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Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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bisschen aufgeregt. Nicht schlimm.«
    Während ich mich kommentarlos wieder meinen Mails widmete, blieb sie hinter meinem Rücken stehen und machte keinerlei Anstalten, an ihrer Position etwas zu ändern.
    »Wenn Sie noch was brauchen, einfach Bescheid geben, ja?«
    »Natürlich, gerne, danke.«
    »Ich heiße übrigens Sigrid.«
    »Ich weiß.«
    Aber ich wusste nicht, wie ich mich nun verhalten sollte. Frau Löffler hatte so etwas Erwartungsvolles in ihrer Stimme, dem ich einfach nicht gerecht werden wollte.
    Dieser aus der Sicht von Frau Löffler beinahe zärtliche Moment zwischen uns beiden wurde jäh unterbrochen.
    »Stör ich?«
    Dana Bischoff war von ihrer kleinen Muenden-Exkursion zurückgekehrt. Nicht nur für Frau Löffler viel zu früh. Wobei mir nicht augenblicklich klar wurde, welche der beiden Frauen für mich die größere Bedrohung war.
    Frau Löffler verließ den Raum und hinterließ bei unserer neuen Praktikantin einen zutiefst unfreundlichen Eindruck.
    »Nehmen Sie Platz, Frau Bischoff!«
    Sie folgte meiner Einladung und setzte sich auf Ansgars vorgewärmten Bürostuhl.
    »Ich heiß Dana.«
    »Schön. Ich denke, wir sollten nicht lange Zeit verlieren und gleich beginnen.«
    »Wir können uns duzen.«
    »Besser nicht, ich bin Ihr Chef.«
    »Aber doch nur pro forma.«
    »Nein, ich bin auch quasi contra forma Ihr Chef.«
    »Heiß hier.«
    Und schon begann Dana ihren Karriereblazer aufzuknöpfen.
    »Dein Chef hält ja große Stück auf dich.«
    »Ich fänd’s wirklich schön, wenn wir uns siezen, Frau Bischoff.«
    Sie knöpfte unbekümmert weiter. Instinktiv schaute ich mich um, ob Frau Löffler die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie hatte.
    »Günter hat richtig geschwärmt von dir.«
    »Hören Sie, Frau Bischoff, wenn das hier mit uns was werden soll, dann sollten Sie gewisse Spielregeln akzeptieren.«
    Dana Bischoff legte den blauen Blazer auf den Schreibtisch. Sie beugte sich vor, für meine Begriffe ein wenig zu sehr.
    »Du bist aber ganz schön unlocker.«
    »Ich bin nicht unlocker, ich bin hier der Chef.«
    »Von mir aus. Aber wenn ich hier was spielen soll, hemmt mich deine Angespanntheit, schlechte Vibrations.«
    »Frau Bischoff?! Bitte?!«
    »Nee, echt jetzt, zwischen uns beiden muss das stimmen.«
    »Zwischen uns beiden muss gar nichts stimmen. Und wir sind hier nicht beim Film.«
    »Also, dann weiß ich jetzt aber echt nicht, wie das hier was werden soll.«
    »Stör ich?!«
    Die Stimme war mir vertraut, und in jeder anderen Situation hätte ich mit Freude auf sie reagiert. Bettina machte alle Jubeljahre einen Überraschungsbesuch in meiner Redaktion. Ausgerechnet heute war es mal wieder so weit.
    »Bettina. Hallo!«
    Bettina steuerte auf Dana Bischoff zu und lächelte sie mit einer Freundlichkeit an, die so echt war wie ein Boss-Anzug für 12  Euro bei eBay.
    »Bettina Litten, ich bin seine Frau.«
    »Angenehm, Dana Bischoff, ich bin seine Praktikantin. Ist Ihr Mann eigentlich immer so angespannt?«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, cool is was anderes, oder, können Sie ihn nicht mal locker machen?«
    »Äh, ich weiß nicht, was Sie meinen, aber ich wünsche Ihnen trotzdem einen schönen Tag.«
    »Danke.«
    »Nichts zu danken.«
    Diese blöde Kuh von Bischoff trat mit ihrer gespielten Souveränität das zarte neue Pflänzchen, das zwischen mir und meiner Frau gerade erst zu blühen begonnen hatte, mit ein paar Floskeln kaputt. Noch ließ sich Bettina nichts anmerken, aber ich wusste, was sie empfand. Ich hätte ähnlich wie sie gedacht.
    »Paul Elmar, ich wollte gar nicht lange stören.« Die Neutralität in ihrem Satz war beruhigend und zugleich Furcht einflößend.
    »Wollte nur eben fragen, ob du vielleicht Lust hast, mit mir was essen zu gehen, na ja, ich seh schon, du hast zu tun.«
    »Nein, ich könnte ... ich würde gerne, bitte ...«
    Es hatte keinen Sinn. Bettina war der Appetit vergangen. Auf mich und auf Essen.
    »Lass mal, wollte auch echt nicht stören. Schönen Tag noch.«
    »Danke, gleichfalls«, wünschte die Praktikantin.
    Bettinas Gesicht sprach Bände. Ihre Fassung behielt sie aber erstaunlicherweise. Sie fächelte sich Luft zu.
    »Heiß hier. Ihr müsst mal Luft hier reinlassen, Paul Elmarr.«
    Damit verabschiedete sich meine Frau und ließ ein Häufchen Elend zurück.
    »Musste das sein, Frau Bischoff?«
    »Was?«
    »Sie wissen genau, was ich meine.«
    »Nee, echt nicht.«
    »Kommen Sie, jetzt tun Sie doch nicht so. Auch wenn Günter ... ich meine, Herr Masuch, Sie

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