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Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Titel: Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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große Tropenhüte zum Schutz gegen die Sonne auf dem Kopf, schwangen sie sich in den Sattel. Milton Tavares hielt seiner Gattin den Steigbügel.
    »Sobald ich die telefonische Verbindung mit Santos habe, komme ich euch nach. Grüßt inzwischen die Mutter und Margarida. Sollte es länger dauern, so reite ich euch den Weg durch den Olivenhain entgegen.«
    Er blickte den drei anmutigen Reiterinnen, die grüßend davonsprengten, mit stolzfreudigen Empfindungen nach.
    Unter Oliven- und Orangenbäumen führte der Weg zu strauchartigen Anpflanzungen, die sich bis an die blauen Berge in endlosen Wellen dehnten. Das waren die Kaffeeplantagen. Immergrüne, lederartige Blätter verbargen die duftenden, rötlichvioletten Blüten. In regelmäßigen Abständen waren die mannshohen Sträucher angelegt. Sie gaben der Gegend etwas Einförmiges. War das Auge doch gerade im Tropenland an bizarre Formen von Pflanzen, an üppigste Vegetation und buntesten Farbenreichtum gewöhnt. »Als ich die Plantagen zum ersten Mal vor Jahren erblickte, haben sie mich traurig gestimmt«, sagte Frau Ursel sinnend. »Sie erschienen mir wie ein gewaltiges Meer, das Tausende von Menschen verschlingt, um nur wenigen seine Schätze zu spenden.« »Papi sagt, unsere Plantagen seien ein Segen für viele, die sonst keine Arbeit hätten«, meinte Marietta nachdenklich.
    »Der Vater hat recht. Seitdem die netten Siedlungshäuser entstanden sind, empfinden wohl auch die Arbeiter den Segen ihres schweren Tagewerks.« Liebevoll blickte Frau Ursel auf einen weißen Komplex von kleinen Häusern, der aus dem dunkelgrünen Blättermeer wie eine weiße Insel herausragte.
    »Weißt du, Mammi, wie die Plantagen, so denke ich mir den deutschen Wald«, sagte Marietta sinnend. Ihre dunklen Augen bekamen etwas Träumerisches. »Unseren deutschen Wald? Nein, mein Herz, der ist ganz, ganz anders. Den kann man sich nicht vorstellen, ohne ihn gesehen zu haben. Wie ein lichtgrüner Dom wölben sich die Baumkronen der Buchen und Eichen. Anemonen, Waldveilchen und Vergißmeinnicht umkränzen den murmelnden Bach. Singvögel, nicht so bunt wie die hiesigen, aber mit ungleich süßerem Wohllaut, jubilieren im grünen Blätterhaus.« Immer sehnsuchtsvoller wurde die Frauenstimme.
    »Solche Riesenfarne, solche üppigen Schlingpflanzen und so hohe Palmen wie bei uns gibt es im deutschen Wald sicher nicht. Und auch nicht so herrliche Obstbäume. Du hast uns selbst erzählt, Mammi, du hättest niemals früher so große Orangen und Pfirsiche gesehen wie hier. In Europa ist alles zwergenhaft klein«, warf Anita dazwischen, die nichts gegen Amerika aufkommen ließ.
    Frau Ursel beachtete den Einwurf nicht. Die war mit ihren Gedanken weit fort.
    »Sechzehn Jahre ist es nun her, daß ich die Heimat, all die Lieben in Deutschland, nicht mehr gesehen habe. Wenn man mir das damals gesagt hätte, als ich eurem Vater über das große Wasser folgte! Ich hätte es nicht für möglich gehalten.«
    »Wärst du ihm dann nicht gefolgt?« erkundigte sich Anita neugierig.
    »Ich glaube doch wohl«, lächelte die Mutter. »Aber schwer, noch viel schwerer wäre es mir geworden. Ich habe damals als neunzehnjähriges Ding doch noch nicht erfaßt, was solch eine Trennung, ein derartiges Loslösen von der Heimat bedeutet.«
    »Onkel Juan war doch inzwischen zu Besuch bei uns«, versuchte Marietta die wehmütigen Gefühle der Mutter zu zerstreuen.
    »Mein Bruder Hansi - ja, das war auch die einzige persönliche Verbindung mit der Heimat. Wißt ihr noch, wie er mit euch gespielt und getobt hat, der Onkel Hans? Sieben Jahre wart ihr damals. Eine Ewigkeit ist es schon wieder her.«
    »Wenn ich Donna Tavares gewesen wäre, ich wäre sicher mindestens alle zwei bis drei Jahre nach Europa hinübergegondelt. Daran erkennt man, daß du keine Amerikanerin bist, Mammi«, ließ sich Fräulein Klugschnack vernehmen.
    »Nein, Anita, das ist nicht der Grund. Ihr seid daran schuld, ihr Kinder, und auch der Vater. Das erste Mal, als ich mit euch hinüberfahren wollte - zur silbernen Hochzeit der Großeltern war's -, da zähltet ihr erst wenige Monate, und der Arzt fürchtete wohl mit Recht den Klimawechsel für euch. Bald darauf starb der Großvater Tavares. Die Last des vielverzweigten Kaffee-Exports lag auf den Schultern eures Vaters. Er konnte nicht monatelang dem Geschäftsbetrieb fernbleiben. Und mich so lange missen, wollte er noch weniger. So ward es von Jahr zu Jahr verschoben. Dann erschien Juan, unser kleiner

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