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Netzwerk des Boesen

Netzwerk des Boesen

Titel: Netzwerk des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins , r
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nicht für Ferguson ar­ beiten würde, hätte sie es bei Scotland Yard inzwischen sicherlich zum Chief Superintendant, wenn nicht mehr gebracht.«
      »Aber sie liebt euch alle viel zu sehr, um sich zu verän­ dern?«
      »Blake, sie versucht immer noch nach Kräften, uns zu reformieren. Ihr Großvater ist Rabbi, wenn Sie sich erin­ nern. Sie lebt ganz nach den Moralvorstellungen ihrer Re­ ligion. Man hat sie schier in Stücke geschossen und ihr Leben auf alle erdenklichen Weisen verkürzt, doch sie kniet sich da hinein und versucht immer noch verbissen, Ferguson und mich in Schach zu halten.«
      »Was ihr aber nicht gelingt.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
      »Blake«, wechselte Dillon das Thema, »die Welt geht vor die Hunde. Terrorismus, Al-Qaida, die ganze Scheiße nach dem elften September, das hat alles verändert. Und diese zerstörerischen Kräfte kann man nicht mit her­ kömmlicher Kriegsführung bekämpfen.«
      »Ganz meine Meinung.« Blake zuckte die Achseln. »Noch vor ein paar Jahren hätte ich so etwas nie gesagt, auch nicht angesichts dessen, was ich während meiner Zeit zu tun gezwungen war. Für mich waren Gesetz, Ge­ rechtigkeit und Anstand unverrückbare Werte. Aber die Leute, mit denen wir es heute zu tun haben – für die gibt es keine Regeln, und deshalb sehe auch ich mich nicht genötigt, mich an solche zu halten. Ich werde sie töten, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bietet.«
      »Sie sind ein guter Mann. Ich stimme Ihnen hundert­ prozentig zu.« Dillon zündete sich eine weitere Zigarette an. »Ich spreche Arabisch, das wissen Sie, und habe einige Zeit im Mittleren Osten verbracht. Hab sogar in den alten Tagen, als ich noch ein böser Bube war, für die PLO gear­ beitet und wage zu behaupten, die arabische Denkweise ein wenig zu verstehen. Die meisten Muslime in den Ver­ einigten Staaten oder in England sind anständige Leute, die sich um ihre Arbeit und ihre Familie kümmern, doch es gibt eben auch solche, die politisch anders motiviert sind, und mit denen fertig zu werden, ist ein Problem.«
      »Nehmen wir Morgan. Englischer Vater, Mutter Mus­ limin, als Christ aufgewachsen«, sagte Blake. »Ich weiß, was mit seinen Eltern passiert ist, dass seine Mutter sich wieder dem Islam zuwandte und auch Morgan zum Islam gefunden hatte. Was aber hat ihn zu einem Attentäter gemacht, der versuchte, den Präsidenten zu ermorden?«
      »Das herauszufinden, dazu sind Sie hier«, erwiderte Dillon. »Ferguson, Hannah und Roper warten am Ca­ vendish Place auf Sie, um sich mit Ihnen zu beraten.«

    Die Botschaft der Russischen Föderation liegt in Kensing­ ton Palace Gardens, und es herrschte das typische regne­ rische Novemberwetter, als Greta Novikova durch das Haupttor nach draußen trat, an der Bordsteinkante ste­ hen blieb und wartete, bis sich eine Lücke im Verkehr auftat.
      Sie war eine zierliche junge Frau, unverkennbar slawi­ scher Herkunft, mit schwarzem schulterlangem Haar, dunklen, eindringlichen Augen und hohen Wangenkno­ chen. Über einem schwarzen Armani-Kostüm trug sie ei­ nen Mantel aus weichem schwarzem Leder, der ihr bis zu den Knöcheln reichte. Eine Frau, nach der man sich un­ willkürlich umdrehte. Offiziell bekleidete sie an der Bot­ schaft das Amt des Handelsattachés und besaß dafür auch die entsprechenden Qualifikationen. In Wirklichkeit be­ saß sie mit ihren fünfunddreißig Jahren jedoch den Rang eines Majors der GRU, dem Geheimdienst des russischen Militärs.
      Sie überquerte die Straße und betrat das Pub gegen­ über. Kurz vor Mittag herrschte dort nicht viel Betrieb, doch der Mann, den sie suchte, saß am äußersten Ende der Bar in der Fensternische und las die Times.
      Er war knapp eins achtzig groß, dunkler Anzug, Trenchcoat, kurz geschorene Haare. Von seinem linken Auge lief eine Narbe zum linken Mundwinkel. Kalte, wachsame Augen dominierten ein markantes Gesicht. Das Gesicht eines Soldaten, der er in gewisser Weise gewesen war. Heute fünfundvierzig Jahre alt, war er mit zwanzig dem KGB beigetreten und hatte es bis zum Major ge­ bracht, nach seinen Einsätzen in Afghanistan, der Tsche­ choslowakei und im damaligen Irak – er hatte alles gese­ hen. Sein Name war Yuri Ashimov.
      Er erhob sich, küsste sie auf beide Wangen und sprach sie auf Russisch an: »Greta, du siehst noch hübscher aus als beim letzten Mal. Möchtest du einen Drink?«
      »Gern, ich trinke einen Wodka mit dir.«
      Er

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