Neubeginn in Virgin River
Unfruchtbarkeit hinter mir, inklusive einer Operation. Ohne Erfolg. Wir haben uns sogar einen sehr teuren In-vitro-Versuch geleistet, der allerdings total danebengegangen ist.“
„Also das verleiht doch der ganzen Sache einen hochinteressanten Aspekt. Vielleicht solltest du uns da noch mehr Informationen geben. Du musst natürlich nicht mit uns sprechen, Mel. Das liegt ganz bei dir.“
„Nein, das will ich ja. Ich brauche Rat. Ich bin völlig durcheinander. Seht ihr, bevor ich von L. A. hierhergezogen bin, war ich verheiratet. Mein Mann war Arzt. Wir haben viel zusammengearbeitet. Und wir haben verzweifelt versucht, ein Baby zu bekommen. Er wurde umgebracht, als er in einen Raubüberfall hineingeplatzt ist. Das war vor einem Jahr und drei Monaten. Fast auf den Tag genau. Ich bin hier raufgekommen, weil ich auf der Suche nach einem einfacheren, sicherem Leben war. Ich wollte noch einmal von vorne anfangen.“
John zuckte die Schultern. „Sieht fast so aus, als hättest du gefunden, wonach du gesucht hast.“
Sie lachte. „So einfach ist mein Leben in Virgin River gar nicht. Aber ja, in mancherlei Hinsicht habe ich gefunden, was ich gesucht habe. Natürlich war das hier nicht geplant. Ich hätte nie gedacht, dass ich schwanger werden könnte.“
„Ist Jack das Problem?“, fragte June.
„Ja, aber er weiß nichts davon. Er ist so wunderbar! Und er wusste von Anfang an , dass ich noch nicht ganz über den Tod meines Mannes hinweg war. Ich bin verrückt nach Jack –das könnt ihr euch gar nicht vorstellen –, aber ich bin immer noch nicht an dem Punkt, wo ich mich frei genug fühle, um einen Schritt weiter zu gehen …“ Sie holte Luft. „Zu einem anderen Mann.“ Sie ließen ihr einen Moment Zeit, und June versorgte sie mit einem weiteren Papiertaschentuch. „Es sollte doch das Baby sein, das ich mit meinem Mann haben würde. Das, um das wir uns so bemüht haben.“ Mel putzte sich die Nase.
June trat vor und nahm ihre Hand. „Es ist ziemlich offensichtlich, dass Jack dich liebt. Und dass er ein guter Mann ist.
„Und gut mit Kindern umgehen kann“, warf John ein.
„Ob du es nun geplant hast oder nicht“, fuhr June mit einem Schulterzucken fort, „es sieht ganz danach aus, dass du bereits einen Schritt weiter gegangen bist. Zumindest in mancherlei Hinsicht.“
„Der Mann, dem ich mich mit Leib und Seele hingegeben habe, ist gestorben“, sagte Mel unter Schniefen. Dann senkte sie den Kopf, und ein paar Tränen fielen auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. „Ich glaube nicht, dass ich so etwas noch einmal überleben würde.“
June nahm sie als Erste in die Arme, und John beeilte sich, es ihr gleichzutun. Sie trösteten sie ein Weilchen, dann drückte John ihr die Schultern „Mel, mir gefällt, dass Jack wirklich gute Chancen hat. Fünf Kriege haben ihn nicht umgebracht.“
„Fünf Kriege?“, fragte June.
John hob die Schultern. „Wusstest du das nicht?“
„Ich wusste, dass er bei den Marines war!“
„Normalerweise reden Männer schon darüber“, sagte John.
„Aber meiner“, beschwerte sie sich, „macht da eine Ausnahme!“ Wieder schniefte sie. „Ich bin so verwirrt“, sagte Mel. „Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll!“
„Nein, das ist nicht wahr. Es ist doch beschlossene Sache, Mel“, beruhigte sie John. „Du bist jetzt einfach mal ein bisschen lieb zu dir selbst und gehst da durch. Du hast dir doch so sehr ein Kind gewünscht, und jetzt wirst du eins haben. Jack – er weiß es noch nicht?“
„Nein. Er weiß, dass ich verwitwet bin. Und er ist der Einzige in Virgin River, der das weiß. Aber er weiß nicht, wie sehr ich mich um ein Baby bemüht habe. Er hat mir so geholfen, als mich die Trauer völlig übermannt hat. Und er hat niemandem ein Wort gesagt, weil ich ihn darum gebeten hatte. Es ist leichter, wisst ihr, wenn die Leute einen nicht ständig so mitleidig ansehen, als hätte man ununterbrochen Schmerzen. Aber“, fuhr sie fort, „er hatte auch angeboten, für die Empfängnisverhütung zu sorgen. Natürlich habe ich ihm gesagt, dass ich das schon geregelt hätte, denn ich war ja absolut sicher, dass ich nicht schwanger werden könnte. Gott, so etwas würde ich einem Mann niemals antun!“
„Jack ist ein guter Mann. Er wird es verstehen.“
„Er wird denken, dass ich ihn reingelegt habe, oder etwa nicht? Ich meine, er ist doch immerhin vierzig!“
„Ja, so etwas soll’s geben.“ June verdrehte die Augen. „Ich weiß noch, dass
Weitere Kostenlose Bücher