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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Entscheidung wird von einem Schiedsgericht getroffen, es gibt keinen Prozess. Ein Schiedsgericht soll zugänglich sein, anders gesagt, es besteht nicht die Notwendigkeit, sich von einem Anwalt vertreten zu lassen, aber in der Praxis sieht es so aus, dass die meisten einen Anwalt nehmen. Aber weil das so ist, muss der Kläger die Kosten selbst tragen. Auch wenn Sie gewinnen, Jojo, müssen Sie mit einer Rechnung von zehn- bis zwanzigtausend Pfund rechnen, vielleicht auch mehr. Die Entschädigung, die Ihnen zugesprochen werden würde, könnte von den Kosten aufgefressen werden. Das ist für den Fall, dass Sie gewinnen.«
    »Und wie stehen die Chancen?«
    Eileen dachte nach. »Fifty-fifty. Selbst wenn Sie gewinnen, könnte es schwierig für Sie sein, weiter dort zu arbeiten. Sollten Sie verlieren, wird es unmöglich sein. Und wahrscheinlich würden Sie auch in keiner anderen Agentur eine Stelle bekommen – weil Sie sich einen Ruf als schwierige Kandidatin erworben hätten.«
    »Waurm? Weil ich für meine Rechte kämpfe?«
    »Ich weiß, aber leider benutzen manche Frauen diese Anhörung für ihre eigenen Zwecke. Zum Beispiel, wenn sie ein Verhältnis mit einem männlichen Kollegen hatten, das unerquicklich endet, dann behaupten manche, es handle sich um sexuelle Diskriminierung, um Ärger zu machen … wie bitte? Sie wollten etwas sagen?«
    »Ja, es ist so«, sagte Jojo und atmete tief ein. »Ich habe eine Beziehung mit, wie Sie sagen, einem Kollegen. Dem geschäftsführenden Partner. Aber wir haben uns nicht getrennt, wir sind zusammen. Könnte das ein Problem sein?«
    Eileen überlegte. »Sie versichern mir, dass die Beziehung noch besteht? Er hat Sie nicht gerade fallen gelassen, und Sie wollen sich jetzt rächen?«
    »Ich versichere Ihnen das.«
    »Und Sie sind darauf vorbereitet, dass es an die Öffentlichkeit kommt?«
    »Wie bitte?«
    »Die Anhörungen sind öffentlich, und die Leute von der Presse schwirren immer herum, auf der Suche nach Geschichten, die sie ausschlachten können. Es könnte sein, dass Ihre Situation sich dazu eignen würde.«
    »Zeitungsleute?«
    »Ja.«
    »Aber würde ich dem Schiedsgericht von Mark erzählen müssen?«
    »Sie werden es nicht geheim halten können.« Eileen sagte das mit einiger Strenge. »Alle relevanten Angaben müssen gemacht werden. Wenn Sie sie nicht freiwillig preisgeben, wird das gegen Sie verwendet.«
    Jojo dachte nach. Es war unangenehm, aber es würde ohnehin alles herauskommen. »Also gut. Habe ich Sie richtig verstanden? Meine Chance zu gewinnen steht fünfzig zu fünfzig. Meine Anwaltskosten – Sie würden mich vertreten, ja? – würden mich viele tausend Pfund kosten, und wenn ich gewinne, bekomme ich genügend Entschädigung, um die zu bezahlen. Wenn ich verliere, muss ich in den sauren Apfel beißen, aber ich verliere ja nicht, weil das Recht auf meiner Seite ist!«
    Eileen musste lächeln, aber sie sagte noch: »Das Schiedsgericht sieht es vielleicht nicht so wie Sie. Es könnte auch zu dem Schluss kommen, dass Richie der bessere Agent ist und die Beförderung verdient hat …«
    »Das ist unmöglich. Sie haben ihn genommen, weil der Mistkerl Golf spielen kann. Das ist der einzige Grund. Also machen wir es. Was passiert jetzt?«
    »Das Erste ist, dass wir Ihren Arbeitgeber in Kenntnis setzen. Wir teilen ihm mit, dass Klage gegen die Firma erhoben wird.«
    »Wann kann das geschehen?«
    »So bald wie möglich.«
    »Gut!«
    Aber im Taxi auf dem Weg zurück ins Büro schwand Jojos positive Einstellung. Sie hatte gerade ein schwieriges, beängstigendes Verfahren eingeleitet. Eileen hatte gesagt, ihre Chancen stünden fünfzig zu fünfzig. Jojo hätte angenommen, dass ihre Chancen besser stünden, aber Eileen war Expertin auf dem Gebiet …
    Wenn sie verlöre? Ihre wurde kalt bei dem Gedanken. Bloß weil sie wusste, dass Richie die Beförderung nicht verdient hatte, hieß das ja nicht, dass das Schiedsgericht es auch so sehen würde. Nicht immer siegte die Gerechtigkeit. Sie war bei der Polizei gewesen, sie wusste, wovon die Rede war.
    Plötzlich hatte sie den dringenden Wunsch, die Sache abzublasen. Es wäre ein Leichtes, das jetzt zu tun, bevor Lipman Haigh informiert würde. Was war der Zweck der Klage? Selbst wenn sie gewinnen würde, würde Richie der Partnerstatus nicht abgesprochen und automatisch ihr zugesprochen. Das Schlimmste war schon passiert, sie konnte die Entscheidung der Partner nicht rückgängig machen, nichts würde da helfen. Wollte sie

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