Netzwerk des Boesen
was wir über muslimische Aktivitäten im Vereinigten Königreich gespeichert haben.«
»Das passt mir prima«, sagte Blake.
Ferguson wandte sich an die anderen: »Also schön, Leute, auf uns wartet eine Menge Arbeit. Fangen wir an.«
Greta und Ashimov verließen das Pub an der Kensington High Street, gingen über die Straße zur Botschaft und stiegen in den dort geparkten dunkelblauen Opel. Sie griff ins Handschuhfach, in dem eine Digitalkamera lag.
»Hervorragend«, befand er. »Du kannst mich bei mei ner Wohnung in der Monk Street absetzen, und wir blei ben über dein Handy in Verbindung. Ich möchte über al les Wichtige umgehend Bescheid wissen.«
»Selbstverständlich.« Sie fädelte den Wagen in den fließenden Verkehr ein. »Wo steckt Belov eigentlich im Moment?«
»Der gute Josef weilt in Genf. Alle diese Millionen, meine Liebe, halten ihn anständig auf Trab.« In seiner Stimme schwang ein Hauch Bitterkeit mit.
»Ach, komm schon«, meinte sie. »Geld ist Macht, und das gefällt dir, und für Josef zu arbeiten, bedeutet nahezu uneingeschränkte Macht, und das gefällt dir ebenfalls.«
»Nur bis zu einem gewissen Punkt.« Sie bog in die Monk Street ein und hielt den Wagen an. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass die alten Zeiten besser waren, Greta«, überlegte Ashimov. »Afghanistan. Tschechoslo wakei, Irak. Mal wieder Schießpulver um die Nase zu ha ben«, beinahe wehmütig schüttelte er den Kopf, »das wä re einfach herrlich.«
»Du musst völlig übergeschnappt sein«, beschied sie ihm.
»Sehr gut möglich.« Er tätschelte ihr seidenbestrumpf tes Knie. »Du bist ein nettes Mädchen. Also schieb ab, und tu, wofür Belov dich bezahlt. Sieh zu, dass du dieser Mrs. Morgan noch ein paar Fakten aus der Nase ziehst, aber halte deine Leute von der GRU bei Laune.«
Er stieg aus dem Opel und ging davon.
Der dichte Verkehr auf der Wapping High Street hielt sie ein bisschen auf, aber schließlich fand sie die Chandler Street. Sie führte hinunter zur Themse. Am Straßenrand parkten jede Menge Autos, die ihr gute Deckung boten. Sie fand eine Parklücke, stellte den Motor ab und machte es sich mit der Kamera in der Hand bequem.
Nummer dreizehn, das hatte sie bei der Durchsicht der Akten amüsiert, ein altes viktorianisches Terrassenhaus. Sie saß da, schaute die Straße hinunter bis zu dem Le bensmittelgeschäft an der Ecke gegenüber vom Fluss. Es war niemand unterwegs, keine Menschenseele. Es begann wieder zu regnen. Kurz darauf tauchte ein roter Mini auf der anderen Straßenseite auf, dem Hannah Bernstein und Sean Dillon entstiegen.
Hannah drückte auf den Klingelknopf. Die beiden warte ten. Dann, nach einer Weile, hörten sie ein Geräusch. Die Tür öffnete sich ein wenig, von einer Kette gehalten, und Mrs. Morgan spähte misstrauisch durch den Spalt. Sie sah alt und verbraucht aus, genau wie Hannah sie beschrie ben hatte. Ihr Gesicht war von einem Schal verhüllt, wie ihn die meisten Muslimfrauen trugen. Ihre Stimme war beinahe ein Flüstern.
»Was wollen Sie?«
»Ich bin’s, Mrs. Morgan, Miss Bernstein vom Sozial amt. Ich dachte mir, ich schau mal kurz bei Ihnen vor bei.«
»Oh, ja.«
»Das hier ist Mr. Dillon, mein Vorgesetzter. Dürfen wir hereinkommen?«
»Einen Moment bitte.« Sie schloss die Tür, hakte die Vorlegekette aus und machte sie wieder auf. Als sie ein traten, drehte Mrs. Morgan sich mit ihrem Rollstuhl um und fuhr ihnen voraus.
All das hatte Greta mit ihrer Digitalkamera festgehalten.
Die Luft in dem kleinen Wohnzimmer war stickig und roch nach Moschus, ein merkwürdiger, unangenehmer Geruch, der fremd und irgendwie unpassend wirkte.
»Wir waren zufällig hier in der Nähe, Mrs. Morgan«, begann Hannah, »und da wollte ich nur mal auf einen Sprung bei Ihnen vorbei schauen.«
Dillon war etwas direkter. »Wie ich gehört habe, Mrs. Morgan, ist Ihr Sohn gerade in New York. Haben Sie et was von ihm gehört?«
Ihre Stimme war sehr leise, und sie hüstelte. »Ach, der ist viel zu beschäftigt. Aber er ruft mich bestimmt an, so bald er Zeit hat.«
Hannah funkelte Dillon wütend an. Er nickte, und sie fuhr widerstrebend fort: »Haben Sie Dr. Selim kürzlich getroffen?«
»Aber ja doch, in der Moschee. Wenn mein Sohn un terwegs ist, schickt mir Dr. Selim immer einen jungen Mann, der mich in die Queen Street bringt. Das ist nicht weit. Er ist ein guter
Weitere Kostenlose Bücher