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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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Charmaine, was ihm Gewissensbisse bereitete. Heute Abend ging ihm eine andere Frau im Kopf herum. Eine sehr schöne junge blonde Frau, die in Jeans und Stiefeln so anbetungswürdig aussah, dass sie einen Mann beinahe auf die Knie zwang.
    Vor zwei Jahren war Jack einmal auf ein Bier nach Clear River gefahren und hatte mit der dortigen Kellnerin ein Gespräch begonnen – Charmaine. Sie war geschieden und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Eine gute Frau, die hart arbeitete, gerne Spaß hatte und gerne flirtete. Nach einigen Besuchen und entsprechend vielen Bieren nahm sie ihn mit nach Hause und er sank geradezu in sie hinein, so, als wäre sie ein Federbett. Dann erklärte er ihr das, was seiner Meinung nach alle Frauen unbedingt von ihm wissen mussten –dass er nämlich nicht zu den Männern gehörte, die sich jemals an eine Frau binden, und dass er verschwände, sollte sie jemals anfangen, solche Pläne zu schmieden.
    „Wie kommst du auf den Gedanken, dass alle Frauen sich von einem Mann führen lassen wollen?“, hatte sie gefragt. „Ich bin gerade einen losgeworden und habe nicht vor, mich gleich wieder an einen anderen zu hängen.“ Dann lächelte sie und sagte: „Aber trotzdem sind wir doch alle manchmal ein wenig einsam.“
    Damals hatte ihre Affäre begonnen, und Jack hatte es bis jetzt immerhin zwei Jahre lang ausgehalten. Er sah sie nicht oft – etwa einmal die Woche, manchmal aber auch nur alle zwei Wochen. Es kam auch vor, dass ein ganzer Monat verging. Er wusste nicht, was sie tat, wenn er nicht da war. Vielleicht hatte sie auch andere Männer, obwohl er davon nie etwas bemerkt hatte. Nie hatte er sie in der Bar dabei überrascht, wie sie etwa mit einem anderen Mann flirtete, und er hatte auch nie irgendwelche Sachen von einem anderen Mann bei ihr zu Hause entdeckt. In ihrer Nachttischschublade verwahrte er eine Packung Kondome, und es schienen nie weniger zu sein als vorher. Auch hatte er einmal die Bemerkung fallen lassen, dass es ihm gefiel, der einzige Mann zu sein, mit dem sie näher zu tun hatte.
    Was ihn selbst betraf, so hatte Jack seine persönliche Moral in Bezug auf Frauen: Er hatte immer nur eine. Manchmal konnte die Beziehung zu dieser Frau ein Jahr dauern, manchmal nur eine Nacht, aber nie hatte er mehrere gleichzeitig, zwischen denen er wechselte. Und obwohl er heute Abend diese Regel nicht gerade brach, so hielt er sich auch nicht unbedingt daran.
    Nie verbrachte er eine ganze Nacht in Clear River, und nie lud er Charmaine nach Virgin River ein. In der ganzen Zeit hatte sie ihn nur zweimal angerufen und ihn gebeten, sie zu besuchen. Und das war nun wirklich nicht zu viel verlangt, denn schließlich war er ja wohl kaum der Einzige, der hin und wieder mit jemandem zusammen sein musste.
    Er mochte es, wie sie strahlte, wenn sie ihn an der Tür zur Bar hereinkommen sah. Vermutlich hatte sie stärkere Gefühle für ihn, als sie zu erkennen gab. Sie war wirklich kein Spielverderber, und dafür war er ihr dankbar. Aber er wusste auch, dass er die Beziehung beenden musste, bevor sie zu eng wurde. Daher kam er manchmal vorbei, nur um ein Bier zu trinken und um zu zeigen, dass er durchaus auch die Tugenden eines Gentlemans besaß. Gelegentlich brachte er ihr auch etwas mit, einen Schal vielleicht oder Ohrringe.
    Jack setzte sich an die Bar, und Charmaine brachte ihm ein Bier. Sie war eine große Blondine. Krauses, wasserstoffblondes Haar, ungefähr ein Meter fünfundsiebzig. Ihre Figur hatte sie sich weitgehend gut erhalten. Jack wusste nicht genau, wie alt sie war, aber er vermutete, Ende vierzig, Anfang fünfzig. Meist trug sie sehr eng anliegende Kleidung und Tops, die ihre vollen Brüste betonten. Auf den ersten Blick konnte sie billig wirken. Nicht etwa geschmacklos und schlecht, eher einfach. Ungeschliffen. Wenn man Charmaine jedoch näher kennenlernte und feststellte, wie gütig und absolut aufrichtig sie war, dann verflogen diese Gedanken. Jack konnte sich gut vorstellen, dass sie früher einmal wahrscheinlich alle Blicke auf sich gezogen hatte, mit diesem üppigen Busen und den vollen Lippen. Sie sah auch jetzt noch immer gut aus, aber nun hatte sie an den Hüften doch ein wenig Speck angesetzt, und es zeigten sich auch ein paar Fältchen rund um ihre Augen.
    „Hallo Kleiner“, begrüßte sie ihn. „Lange nicht gesehen.“
    „Das ist doch erst zwei Wochen her, meine ich.“
    „Eher schon vier.“
    „Wie ist es dir ergangen?“, fragte er.
    „Ich hatte viel zu tun. Die Arbeit.

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