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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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haben“, meinte er.
    „In der Hinsicht bin ich schon dickköpfig.“
    Er lächelte anerkennend.
    Unwillkürlich dachte sie: Komm nur nicht auf dumme Gedanken, Freundchen. Ich bin verheiratet, und nur weil mein Mann nicht da ist, heißt das noch lange nicht, dass es vorbei ist.
    Dennoch, ein Kerl so groß wie er, mit einem Gewicht von mindestens neunzig Kilo steinharter Muskeln, der ein Neugeborenes mit so viel Geschick und Feingefühl halten konnte, der hatte etwas. Dann sah sie, wie sich seine Lippen dem Kopf des Babys näherten und er dessen Geruch einatmete, und ein wenig von dem Eis, das sich um Mels gebrochenes Herz gelegt hatte, begann zu schmelzen.
    „Ich fahre heute nach Eureka, um einzukaufen. Brauchen Sie etwas?“
    „Windeln zum Wechseln. Für Neugeborene. Und da Sie ja alle zu kennen scheinen, könnten Sie sich da nicht einmal umhören, ob es jemanden gibt, der für das Baby sorgen kann? Vollzeit, Teilzeit, was immer. Für sie wäre es besser, bei einer Familie untergebracht zu sein als hier mit mir und Doc.“
    „Und abgesehen davon“, setzte er hinzu, „wollen Sie von hier weg.“
    „Ein paar Tage werde ich mich um die Kleine kümmern, aber ich möchte es nicht zu lange tun. Ich kann nicht hier bleiben, Jack.“
    „Ich werde mich umhören“, versprach er. Und beschloss, dass er es vielleicht auch einfach vergessen könnte. Denn ja doch, sie konnte bleiben.
    Die kleine Chloe hatte nach ihrem Fläschchen erst eine halbe Stunde lang geschlafen, als die erste Patientin des Tages auftauchte. Eine sauber und gesund aussehende junge Farmerin, die einen Overall trug, aus dem ihr dicker schwangerer Bauch in der Mitte weit hervorragte. Sie trug zwei große Gläser, die allem Anschein nach eingemachte Brombeeren enthielten. Kaum war sie eingetreten, stellte sie die Gläser auf dem Boden ab und sagte: „Ich habe gehört, dass eine neue Arztin im Dorf ist.“
    „Nicht ganz“, korrigierte Mel. „Aber ich bin Krankenschwester.“
    Enttäuscht sah die Frau drein. „Oh“, sagte sie. „Ich dachte, es müsste schön sein, eine Ärztin dabeizuhaben, wenn es so weit ist.“
    „Bei der Entbindung?“, fragte Mel.
    „Ja. Ich mag Doc, verstehen Sie mich nicht falsch. Aber …“
    „Wann ist es denn so weit?“
    Sie rieb ihren riesigen Bauch. „Schätze, in einem Monat, aber ganz genau weiß ich es nicht“, antwortete sie. Ihre Füße steckten in geschnürten Arbeitsschuhen, unter dem Overall trug sie ein gelbes T-Shirt, und ihr braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie sah aus wie zwanzig, höchstens. „Es ist mein Erstes.“
    „Ich bin auch Hebamme“, sagte Mel, und das Gesicht der jungen Frau erstrahlte in einem schönen Lächeln. „Aber ich kann Ihnen nichts versprechen, ich bin nur vorübergehend hier. Ich habe vor, wieder abzureisen, sobald …“ Sie überlegte, was sie sagen sollte. Aber dann, anstatt die Sache mit dem Baby zu erklären, fragte sie: „Haben Sie in der letzten Zeit eine Schwangerschaftskontrolle machen lassen? Blutdruck, Gewicht und so weiter?“
    „Das ist schon ein paar Wochen her. Ich glaube, es ist wieder an der Zeit.“
    „Da Sie schon einmal hier sind, warum machen wir es nicht jetzt?“, schlug Mel vor und fragte: „Wie heißen Sie?“
    „Polly Fishburn.“
    „Ich wette, es gibt hier irgendwo eine Karteikarte von Ihnen.“ Mel ging hinter den Empfangstresen und fing an, die Aktenschränke zu öffnen. Sie musste nicht lange suchen, bis sie die Karte entdeckt hatte. Im Untersuchungszimmer fand sie Lackmus-Teststreifen und andere Dinge, die in der Geburtshilfe gebraucht wurden. „Kommen Sie nach hinten, Polly“, rief sie. „Wann sind Sie zuletzt vaginal untersucht worden?“
    „Nach dem ersten Mal gar nicht mehr.“ Polly zog ein langes Gesicht. „Ich habe mich davor gegraut.“
    Mel lächelte und dachte an Docs arthritisch verkrümmte Hände. Das war gewiss nicht angenehm. „Soll ich es mir einmal ansehen? Einmal nachsehen, wie weit Sie sind, schon er-
    öffnet oder noch verschlossen? Dann brauchen Sie es vielleicht später von Doc nicht mehr machen zu lassen. Ziehen Sie sich einfach aus und nehmen Sie sich diesen kleinen Überwurf hier. Ich bin gleich wieder da.“
    Mel sah schnell nach dem Baby, das in der Küche schlief, und ging dann wieder zurück zu ihrer Patientin. Polly schien bei bester Gesundheit zu sein. Normale Gewichtszunahme, guter Blutdruck, und … „Oh Mann, Polly, das Baby liegt mit dem Kopf nach unten.“ Mel stand auf und

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