Netzwerk des Boesen
vermutet, dass Belov sich auf Drumore aufhält.«
»Ein interessantes Muster. Er wollte nicht nur Selim für immer ausgeschaltet wissen, sondern auch uns – mich, Sie, Major Roper. Ja sogar die Salters.«
»Nun ja, schließlich haben wir dieses Attentat auf Prä sident Cazalet vereitelt, und dann Bagdad nicht zu verges sen. Ein paar andere Dinge eingeschlossen, glaube ich mit Fug und Recht behaupten zu können, dass wir Belov eini ge große Deals vermasselt haben.«
»Superintendent Bernstein ist anscheinend die Einzige, die seinem Zorn entkommen ist. Haben Sie ihr erzählt, was passiert ist?«
»Dazu hatte ich noch keine Gelegenheit. Roper und ich haben mehrmals versucht, sie auf ihrem Handy zu errei chen, aber ohne Erfolg.«
»Was zum Teufel geht da vor?«
»Kein Grund zur Sorge, General. Ich habe mich zu ih rem Großvater durchtelefoniert, und der hat mir erzählt, dass sie heute Nachmittag zu der Hochzeit einer alten Freundin in Windsor gefahren ist. Und auf derartigen Festen schaltet man sein Handy gewöhnlich ab.«
»Hm, probieren Sie es trotzdem weiter. Ashimov treibt sich noch immer irgendwo da draußen herum.«
Der Himmel über Dunkley war bleigrau, es regnete und war neblig, und Smith schwitzte und fluchte gleichzeitig, dass er dieses Risiko eingegangen war. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte er diesen Job strikt abgelehnt, doch er wusste nur zu gut, was Kellys Leute ihm zu Hause antun würden, falls er Mist baute.
Kelly und Tod warteten im Transit am Rand der Roll bahn und lauschten dem Motorengeräusch der Navajo, die bereits zum zweiten Mal zur Landung ansetzte.
»Dieser Mistkerl«, fluchte Kelly, als das Geräusch sich abermals entfernte. »Der haut ab.«
»Gib ihm eine Chance, Dermot. Das Wetter ist wirk lich mehr als mies. Oder willst du, dass er einen Crash baut?«
Kurz darauf hörten sie die Motoren wieder, und auf der Höhe des Kontrollturms drückte Smith die Navajo nach unten, tauchte mit einem mulmigen Gefühl im Bauch in die graue, scheinbar undurchdringliche Nebel suppe ein, konnte in Höhe von vierhundert Fuß endlich die Landebahn erkennen und setzte die Navajo auf. Es war eine der schlechtesten Landungen, die er in seiner Laufbahn hingelegt hatte, aber immerhin hatte er den Vogel heil auf den Boden gebracht. Er rollte bis ans Ende der Landebahn und wendete die Maschine. Tod kam ihm mit dem Transit entgegengefahren. Als er und Kelly aus dem Wagen stiegen, verließ Smith seinen Platz im Cock pit, um die Tür zu öffnen. Kelly kam als Erster die Trep pe hoch.
»Du Arsch, was sollte das denn werden? Wolltest du uns ein bisschen auf die Folter spannen?«
Tod, der hinter ihm ging, half Smith mit der Tür und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Gut gemacht.«
»Hat mich auch nur zehn Jahre meines Lebens gekos tet, Tod. So was mache ich nie wieder. Mir reicht’s. Du kannst dein Geld in Zukunft behalten.«
Mit diesen Worten ging er zurück ins Cockpit, fuhr die Triebwerke hoch, jagte die Maschine über die Rollbahn und zog sie wieder hinauf in den bleiernen Nebel. Wäh renddessen setzte sich Tod auf den Sitz gegenüber von Kelly und schnallte sich an. Kelly hielt eine Flasche Whis key in der Hand und nahm einen Schluck. Dann rief er laut lachend: »Hurra, wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft und sind schon wieder auf dem Heimweg.«
»Letzteres haben wir Smith zu verdanken.«
»Dafür wird er doch bezahlt, oder nicht?« Er reichte Dermot die Flasche. »Da, trink einen Schluck.«
»Bestimmt nicht.« Tod zündete sich eine Zigarette an. »Ich brauche einen klaren Kopf für Drumore. Für solche Wenigkeiten wie Ashimov und Belov.«
»Mit denen werde ich schon fertig, Tod. Mit Ashimov kann ich umgehen. Wir haben schon Schlimmeres als diese beiden Gestalten überlebt. Die brauchen uns mehr als wir sie.« Wieder hob er die Flasche. »Auf die IRA.«
»Ja, auf die IRA.«
Nach der Hochzeitsfeier hatte Hannah einen Pendlerzug von Windsor zurück nach London genommen. Es war noch früh am Abend, die Dunkelheit brach gerade an, als sie Kings Cross erreichte und feststellen musste, das vor dem Taxistand eine endlose Schlange wartete. Sie über legte kurz, ob sie sich in die Schlange einreihen oder lie ber den Bus nehmen sollte, entschied sich für den Bus und ging vor zur Straße. Als sie wenig später oben in ei nem Doppeldeckerbus Platz gefunden
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