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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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durch das leere Treppenhaus. Als wir den zweiten Stock erreichten,
gingen die Lichter wieder an. »Mourant muß den Schalter gefunden haben«,
bemerkte Greg. Wie um seine Bemerkung zu bestätigen, tauchten der Inspektor und
Mary Zemanek aus dem Keller auf, als wir ins Erdgeschoß kamen. Mary plapperte
irgend etwas von dem Besitzer und seiner Haftpflichtversicherung, und als Greg
stehenblieb, um mit ihnen zu reden, ging ich weiter durch die Halle. Greg holte
mich auf dem Fußweg vor dem Hotel ein.
    »Mourant hat unten im Keller niemanden
gesehen«, erzählte er mir. »Aber er bleibt noch ein Weilchen in der Nähe, für
den Fall, daß wieder jemand versuchen sollte, an dem Schalter zu manipulieren.«
    »Gut.« Ich wandte mich in die Richtung,
wo ich meinen MG auf dem Parkplatz abgestellt hatte.
    »Warte, ich bringe dich noch zu deinem
Wagen«, sagte Greg.
    »Schon gut. Mach dir nicht die Mühe.«
    »Nein, ich möchte es gern.«
    Mit einem Gefühl von déjà vu ließ ich mich von ihm zum Parkplatz begleiten. Aber als wir dort ankamen, war
nicht alles so wie am Abend zuvor: der Zaun war geschlossen, der Parkplatz
leer. Auf der anderen Seite stand einsam und verlassen mein MG.
    »Verdammt«, schimpfte ich. »Ich hätte
mir denken können, daß sie den Parkplatz um diese Zeit geschlossen haben.«
    »Nur gut, daß ich mit dir hergekommen
bin«, erklärte Greg. »Ich fahre dich heim, und morgen früh kannst du dein Auto
abholen.«
    »Ich habe wohl keine andere Wahl.«
    »Dankbar bist du schon, was?«
    »Tut mir leid. Ich bin einfach müde.«
Als Beweis, daß ich ihn nicht hatte beleidigen wollen, ergriff ich
kameradschaftlich seinen Arm, als wir zu der Stelle zurückgingen, wo er vor dem
Hotel geparkt hatte.
    Aus alter Gewohnheit fuhr Greg zu
meiner früheren Wohnung in der Guerrero Street. Als mir klarwurde, wohin er
wollte, korrigierte ich ihn und erklärte ihm, wie er zu meinem Haus in der
Church Street fahren mußte. Auf beiden Seiten der Straße parkten Autos, und
einer meiner Nachbarn hatte in meiner Auffahrt geparkt. Ich hatte es ihm
angeboten für den Fall, daß er keinen anderen Platz finden sollte. Die Lichter
in den Nachbarhäusern waren alle aus, die respektablen Angehörigen der
arbeitenden Klasse schliefen seit Stunden. Ich wollte auch nur noch ins Bett —
auf der Stelle, und dann ein paar Tage schlafen — , aber Greg schien nicht die
Absicht zu haben zu gehen. Er begleitete mich zur Veranda und schaute
erwartungsvoll hinein, als ich die Tür öffnete.
    Achselzuckend sagte ich: »Möchtest du
noch auf einen Drink hereinkommen? «
    »Gern.«
    Ich führte ihn hinein und den winzigen
Gang entlang zum Wohnzimmer. Von dem Haus ging eine merkwürdige Atmosphäre aus,
und nicht einmal Watney kam, um mich zu begrüßen. Wahrscheinlich hatte das
grausame Wesen sich der neuen Katzentür bedient, die Don und ich angebracht
hatten, und jagte jetzt Mäuse — oder Hunde und kleine Kinder.
    Als ich an Don dachte, fiel mir auf,
daß ich den ganzen Tag nicht mit ihm gesprochen hatte, nicht, seit er das
Frühstück gemacht hatte, das ich dann flicht hatte essen können. Ich ging zu
meinem Anrufbeantworter und ließ ihn zurückspulen. Er war eine Neuerwerbung,
aber nur eine einzige, unverständliche Nachricht war aufgezeichnet worden, von
Barry, dem Bauunternehmer, der sich ausgesprochen betrunken anhörte. Ich
runzelte die Stirn, überlegte, warum Don nicht angerufen hatte, und wandte mich
dann wieder Greg zu. Er sah sich mit deutlicher Neugier im Zimmer um.
    »Ich habe nur Rotwein«, erklärte ich,
»und ich muß dich warnen — er ist von zweifelhafter Qualität.«
    »Um halb vier Uhr früh kümmere ich mich
wenig um Qualität.«
    »Ich auch nicht.« Ich ging in die Küche
und holte zwei Gläser aus dem Schrank, machte dann einen Umweg durchs Bad. Die
chirurgischen Instrumente lagen am Boden, und Nägel waren um den Abfluß der
Dusche verstreut. Barrys Arbeit ging nur langsam voran. Ich seufzte, als ich mir
sagte, daß ich für meine morgendliche Dusche wieder zu den Curleys nebenan
gehen mußte; sie waren verständnisvoll gewesen und halfen mir gern aus — und zu
Recht, nachdem sie mir Barry empfohlen hatten — aber das konnte schließlich
nicht ewig so weitergehen...
    Als ich mit dem Wein ins Wohnzimmer
zurückkehrte, betrachtete Greg gerade das kleine Bild von dem Landgasthof, das
Don mir gekauft hatte. Ich stellte die Flasche und die Gläser auf den
Kaffeetisch und dachte daran, wie selten Don und ich dieses Zimmer

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