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Neu-Erscheinung

Neu-Erscheinung

Titel: Neu-Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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Geschichte habe ich nicht selber erlebt und werde es auch nicht behaupten. Denn es passierte in diesen Tagen so viel an verschiedenen Orten, dass ich einfach nicht mehr überall dabei sein konnte. In einigen Fällen hätte ich es auch ganz bestimmt nicht gewollt. Ich beziehe mich nur auf Zeugenaussagen, mit deren Hilfe es mir später gelang, die Ereignisse so zu schildern, als wäre ich selber dabei gewesen.
    Bettina hatte mit keinem Wort ihre Begegnung in der Redaktion mit Dana und mir kommentiert. Was nicht daran lag, dass ich sie nicht darauf angesprochen hätte. Sie hatte einfach nur nach eigener Aussage keinerlei Problem damit. Warum auch, wenn ich mich um eine Praktikantin kümmern muss, gehört das ja zu meinem Job, was sollte sie damit für Probleme haben. Etwa nur, weil die junge Dame attraktiv ist? Dabei rollte sie mit den Augen, als hätte ich sie gefragt, ob Piräus einen Hafen hat. Bettinas Souveränität verwunderte mich, überzeugen konnte sie mich nicht. Ich glaubte ihr kein Wort, denn ich wusste, was sie dachte.
    Genug nun davon, auch wenn es noch einige offene Fragen gibt, manche kann man sich ja auch selber beantworten.
    Kommen wir zu den Vorfällen, die sich parallel ereigneten.
     
    Gegen 12 : 30 MEZ verließ Benno Scheele, wir erinnern uns, Muendens schillerndster Frührentner, der Legende nach mehr als zehn Jahre lang Besitzer eines Swingerclubs in Mecklenburg-Vorpommern, eine lieblos renovierte Jagdhütte im Brömeler Forst. Von außen betrachtet wirkte die Hütte wie ein nussbaumbrauner Bretterverschlag, den man selbst bei strömendem Regen nicht freiwillig zum Schutz aufgesucht hätte. Innen jedoch wartete ein samtig rosa gehaltenes Plüschgesamtkunstwerk auf den speziellen Gast. Es gab einen mit Prosecco gefüllten Kühlschrank, einen kleinen Flachbildfernseher ohne Antennenanschluss und einen DVD -Player, nebst einem kleinen Filmregal mit skandinavischen Arthaus-Filmen ohne lästige Dialoge. Einen Schrank und Tisch suchte man vergeblich. Warum die Hütte mit einem 8 Quadratmeter großen Bett aufwartete, an dessen Kopfende fix montierte Handschellen warteten, muss sich jeder selber erklären.
    Den Schlüssel versteckte Benno Scheele wie immer unter einem bemoosten Wasserfass, das einer geschätzten Hundertschaft von Asseln als Zuhause diente. Ein kurzer Blick nach links und rechts (von mir hier phantasievoll hinzugefügt!), dann machte er sich auf den Weg zurück nach Muenden. Von der Hütte führte ein kaum erkennbarer Trampelpfad den Berg hinab zu einem regulären Wanderpfad. Der A 8 führte über den B 7 direkt zum Waldparkplatz an der Hasenkuppe. Dort stand der Z 3 von Benno Scheele und ließ sich geduldig von sanft tröpfelndem Fichtenharz begießen.
    Zur gleichen Zeit ( 12 : 30 MEZ ) fuhr von Muenden aus ein Auto in Richtung Brömel an der Wurz. Im Wageninneren wurde heftig diskutiert. Was ein Mountainbikerfahrer an der Ampel kurz hinter Reifen Westermann beobachtete, der später von zwei sich offensichtlich streitenden Männern zu berichten wusste, von denen er einen genau identifizieren konnte.
    Um 12 : 45 MEZ kreuzten sich der Wagen mit den streitenden Männern und Benno Scheeles Z 3 an der Kreuzung Waldallee Ecke Husemannstraße in Brechterfelde. Was sowohl den Männern als auch dem Frührentner nicht weiter auffiel.
    Gegen 12 : 46 MEZ verfasste Prälat Immanuel Guntermann aus Würzburg eine Mail an die Pressestelle des Vatikans und fügte ihr im Anhang die eigens eingescannten bisher erschienenen
Messias
-Folgen bei. Den genauen Wortlaut seiner Mail kann ich nur erahnen und gebe ihn deshalb auch nicht wieder.
    Exakt (gegen) 12 : 47 MEZ machte ich mich auf, um ins Hermanns zu gehen, wo Bürgermeister Dreckmann bereits auf mich wartete und das zweite Glas Bier genoss. Im Zuge seines Wahlkampfes versprach er Ludger Prätorius, dem Pächter des Hermanns, die Genehmigung zur Erweiterung des Biergartens. Was Prätorius dazu veranlasste, ein drittes Bier auf Kosten des Hauses zu ordern. Dreckmann nahm es an, warum auch nicht.
    Zur gleichen Zeit ( 12 : 47 MEZ ) ließ sich Siggi von Kevin Lehmschulte 300 Meter entfernt vom Parkplatz an der Hasenkuppe in die Kunst des Bogenschießens einweihen. Frau Löfflers Instinkt, auf einem Krankenschein zu bestehen, war also berechtigt. Den Schein, der Siggi wunschgemäß eine psychosomatische Störung des Magen-Darm-Traktes bescheinigte, führte der angehende Bogenschütze in der rechten Gesäßtasche mit sich.
    12 : 48 MEZ bekam Prälat Immanuel

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