Netha-Chrome
diesem Zusammenhang in der Presse zu lesen. So war ich ganz froh, dass unser militärischer Geheimdienst ein bisschen flunkerte. Obgleich ich angesichts dessen nicht mehr sicher sein konnte, wie hoch der Wahrheitsgehalt der restlichen Informationen war, die man dem dummen Fußvolk vor die Füße warf. Aber das konnte man bei der MDA ohnehin selten sein.
In den Nachrichten hieß es, dass auch nach zwei Wochen keine Leichen in dem Wrack gefunden worden waren. Natürlich konnte es gut sein, dass Asharow restlos verbrannte, nachdem der Antrieb in die Luft geflogen war. Leider traute ich diesem Kerl aber auch zu, dass er den Absturz überlebt hatte und geflohen war. Es war eine Ungewissheit, die mich wahnsinnig machte. Und so redete ich mir irgendwann ein, dass er einfach tot sein musste und die MDA seinen Tod aus irgendwelchen Gründen verschwieg.
Seltsamerweise war aber die Ungewissheit, ob mein Lieblingsarschloch noch leben könnte, nicht der Auslöser für die zahlreichen, schlaflosen Nächte im Knast. Es war die verdammte Kontaktsperre. Ich hatte weder Sydney noch Tijuana sehen dürfen, und so hatte ich fast jede Nacht wachgelegen und befürchtet, dass ich sie nie wiedersähe.
Doch nun stand ich überraschenderweise vor den Toren, die mich wieder in die Freiheit führten. Irgendjemand da draußen hatte sich tatsächlich meiner erbarmt und eine Kaution in Millionenhöhe hinterlegt. Wer allerdings dahintersteckte, blieb schleierhaft. Nicht einmal der Knastdirektor hatte mir sagen können, wer der edle Spender war. Im Grunde war es mir aber auch egal. Die Hauptsache war, dass ich wieder auf freien Fuß kam. Zumindest vorerst. Wer dafür sorgegetragen hatte, würde ich noch früh genug herausbekommen.
Als sich die monströsen Tore der Haftanstalt vor mir öffneten, erblickte ich auch schon mein Begrüßungskomitee. Ich wusste nicht wie, aber irgendwie hatten Tijuana und Sydney spitzbekommen, dass ich an diesem Tag entlassen wurde. Vielleicht hatte eine von den beiden ja auch meine Kaution bezahlt. Tijuana ging einem gutbezahlten Job nach, für die wäre es ein Leichtes gewesen. Vielleicht hatte aber auch Sydney ihre Beziehungen spielen lassen.
Tijuana fiel mir als erste um den Hals und jauchzte. Ihre Umarmung ließ die Anspannung von mir abfallen. Ich schluckte hart und unterdrückte nur schwer die Tränen, die mir unweigerlich in die Augen schossen. Es tat so gut sie wiederzusehen. Auch wenn wir nicht lange voneinander getrennt waren, so war es mir im Knast doch wie eine Ewigkeit vorgekommen.
„Hey, du alter Raumpirat!“, jubelte die Latina und drückte mich fest an sich. „Ich habe dich vermisst!“
„Ich dich auch“, presste ich aus mir heraus. Niemals zuvor hätte ich gedacht, dass eine einfache Umarmung so viele Gefühle in mir auslösen konnte.
„Wie geht es dir?“, fragte Tijuana. Wir schauten uns an. Ich lächelte und zuckte die Achseln.
„Na ja, zwei Wochen Ruhe und Entspannung taten mal ganz gut. Ich hatte viel Freizeit, eine süße Doktorin, die sich um meinen Arm gekümmert hat und eine unglaublich gute Versorgung mit illegalen Schmerzmitteln. Nur das gemeinsame Duschen fand ich nicht so toll. Die haben mir immer ihre Seife vor die Füße geworfen, aber ich habe dieses Spiel nicht ganz verstanden.“
„Ich sehe schon, du bist immer noch genauso irre wie früher“, kicherte Ti. Als wir uns wieder losließen, schaute ich zu Sydney herüber. Die Agentin stand etwas abseits und als sich unsere Blicke trafen, lächelte sie.
„Ihr zwei seid wirklich verrückt genug, um euch gegen das Dekret zu stellen?“, fragte Tijuana ernst. Ich neigte den Kopf zur Seite, erwiderte aber nichts. Wieso auch? Ich konnte nichts mehr leugnen. Sie hatte gesehen, wie ich Sydney geküsst hatte.
„Ich bin es“, erwiderte ich. „Aber ob sie das ist, bezweifle ich.“
Tijuana nahm meinen Arm. „Ark! Sei froh, dass die Soldaten euch beide nicht gemeldet haben. Ansonsten wärest du jetzt bestimmt nicht hier, sondern in einem Loch am Ende des Sonnensystems. Das Protektorat versteht keinen Spaß, wenn jemand seine Dekrete bricht!“
„Ich weiß“, antwortete ich kleinlaut und zuckte die Schultern. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“
„Vergiss die Sache mit Sydney einfach.“ Ich schüttelte den Kopf.
„Kann ich nicht.“ Tijuana ließ mich los und starrte mich enttäuscht und wütend an.
„Dann kann ich dir wohl nicht helfen“, knurrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber glaub
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