zeit fertigwerden, ihr gehörte die Zukunft. Und hoffentlich eine bessere!
    Auch in dem kleinen Zimmer, das auf der anderen Seite an das Annemaries stieß, lauschte einer bei seiner griechischen Äschylosübersetzung auf das übermütige Gekicher nebenan. Es war Klaus. »Richtig alberne Gänse ... schnattern und schnattern ... und unsereiner muß sich abquälen.« Ein halb verächtlicher, halb neidischer Seufzer schloß die nachdenkliche Betrachtung des Primaners.
    Bald aber kam auch in Annemaries hübschem Mädchenzimmer Ernst und Arbeit zu ihrem Recht. Das »Tugendschäfchen«, Margot Thielen, unterbrach plötzlich die ausgelassene Stimmung: »Kinder, ich denke, ihr schreibt Montag eine Lateinarbeit und wollt noch gemeinsam dazu wiederholen.«
    »Himmel, hast du keine Flinte« ... »Die Lateinarbeit habe ich total verschwitzt« ... »Tugendschäfchen erinnert natürlich daran, obwohl es nicht mal mitschreibt.«
    Margot Thielen war die einzige der sechs Freundinnen, die nicht mit auf das dem Schubertschen Lyzeum angegliederte Gymnasium übergegangen war. Ihre Fähigkeiten lagen vor allem in weiblicher Betätigung. Dabei war sie so fleißig und gewissenhaft, daß sie, obwohl sie nicht so begabt war, wie zum Beispiel Annemarie, meistens die besseren Zensuren gehabt hatte.
    »Also schön, Margot, du kannst unsern ollen Professor Herwig darstellen. Da mußt du aber auch so heiser und hüstelnd sprechen wie der und ab und zu eine Prise nehmen.« Nesthäkchen hatte bereits ihre Hand zu einer Schnupftabakdose geformt und zog mit krausem Näschen die vermeintliche Prise ein.
    »Famos« ... »Genau wie Herwig« ... »Zum Verwechseln ähnlich!« Der Jubel stieg.
    »Wenn wir noch für die Arbeit wiederholen wollen, ist es aber wirklich höchste Eisenbahn«, unterbrach Marlene Ulrich, eine sehr gewissenhafte Schülerin, die Ausgelassenheit. »Annemie, hole Papier und Bleistift. Margot, du nimmst die Grammatik und diktierst aus Lektion 12-18, Deklination, Konjugation, Vokabeln und Sätze, alles durcheinander. Das wirkt am meisten.«
    Bald saß das lustige halbe Dutzend mit gezücktem Bleistift vor dem leeren Bogen. Aber die Lustigkeit verging einigen von ihnen bald.
    »Nicht so schnell, Margot ... wer soll denn da mitkommen«, begehrte Ilse auf.
    Auch Marianne kam nicht mit. »Weil du selber kein Latein kannst, denkst du wohl, wir müssen es aus dem Ärmel schütteln!«
    »Konjugation, Margot ... Herwig will uns diesmal besonders mit Konjugieren zwiebeln. Ach, zu Ablativ bist du wohl zu dämlich«, meinte Nesthäkchen treuherzig, ohne es böse zu meinen.
    Aber Fräulein Margot war empfindlich. »Lernt doch euer lateinisches Zeug allein, wenn ihr glaubt, daß ich zu dämlich dazu bin!« Damit schlug sie die Grammatik zu, während ihr Tränen in die Augen stiegen.
    »Aber Margot, ich wollte dich doch nicht beleidigen!« Annemarie schaute plötzlich betreten drein. »Sei kein Frosch und diktiere weiter.«
    »Ach, wenn du immer so zu mir bist, so ... so ... überheblich und ... ich kann doch nichts dafür, daß ich nicht auch im Gymnasium bin ...« Das Mitleid mit sich selbst überwältigte Margot.
    »Wer Annemarie

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