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Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit

Titel: Nesthäkchen 05 - Nesthäkchens Backfischzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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verteidigte sich das Backfischchen.
    »Laßt mir das Kind in Ruhe, das soll sich hier erholen«, nahm sich Tante Kätchen ihres Nichtchens an. »Schlaf dich ruhig aus, Annemie, und wenn du mir später im Garten, beim Geflügel und in der Milchkammer helfen willst, werde ich mich freuen.«
    »Ja, hilf nur im Haushalt.« Der Peter war beinahe noch ekliger als der Klaus.
    »Ein Kindermädel könnte ich auch für Bübchen gebrauchen«, begann nun auch Elli sich an den Neckereien zu beteiligen. Sie war kriegsgetraut, ihr Mann als Amtsrichter vor kurzem nach Kiel versetzt. Doch konnte er bei der Wohnungsknappheit, die überall herrschte, keine passende Wohnung finden. Darum war Elli mit ihrem Kleinen inzwischen bei den Eltern.
    »Ach ja, das gefällt mir am besten, ich weiß schon, wie ich's mache, damit jeder was von meiner Hilfe hat. Morgens arbeite ich bei der Ernte; vormittags gehe ich Tante Kätchen zur Hand, und nachmittags kommt zur Belohnung Bübchen heran.«
    »Das will ich mir auch ausgebeten haben, daß du mich jetzt nicht im Stich läßt, wo die Arbeiter so knapp sind und man ewig seinen Ärger hat.« Onkel machte ein möglichst ernstes Gesicht. »Wer essen will, muß auch arbeiten.«
    »Also morgen früh um vier Uhr!« Annemarie gähnte verstohlen. Sie war reichlich müde von der Reise. »Habt ihr nicht einen Wecker?«
    »Bei uns weckt der Hahn. Gute Nacht, Annemie.«
    Nun stand Nesthäkchen oben am Fenster des netten Giebelstübchens und blickte über den Hof, die Scheunen und die Wiesen weit, weit hinaus. Irgendwo blökte ein Kalb.
    War das ein Gottesfrieden hier!
    Als der Gutsherr am andern Morgen bald nach vier Uhr aufs Feld hinausritt, warf er einen verschmitzten Blick zu den Fenstern des Giebelstübchens hinauf. Da waren die grünen Fensterläden noch fest geschlossen.
    Zwei Stunden später begann auch Tante Kätchen ihren Rundgang durch den Geflügelhof, in die Kälberkinderstube und in den Obstgarten. Auch sie lugte zum Fremdenzimmer hinauf. War ja kein Wunder, daß das Mädchen nach der langen Reise müde war.
    Bübchen erschien um halb acht, frisch gewaschen und ausgeschlafen. Aber die neue Tante, die mit ihm spielen wollte, war noch nicht sichtbar.
    Peter, der in aller Herrgottsfrühe schon mit dem Vater hinausgeritten war, trat mit wahrem Bärenhunger bereits zum zweiten Frühstück an, während Herbert gerade seinen Kaffee trank.
    »Ist unser holdes Kusinchen noch nicht aus den Federn gekrochen?«
    »Die schläft noch wie 'ne Ratze ... macht selbst mir Konkurrenz an Faulheit.«
    »Na, dann wollen wir sie mal ein bißchen aus dem Traumland in die Wirklichkeit zurückholen.« Peter begann kleine, grüne Äpfel, die der Wind heruntergeschlagen hatte, zu sammeln und die grünen Fensterläden des Giebelstübchens geschickt zu bombardieren.
    Drinnen fuhr Annemarie erschreckt hoch. »Himmel ... sie schießen!« Das war bestimmt eine Bombe. Die Fensterläden schütterten ja. War denn wieder Krieg?
    Annemarie war ein beherztes Mädel. Mit beiden Beinen sprang sie zugleich aus dem Bett, um zu sehen, was denn eigentlich los sei. Verschlafen blickte sie sich in der fremden Umgebung um.
    Herrgott, sie war ja gar nicht in Berlin in ihrem Mädchenzimmer. Sie war ja auf Gut Arnsdorf. Annemarie wagte sich ein paar Schritte weiter zum Fenster hin. Da aber sprang sie mit einem entsetzten Schrei zurück.
    Die Fensterläden waren plötzlich aufgeflogen ... »Eine Bombe ... eine Bombe!«
    Annemarie hielt sich ihre blutende Nase, gegen welche die »Bombe« gesaust war. Unten hörte man lautes Lachen. Das war doch der Peter ...
    Ein blonder Struwwelkopf mit blutender Nase wurde einen Augenblick am Fenster des Giebelstübchens sichtbar. »Peter ... Peterchen ... sie schießen!« Zweistimmiges Gelächter übertönte jeden weiteren Hilferuf des Backfisches. Die Vettern hielten sich unten den Bauch vor Lachen.
    »Laß dich nur nicht totschießen, Annemie.« Das klang doch gar nicht so gefährlich. Annemarie nahm das Geschoß, das ihre Nase verwundet hatte, näher in Augenschein. Ein harmloses, grasgrünes Äpfelchen war's.
    »Verflixte Bengel!« Im Nu hatte es Annemarie jetzt erfaßt, daß die Vettern sie zum besten gehabt hatten. Na, wartet nur! Die Wasserkaraffe ergreifen und ihren Inhalt über die noch immer unten Lachenden in kaltem Strahl herabbrausen lassen, das war eins.
    »Kleine Kröte!« Die beiden lachten jetzt nicht mehr. Wie begossene Pudel schlichen sie davon. Jetzt war es Annemarie, die hinter ihnen herlachte:

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