Neue Schuhe zum Dessert
Jackett, und angesichts des Getriebes stehen geblieben. »O mein Gott«, sagte er matt. »In welcher Hölle bin ich hier gelandet?«
Jojo stand noch in der Tür und schüttelte rasch den Regen ab, bevor sie sich ins Getümmel stürzte. Sie registrierte die Flicken, die Haltung, den Geruch. Wunderbar, dachte sie. Ein echter exzentrischer Engländer.
Bestürzt guckte Dan sich in dem Raum um. »Mehr von diesen jungen Türken als Sterne am Firmament.«
»Das stimmt«, sagte Jojo lachend. »Sie kommen aus allen Ritzen gekrochen.«
»Gekrochen«, wiederholte Dan. »Sehr gut gesagt.« Er streckte Jojo die Hand entgegen. »Dan Swann.«
»Jojo Harvey.«
»Miss Harvey, Sie erinnern mich an meine vierte Frau.«
Aber es gab keine Mrs Swann, nicht einmal eine. Dan war nämlich für die Damenwelt verloren. Das war der Grund, warum er immer wieder Kriegsbiografien anschleppte, gestand er Jojo später. Er konnte einem Mann in Uniform nicht widerstehen, selbst dann nicht, wenn er achtzig und dement war.
Auf dem Weg zu Dans Büro kam Jojo bei Jim Sweetman vorbei.
»Hallo.« Sie blieb an der Tür stehen und rief hinein. »Du hast geschummelt. Dein Nichtraucherguru ist gar keine Hypnotiseurin, sie ist Therapeutin.«
Jim lachte und zeigte seine strahlend weißen Zähne. Jojo hielt sich die Hand vor die Augen. »Himmel, ich bin geblendet. Muss das sein?«
Jim lachte noch lauter. »Guck mal, mein Schild.« An der Wand hinter seinem Schreibtisch hing ein DIN-A4-Blatt, auf dem mit dickem schwarzem Filzstift geschrieben stand
Genieße heute den
25.
zigarettenfreien Tag
»Wen interessiert, wie es funktioniert? Hauptsache, es funktioniert.«
»Mmh.« So war das mit Jim Sweetman. Er war ein raffinierter Charmeur, und es war unmöglich, ihm lange böse zu sein. »Aber ich will nicht zu einer Therapeutin gehen.«
»Warum nicht? Jojo Harvey ist nicht der Typ für dunkle Geheimnisse. Wovor hast du Angst?«
Jetzt zeigte er wieder sein Lächeln und präsentierte ein Bild fröhlicher Unbefangenheit. Aber Jojo war sich nicht so sicher. Er und Mark waren gut befreundet, und manchmal fragte sie sich, wie viel Jim wusste.
Sie wandte sich zum Gehen und stand, »Hoppla!«, genau vor Richie Gant. Er war schlank, hatte das Haar mit Pomade zurückgekämmt und sah aus wie ein junger, böser Hai, der andere junge Haie überfallen und ihnen ihr Handy klauen würde. Sie rannte vor ihm weg. Igitt, ich habe ihn berührt .
Als sie Dans Büro betrat, schien er überrascht, sie zu sehen, obwohl keine zwei Minuten vergangen waren, seit sie telefoniert hatten. »Ach, ja«, sagte er unbestimmt. »Essen. Man muss wohl.«
Von seinem Garderobenständer nahm er einen uralten, formlosen Hut, der fast wie lebendig schien, als wäre er aus Moos gemacht. Er zog ihn fest in die Stirn, und plötzlich sah er aus, als hätte er einen grünen Bienenstock auf dem Kopf. Er bot Jojo den Arm. »Sollen wir?«
25
Dienstagmorgen, 10.15 Uhr
Der erste Anruf. »Der Affenjunge«, sagte Manoj. »Ich habe Patricia Evans am Apparat. Annehmen, ja oder nein?«
»Annehmen! Annehmen!« Die Erste war im Rennen.
Ein Klicken, dann: »Jojo, ich habe Liebe und der Schleier gelesen.«
Jojos Herz begann schneller zu schlagen, und das Adrenalin fing an zu rauschen. Bestimmt kam was Gutes.
»Ich bin begeistert«, sagte Patricia. »Wir sind alle ganz begeistert und wollen ein Angebot machen, ohne Auktion.«
»Es müsste ein ziemlich hohes Angebot sein, wenn das Buch gleich wieder vom Tisch soll.«
»Ich glaube, du wirst zufrieden sein. Wir bieten eine Million Pfund.«
Jojos Hände waren plötzlich heiß, das Adrenalin raste durch ihre Adern wie eine feindliche Armee. Jojo dachte nach, schnellschnellschnell. Eine Million Pfund war eine verrückt hohe Summe, besonders für einen Debütroman. Aber wenn Pelham so hoch bot, bestünde dann nicht die Möglichkeit, dass einige der anderen Verlage das auch tun würden? Vielleicht würde sie in einer Auktion eine noch höhere Summe bekommen können? Mehr als die 1,1 Millionen, die Richie Gant für Das große Rennen bekommen hatte?
… aber vielleicht missdeutete sie die Situation, und Pelham war der einzige Verlag, der scharf auf Liebe und der Schleier war. Wenn nun kein anderer ein Gebot abgab oder alle nur niedrige Gebote machten? Man konnte es einfach nicht wissen, aber sie gab sich selbst zu bedenken, dass zwei Verlage Nathan schon abgelehnt hatten – sie hatten offenbar kein Potenzial gesehen …
Bleib ruhig, ganz ruhig. Sprich
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