Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Entscheidungen auf diese Art zu treffen. Wenn du versuchst, Richie auszustechen, beeinträchtigt das deine Fähigkeit, klar zu denken.«
    »Ich habe dich nicht um deinen Rat gebeten«, sagte sie hochmütig.
    »Doch, hast du wohl.« Er lachte und küsste ihre Fingerknöchel, einen nach dem anderen. »Und das kann passieren, wenn man um Rat fragt. Manchmal kriegt man nicht die Antworten, die man sich wünscht.«
    Sie hob den Kopf, nahm seine Hand aus ihrem Haar und ließ sich mit einem Seufzer in die Kissen sinken.
    »Wärst du lieber wieder bei der Polizei?«, fragte Mark. Wie ein kleiner Junge interessierte er sich für ihr Leben bei der Polizei und versuchte immer, das Gespräch darauf zu lenken.
    »Es war nicht wie bei Drei Engel für Charlie , weißt du.« Sie klang leicht gereizt. »Wie würde es dir gefallen, eine Leiche zu sichern, die man schon aus einer Entfernung von vier Stockwerken riechen kann, und dabeizubleiben, bis der Bus kommt?«
    »Der Bus?«
    »Der Notfallwagen. Eigentlich mussten wir in der Wohnung warten, aber manchmal war der Geruch so stark, dass es einfach nicht ging. Dann haben wir im Treppenhaus gewartet und uns das Kotzen verkniffen.« Sie drehte sich zu ihm um und fing an zu lachen. »Oh, Mark, du solltest mal dein Gesicht sehen. Das kann passieren, wenn man nach gruseligen Einzelheiten fragt«, fuhr sie ihre Retourkutsche. »Manchmal kriegt man nicht die Antworten, die man sich wünscht.«
    Er kniff sie. An einer interessanten Stelle.
    »Lass das. Es sei denn, du meinst es ernst.«
    »Ich meine es schon ernst, aber …«
    »Aber?«
    »… aber wir warten noch auf das Aufladen.«
    »Schön gesagt.«
    »Während wir warten, kannst du mir ja erzählen, was das für ein schrecklicher Geruch ist.«
    »Der schlimmste, den es gibt. Wenn man das einmal gerochen hat, vergisst man es nie wieder.«
    »Wird einem davon übel?«
    »Ob einem davon übel wird? Man fängt sofort an zu würgen, wenn man es riecht. Und der Geruch bleibt an einem haften – an den Kleidern und in den Haaren, und alle anderen fangen auch an zu würgen, wenn sie nur in deine Nähe kommen. Aber manchmal hat man Glück«, sagte sie fröhlich, »und man kriegt eine Leiche, die erst ein paar Stunden tot ist. Und vielleicht liegt sie in einer schönen Wohnung, wo man fernsehen kann, während man wartet. Vielleicht kann man sich ein Bier bringen lassen. Dann ist es gar nicht so schlecht.«
    »Das mit dem Bier ist ein Witz.«
    »Nein.«
    Nach einer Pause fragte Mark: »Hat es dir etwas ausgemacht?«
    »Das Bier oder die Leichen?«
    »Die Leichen.«
    »Sicher.«
    »Zum Beispiel?«
    Nach einer weiteren Pause sagte Jojo: »Einmal war es ein vierjähriges Mädchen, das bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. An dem Abend konnte ich nichts essen.«
    »An dem Abend? Nur an dem einen Abend?«
    »Vielleicht waren es auch ein paar Abende. He, guck mich nicht so an.«
    »Wie, so?«
    »Als wäre ich ein Ungeheuer. Man musste hart im Nehmen sein, nur so schafft man es. Man kann nicht immer emotional werden, dann ist man sofort wieder draußen. Können wir bitte über was anderes sprechen?«
    »Na gut. Wie kommst du mit Manoj zurecht?«
    »Ganz gut. Bis Louisa wiederkommt.«
    »Falls Louisa wiederkommt.«
    »Hör auf.«
    »Und wenn sie tatsächlich zurückkommt«, neckte er sie, »ist sowieso alles anders. Dann kommt sie dauernd zu spät und ist abgelenkt und riecht nach Babykotze. Oder sie schläft ein und muss früh heim, um mit dem Kind zum Arzt zu gehen, und ihr Jagdinstinkt ist verschwunden.«
    Jojo kniff ihn. An einer interessanten Stelle.
    »Lass das. Es sei denn, du meinst es ernst.«
    »Ich meine es ernst.«
    Danach dösten sie ein, und als Jojo mit einem Ruck aufwachte, sah sie, dass es Viertel nach eins war.
    »Mark. Steh auf. Du musst nach Hause.«
    Er setzte sich auf, sie spürte seine Wärme. Er sagte: »Kann ich nicht bleiben?« Er war schläfrig, aber es war klar, dass das keine spontane Idee war.
    »Einfach hier bleiben?«
    »Ja.«
    »Willst du erwischt werden?«
    »Wäre das so schlimm?«
    »Ja. Egal wie es weitergeht, so macht man es nicht.« Sie warf ihm einen Socken zu. »Zieh dich an. Geh nach Hause.«
    27
    Mittwochmorgen, 10 Uhr
    Das Angebot von Pelham Press war im Begriff abzulaufen, und Jojo hatte immer noch keine Entscheidung getroffen.
    Sollte sie die Million akzeptieren und die Chance, mehr zu bekommen, sausen lassen? Oder sollte sie die Million ablehnen und das Risiko eingehen, für viel weniger

Weitere Kostenlose Bücher