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Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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bezahlt hat, hier bin ich der Chef, und da verhalten Sie sich bitte so, wie ich es wünsche.«
    »Bitte, von mir aus, wollte nur freundlich zu dir sein.«
    »Sie sollen nicht freundlich sein und schon gar nicht zu mir! Und wir siezen uns jetzt, verstanden?«
    »Okay, kein Problem, dann fangen wir eben mal an!«
    »Womit?«
    »Nicht mit dem Unfreundlichsein, damit haben Sie ja schon angefangen. Super, echt.«
    Mein Handy erlöste mich von einem der peinlichsten Momente der letzten Zeit, doch schon beim Anblick des Displays wurde mir klar, dass es keine richtige Erlösung gab.
    »Ich bin’s nochmal eben, Günter. Du, ich bin jetzt schon auf der Bahn, ganz vergessen zu sagen, kannst du bitte die nächste Folge in Detmold spielen lassen?«
    »Detmold? Auf keinen Fall!«
    »Muss, hab’s dem Kollegen vom Detmolder Kurier versprochen. Die gehen morgen mit ans Thema.«
    »Aber das geht nicht, ich kann die Geschichte nicht einfach umschreiben, ich bin mit der Geschichte noch mitten in Würzburg!«
    »Ab morgen nicht mehr. Ich zähl auf dich!«
    Klack.
    Detmold? Nur über meine Leiche.
    DIE MESSIAS Folge 12
    Die Christianisierung Detmolds begann früh, soweit ich mich erinnern kann, schon zur Zeit der Sachsenherrschaft, also pi mal Paddelboot im 8 . Jahrhundert nach der Geburt meines Bruders. Ich habe davon nicht sehr viel mitbekommen, denn die Bemühungen der Christianisierer haben mich nie sonderlich interessiert, was gelegentlich für ordentlich Zündstoff mit IHM sorgte. Denn ER war der Meinung, dass mich das schon zu interessieren hätte. Während ich immer davon ausging, dass die christliche Lehre sich aufgrund ihrer Selbstverständlichkeit verbreiten würde, setzten andere Kräfte zur Beschleunigung des Ganzen auf Methoden, die ich mehr als fragwürdig finde. In diesem Punkt sind ER und ich auch immer einer Meinung gewesen. Manche Dinge sollte man den normalen Menschen einfach nicht überlassen, erst recht nicht, wenn sie Liebe und Verständnis mit Gewalt durchsetzen wollen. Das geht einfach nicht. Und ein Gegenbeweis fehlt bis heute.
    Ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, in dieser Stadt am Teutoburger Wald für mich und Resi Schutz zu suchen. Detmold stand nie auf meinem Plan, nicht heute und nicht gestern. Was keinesfalls eine grundsätzliche Aussage über diese Stadt sein soll, ich kenne sie gar nicht richtig, und der erste Eindruck war auch gar nicht so schlecht. Instinktiv wäre ich mehr in den Norden des Landes geflüchtet, aber Resi war nicht davon abzubringen, ausgerechnet in dieser 70 . 000 -Einwohner-Stadt ihr Heil zu suchen. Wie zum Beweis ihres schlichten Gemütes erklärt sie mir, dass knapp drei Stunden Zugfahrt von Würzburg nach Detmold ausreichend Fluchtdistanz bedeuten. Dass der Ausbruch aus einer psychiatrischen Klinik in ihrem Fall nur minderschwere Verfolgungsjagden auslösen würde, ist ihr nicht bewusst. Darüber hinaus gibt es auch andere Dinge, die sich ihrer Vorstellungskraft komplett entziehen. Dass auch die Tochter Gottes in einem Zug der Deutschen Bahn AG eine Fahrkarte besitzen muss: für Resi Neuland! Dass man trotz göttlicher Herkunft keinesfalls einen garantierten Sitzplatz in der Ersten Klasse hat: Neuland! Und auch Essen und Getränke gibt es nicht für ein freundliches Grüß Gott, demzufolge ist auch diese Erkenntnis: Neuland! Da es mir dank SEINER Fürsorge im Laufe der Jahrhunderte nie an Geld und Essen mangelte, kann ich die Erfahrungslücken stopfen. Ich tue dies diskret, damit Resis unerschütterlicher Glaube an mich und meine Fähigkeiten nicht noch mehr befeuert wird.
    So vom Leben und seinen besonderen Umständen berauscht, führt mich mein Weg also in dieses Kleinod Westfalens.
    »Hier sind wir sicher«, sagt Resi und schaut sich um. Der Detmolder Bahnhof entspricht offiziell der Bahnhofskategorie 5 , hat aber nur zwei Gleise, weiß die Bahn, warum. Auf dem Gleis Nummer 2 tummeln sich außer den Mitgliedern eines Teutoburger Wandervereins nur noch ein paar Bedienstete der Deutschen Bahn, die soeben erfahren, dass ihr Zug nach München ausfällt. Den Lautsprecheransagen nach wegen eines Triebwagenschadens. Doch die Wahrheit liegt vierzehn Kilometer vor Detmold auf den Gleisen. Eine arme Seele, die keinen anderen Ausweg wusste. Der Fahrt der Wanderer nach Herford-Altenbeken liegt nichts im Wege. Ihr Zug erhält soeben Einfahrt.
    »Kannst du mir bitte sagen, was wir hier sollen?«
    »Das würde ich nie wagen.«
    »Resi, kannst du jetzt endlich damit aufhören, so

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