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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Kinder gefragt.
Sie wissen auch nicht mehr als ich.«
    »Was ist mit den anderen im Hotel?«
    »Ich habe Sallie Hyde und Mrs. Zemanek
und verschiedenen anderen Fragen gestellt. Sie haben ihn nicht gesehen. Ich
habe sogar mit dem Geh... Streifenbeamten gesprochen. Er hat erklärt, er könnte
erst nach zweiundsiebzig Stunden etwas tun, und dann müßte ich zum Revier gehen
und ein Formular ausfüllen.«
    »Das ist das Standardvorgehen in Fällen
von vermißten Personen, außer irgend etwas deutet auf andere Umstände hin. Duc
ist alt genug, um allein auszugehen, und es gibt keinen Hinweis darauf, daß ihm
etwas zugestoßen ist.«
    »Aber er hat so etwas noch nie
gemacht!«
    Ich tätschelte ihr kurz die Schulter
und dachte an das Gespräch, das ich gestern mit Duc geführt hatte. »Machen Sie
sich keine Sorgen; ich werde Ihnen helfen, ihn zu finden. Was ist mit seinen
Freunden, den anderen Jungs? Haben Sie schon einen von ihnen nach ihm gefragt?«
    Lans Gesicht erhellte sich ein wenig.
»Daran habe ich gar nicht gedacht. Da sind Hoa Dinhs Bruder und die Jungs aus
dem fünften Stock. Soll ich zu ihnen gehen?«
    »Nein, lassen Sie mich das tun. Ich muß
ohnehin mit ihnen sprechen, und ich hätte Sie gern gebeten, in der Zwischenzeit
etwas für mich zu tun.« Ich zog die Liste hervor, die Lanmirbei unserem ersten
Treffen gegeben hatte und auf der alles verzeichnet war, was bis dahin
geschehen war. Ich fragte sie, ob sie wohl die annähernde Tageszeit eintragen
könnte, wann die Ereignisse jeweils stattgefunden hatten. Sie versprach, es mit
den anderen zu besprechen, und dann verließ ich sie und ging die Treppe hinauf.
    Ich wollte gerade die Feuertür dort
öffnen, als ich Geräusche über mir hörte. Die Tür zum Dach knarrte in ihren
Angeln und fiel dann krachend zu. Schritte hallten auf der Treppe, und Sekunden
später tauchte Roy LaFond auf dem Treppenabsatz auf. Das weiße Haar war vom
Wind zerzaust, und er wischte sich Schmutz von der braunen Hose mit den
scharfen Bügelfalten. Als er mich sah, schossen seine Brauen überrascht hoch.
    »Miss McCone.« Er bemühte sich
offensichtlich, seine Verwirrung zu verbergen.
    »Mr. LaFond, welche Überraschung. Ich
dachte, Sie kämen so gut wie nie hier ins Hotel.«
    »Für gewöhnlich stimmt das auch. Aber
nach all den Problemen hielt ich es für besser, herzukommen und alles zu
überprüfen.«
    »Auf dem Dach?«
    Er sah zurück auf den Weg, auf dem er
gekommen war. »Auf dem Dach, wie auch im restlichen Gebäude.«
    »Und was haben Sie gefunden?«
    »Nichts Außergewöhnliches. Aber jetzt
müssen Sie mich entschuldigen. Ich habe eine Besprechung...« Er lief die Treppe
hinunter, und ich hörte seine Schritte auf den Stufen klappern, bis er ganz
unten war.
    Als ich das letzte Mal mit ihm
gesprochen hatte, hatte Roy LaFond erklärt, er wäre seit August nicht mehr im
Hotel gewesen. Damals hatte ich ihm geglaubt; sein Verhalten war überzeugend
gewesen. Aber das galt auch für das von Otis Knox — fast — bis Knox seine
Bauernjungen-Maske fallen ließ und sich so zeigte, wie er wirklich war. Als
Besitzer hatte LaFond ein vollständiges Schlüsselbund für das gesamte Hotel. Es
gab nichts, was ihn daran hindern könnte, zu kommen und zu gehen, wann er
wollte. Aber wenn das häufig der Fall gewesen wäre, hätte ihn da nicht irgend
jemand irgendwann einmal gesehen? Das war also noch etwas, was ich die Leute in
der Nachbarschaft fragen mußte.
    Ich ging durch die Feuertür und klopfte
bei den Dinhs, aber niemand öffnete. Es war spät genug — die Familienmitglieder
waren wohl schon alle bei der Arbeit. Ähnlich erging es mir bei den Wohnungen
von Ducs anderen Freunden im fünften Stock, und ich nahm mir vor, später noch
einmal hierherzukommen. Dann ging ich nach unten, an der Etage vorbei, in der
sich die Wohnung der Vangs befand, und zu Mary Zemaneks Wohnung. Es dauerte
fast eine Minute, bis die Hausmeisterin endlich öffnete, und als sie mich sah,
schürzte sie mißbilligend die Lippen.
    »Schon wieder Sie. Was gibt es?«
    »Ich möchte mir den Schlüssel zum Dach
leihen.«
    »Sie sind schon einmal dort oben
gewesen.«
    »Ich möchte noch einmal hinaufgehen.«
    »Nun, das können Sie nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe keinen Schlüssel mehr.« Ihr
Mund wirkte jetzt plötzlich mürrisch, die Mundwinkel zeigten nach unten.
    »Was ist mit Ihrem Schlüssel passiert?«
    »Der Besitzer hat ihn mitgenommen. Hat
erklärt, niemand sollte mehr da hinaufgehen.« Nach einer kurzen

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