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Nette Nachbarn

Nette Nachbarn

Titel: Nette Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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benutzten.
Wir saßen lieber am Küchentisch, aber irgendwie wäre Greg dort fehl am Platz
erschienen. Ich schenkte den Wein ein, er kam und setzte sich neben mich, und
wir tranken uns zu.
    »Auf dein neues Haus«, sagte er. »Es
ist hübsch.«
    »Danke. Ich bin ganz zufrieden damit.«
    »Kein Gedanke, jemanden mit
hineinzunehmen — deinen Freund, meine ich?«
    »Im Augenblick nicht. Wir sind beide
gern für uns, und außerdem hätte sein Klavier keinen Platz.«
    »Ach ja — er ist ja auch Musiker, nicht
nur Discjockey.«
    »Ja.«
    Wir verstummten, nippten an unserem
Wein. Das Schweigen dehnte sich aus. Es war kein angenehmes Schweigen.
Schließlich sagte Greg: »Erzähl mir von den Problemen im Globe Hotel.«
    Wie ich es mir schon gedacht hatte,
nahm er zumindest einige meiner Ideen ernst. »Ich habe es dir schon gestern
abend erzählt.«
    »Ich hätte gern noch ein paar
Einzelheiten mehr.«
    »Zu dem Fall gehören eine Menge
sonderbarer Elemente. Da ist der Besitzer, der das Hotel gern verkaufen würde,
es aber nicht kann, ohne vorher die Mieter loszuwerden. Anfangs dachte ich, er
könnte versuchen, sie zu verschrecken, aber es hat sich herausgestellt, daß er
an den Buchstaben des Gesetzes klebt und eine Todesangst hat, jemand könnte auf
der Treppe ausrutschen und ihn verklagen.«
    »Und die Hausmeisterin, Mrs. Zemanek?«
    »Sie mag die Mieter, hat aber Angst,
ihren Job zu verlieren. Also unterstützt sie den Besitzer bei allem.«
    »So, wie sie heute abend geredet hat,
könnte man meinen, der Besitzer wäre die rechte Hand Gottes.«
    »Scheinbar, ja. Dann haben wir Sallie
Hyde, die Mörderin.«
    »Ja, die werde ich überprüfen lassen.«
    »Und dann sind da die Vangs und die
Dinhs und die anderen vietnamesischen Bewohner. Sie scheinen alle hart
arbeitende, anständige Leute zu sein. Der Sohn der Vangs, Duc, ist ein bißchen
komisch — Außenseiter, klammert sich an die alten Traditionen. Er und das erste
Opfer, Hoa Dinh, waren die besten Freunde, und ursprünglich glaubte ich, Hoas
Tod könnte mit einer Bande im Zusammenhang stehen. Aber dann habe ich mich mit
Inspektor Loo, mit Duc und mit anderen Leuten aus der Nachbarschaft
unterhalten. Was immer diese Jungs auch sein mögen, Bandenmitglieder sind sie
nicht.«
    Über den Rand seines Glases hinweg
beobachtete mich Greg. »Aber irgendwie bist du ihretwegen beunruhigt. Oder
zumindest wegen Duc.«
    »Ja. Ich kann nicht genau sagen, was es
ist, außer, daß Duc sehr ausweichend war, als ich ihn fragte, was er und seine
Freunde in der Gegend tun. Vielleicht rede ich noch einmal mit ihm.«
    Greg blieb stumm.
    »Was ist? Willst du nicht, daß ich die
Sache weiter verfolge?«
    »Es ist vielleicht nicht günstig für
das Department.«
    »Greg, ich habe kooperiert — «
    »Laß uns morgen darüber sprechen.«
    »Aber — «
    »Morgen.«
    Ich kannte diesen Ton, also sagte ich
nichts weiter. »Okay. Das ist auf jeden Fall die Besetzung im Hotel. Dann sind
da noch die Außenstehenden: der Mann, mit dem ich geredet habe, als du heute
abend gekommen bist; er ist ein wenig aus dem seelischen Gleichgewicht geraten,
zitiert die ganze Zeit über Gedichte. Dann ist da ein Straßenprediger, der einen
unterschwelligen Hang zu Gewalttätigkeit hat. Und dann natürlich dieser
Verstorbene, Otis Knox.«
    »Dieser Prediger — hat er irgendeine
Verbindung mit dem Hotel?«
    »Keine, die ich entdecken könnte. Aber
dafür mit Knox; er predigt immer vor seinem Theater.«
    »Was noch?«
    Ich hätte die Dame mit dem Schirm oder
den Mann erwähnen können, der die Kacheln von der Taj Mahal Bar kaputt machte,
oder auch Knox’ jungen Filmvorführer, aber all das erschien mir unwichtig, und
plötzlich fühlte ich mich sehr müde. »Das war’ eigentlich alles.« Als ich das
sagte, wurde meine Stimmung noch schlechter. Seit zwei Tagen war ich an diesem
Fall, und das war alles, was ich aufzuweisen hatte — das, und zwei Tote im
Leichenschauhaus. Und ein Stromausfall...
    Ich runzelte die Stirn.
    »Und nun?« fragte Greg.
    »Dieser Stromausfall beunruhigt mich.
Warum gerade heute? Ausgerechnet zu der Zeit?«
    »Warum nicht?«
    »Weil es spät war und weil es nur
wenige Bewohner des Hotels gibt, die um diese Zeit noch davon gestört werden
konnten. Da benutzt um die Zeit doch kaum jemand den Fahrstuhl oder braucht
Licht...«
    Offensichtlich desinteressiert zuckte
Greg nur mit den Schultern und trank von seinem Wein. Wieder verstummten wir,
und wieder dehnte sich das Schweigen aus. Als ich zu

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