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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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... »Vielleicht schneit's dann noch immer.« Glückstrahlende Mädchenaugen ... flinke Hände, die nicht schnell genug die gefürchteten Arbeitshefte zuschlagen konnten.
    »Mäntel angezogen!« rief der bedächtige alte Herr der jungen Gesellschaft nach, die aus der Klasse stürmen wollte.
    Im Hof waren schon die anderen Klassen versammelt. Fräulein Hering und Fräulein Neubert verteilten Schaufeln und hölzerne Schneebesen. Jede Schülerin erhielt eines der Geräte.
    »Ihr sollt am Lützowplatz die Bahngleise freischaufeln ... lauft doch nicht wie eine Herde Gänse durcheinander ... in Riegen antreten!« kommandierte Fräulein Neubert.
    »Ach, du meine Güte ... die Neubert macht ja 'ne Turnstunde aus dem Schneeschippen«, murrte Annemarie.
    »Besserr ... viel mehrr besserr als schrreiben das lateinische Arrbeit.«
    »Da hast du ein wahres Wort gesprochen ... also denn los, ganze Kompanie!«
    »Annemarie Braun, ich brauche euch große Mädchen wohl nicht erst darauf aufmerksam zu machen, daß ihr euch auf der Straße wohlerzogen und gesittet zu benehmen habt.«
    Fräulein Neubert schritt neben der Untersekunda her, während Fräulein Hering die Aufsicht über die Tertia übernahm.
    In den Straßen, welche die Untersekunda durchschritt, herrschte reges Leben. Überall war man eifrig mit dem Fortschaffen des Schnees beschäftigt.
    »Heute müßte man nach dem Grunewald 'rausfahren mit dem Rodelschlitten«, rief Ilse. »Jawohl, mit Cäsar über den Rubikon müßten wir jetzt eigentlich in der lateinischen Arbeit rodeln«, lachte Marianne ausgelassen.
    »Annemarie sieht aus wie der Alte Fritz mit der weißen Zopfperücke«, neckte Ilse.
    »Und du wie Professor Herwig, bloß der Kneifer fehlt!« Annemarie blieb keine Antwort schuldig.
    Inzwischen hatte man den Lützowplatz, das Feld der künftigen Tätigkeit, erreicht. Die Schülerinnen wurden verteilt. »Wir bleiben beieinander!« Die Freundinnen scharten sich wie ein Volk Hühner zusammen. In der Tat gelang es ihnen, an derselben Ecke ihre Arbeit zugewiesen zu bekommen.
    Lachend machten sich die jungen Straßenkehrerinnen ans Werk. Hei ... da wurde einem bald warm, so scharf auch der Wind vom Kanal her blies.
    »Ilse, rück mir nicht so auf die Pelle, sonst streichle ich dich am Ende mit meiner Schneeschaufel«, rief Annemarie nach einer Weile durch das Schneegestöber.
    »Annemarie, wo bist du? Ich nicht kann machen auf die Augens bei das Schneesturm«, hörte man Veras Stimme.
    »Kinder, meine Hände sind ganz klamm!« Marianne hauchte ihre roten Finger an.
    »Und meine Füße sind schon Eisbein mit Sauerkraut«, lachte Marlene.
    Ein Weilchen hörte man nichts weiter als das Hacken der Schaufeln, das Schurren der Schneebesen und das Heulen des Windes. Das Bahngleis wäre unter den gemeinsamen Anstrengungen schon freigeschaufelt gewesen, wenn ... ja, wenn nicht immer neue Schneeflocken herabgewirbelt wären.
    »Kinder, das ist ja die reine Sisyphusarbeit!« Herzklopfend machte Marlene eine Pause. »Einen Felsblock den steilen Berg hinauf schleppen ist dagegen ein Kinderspiel.«
    »Hurtig mit Donnergepolter entrollte der tückische Marmor!« zitierten die Mädel ihren Homer.
    »Ich denke, wir machen mal eine kleine Pause. Arbeit macht zwar das Leben süß, aber die Baisertorte hier beim Konditor würde es entschieden noch süßer machen. Wie sind eure Taschengeldverhältnisse?« Marianne, ein Naschkätzchen, schaute begehrlich in das Schaufenster der großen Konditorei, vor der sie gerade schaufelten.
    »Ist ja bloß Eierschaum-Schlagsahneersatz« meinte Annemarie verächtlich.
    »Hierr, du haben eine Baiser.« Vera warf Marianne ausgelassen einen Schneeball an das halbgeöffnete Mäulchen.
    »Na warte, du bekommst von mir sogar einen Eisbaiser.« Marianne erwiderte das Geschoß, die andern blieben natürlich auch nicht untätig dabei. Bald entwickelte sich eine lebhafte Schneeballschlacht unter den Freundinnen. Hüben und drüben sausten die Kugeln.
    »Ja, was soll denn das heißen? Wer hat eben den Schneeball geworfen?« Aus dichtem Flockengeriesel tauchte ein Schneemann mit empörter Miene auf. Er entpuppte sich beim Näherkommen als Fräulein Neubert. Das Schneegeschoß war gegen sie geflogen. Die Mädchen in ihrer Ausgelassenheit kicherten verstohlen. Keine antwortete.
    »Natürlich Annemarie Braun mitten darunter. Da kann ich mir schon denken, wer der Anstifter gewesen ist.«
    »Wieso denn gerade ich?« Annemaries Gerechtigkeitsgefühl lehnte sich auf.
    Der

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