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Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken

Titel: Nesthäkchen 07 - Nesthäkchen und ihre Küken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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knarrte das Gartentor. Ein Herr mit grauem Haar tauchte auf, eine Schwarzhaarige und eine Braune an jeder Seite untergeärmelt.
    »Opapa ... Opapa ...« In fünfstimmigem Chor erschallte es jubelnd vom Katzentisch. Stühle flogen um, kleine Beinchen in die Luft. Jedes wollte zuerst beim lieben Opapa sein.
    »Opapa, was mitdebingt?« Sämtliche Taschen wurden sofort einer gründlichen Revision unterzogen.
    »Wie die Räuber fällt die kleine Bande über einen her!« Doktor Braun strahlte vor Großvaterstolz. Der eine hatte seine Uhr beim Wickel, der zweite die Brille, Hansi die vielgeliebte »Horche«. Das war das Stethoskop, das er beim Vater nicht anfassen durfte. Jetzt stand der kleine Kerl mit ernsthaftem Gesicht, das Hörrohr am Ohr. »Hier Dottor Hattenstein ... wer dott?« Zum größten Gaudium des Großvaters benutzte Hansi die »Horche« stets als Telefon. Währenddessen gruben die Mädchen in Opapas Rocktaschen nach Süßigkeiten.
    »Hatte Lein-Usche niß mitdebingt?« Klein-Ursels Freude mit dem Opapa begann abzuflauen.
    »Nein, Kinderchen, heute hatte ich wirklich keine Zeit.« »Hatte destinnt nißt, Opapaßen?« erkundigte sich Ursel.
    »Destinnt nichts«, lachte der Großvater. »Bloß ... ja richtig, das muß noch vom vorigen Mal hier in der Rocktasche steckengeblieben sein.« Aus einer Innentasche, die den kleinen Detektiven entgangen war, kam eine Tüte zum Vorschein. »Bomboms ... Usche Bomboms, duter Opapa ...« Klein-Ursel war innigste Zärtlichkeit. Aber schon hatte Vronli die Tüte an sich gerissen. »Mir gehört sie ...« »Nein, Vronli, sie gehört euch allen ...« Doktor Braun amüsierte sich köstlich. Denn jetzt gingen die drei kleinen Männer mit vereinten Kräften gegen das Mädchen los.
    »Herbertchen kratzt ... au, Waldemar, nicht kneifen ... Hansi, wenn du mit den Füßen stößt, bekommst du nichts.«
    »Du hast dehaupt nißt zu saden ...« Der kleine Bruder wehrte sich gegen die schwesterliche Autorität.
    »Höre, Vronli, ich habe das Vertrauen zu dir, daß du die Bonbons ehrlich unter euch fünf verteilst«, schlichtete der Opapa den Streit.
    »Ja, immer dem Alter nach, nicht, Opapa? Mit sechs Jahren kann man halt mehr Bonbons vertragen als mit zwei«, gab Vronli zu bedenken.
    »Usche ... Bomboms ... Lein-Usche doll Bomboms haben. »Die Kleine hatte offenbar kein rechtes Zutrauen zu der Großen.
    »Ich glaube, daß Klein-Ursels Magen genau soviel 'Bomboms' vertragen kann wie dein sechsjähriger, Vronli«, meinte der Opapa.
    Annemarie wollte nun aber auch ihr Teil, nachdem sie die Freundinnen Vera Burkhard und Margot Thielen freudig begrüßt und versorgt hatte.
    »Vatchen ... ich existiere wohl überhaupt nicht mehr für dich? Du hast ja nur noch Augen für die dritte Generation«, beklagte sie sich halb ernst, halb scherzhaft. »Meine große, dumme Lotte ... das Beste kommt zuletzt!« Doktor Braun schlang den freien Arm um Annemarie. »Komm her, du eifersüchtige Mutter! Möge dir dein Glück erhalten bleiben, mein Kind. Und dies hier, du sprachst neulich mal davon, daß du dir einen neuen Wintermantel verkneifen müßtest; ich hatte dieser Tage eine kleine Extraeinnahme, vielleicht langt's.« Er drückte seinem Nesthäkchen ein verheißungsvolles Kuvert in die Hand.
    Fest schmiegte Annemarie den Blondkopf an des Vaters Schulter in stummem Dank. Bis in die achte Stunde dehnte sich die Kaffeetafel unter der Linde aus. Dann gingen alle ins Haus, wo die Lampen schon brannten. Frau Marianne sprang plötzlich auf: »Ich Rabenmutter, laß Mann und Kind verhungern!« Sie war nicht zum Bleiben zu bewegen. Klein-Edith, der Säugling, mußte versorgt werden. Und: »Mein Mann ist den ganzen Tag in der Apotheke so angestrengt, abends will er wenigstens etwas von Frau und Kind haben.«
    »Du hilfst ihm ja als Laborantin in der Apotheke, Marianne, da hat er doch mehr als genug von dir«, wollte Margot sie zum Bleiben überreden.
    »Findest du ... er ist anderer Ansicht.« Marianne lachte noch immer ihr munteres Backfischlachen.
    »Grüß deinen Tyrannen, und ein andermal soll er abends nachkommen.« Marianne zog mit Herbertchen und Waldemarchen ab, die vom Mädchen geholt wurden. »Ein glückliches junges Frrau! Und trotzdem frreiheitsberraubt«, meinte Vera, der Freundin sinnend nachschauend.
    »Ja, wir Junggesellinnen haben es entschieden besser, Vera. Wir können heute abend hierbleiben, bis Hartensteins uns 'rauswerfen. Kein gestrenger Eheherr schaut stirnrunzelnd auf die Uhr, wenn wir

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