Neue Schuhe zum Dessert
und sagte, sie habe sie ausgewählt und würde ihnen per Fahrradkurier eine Kostbarkeit zuschicken. Ein Datum in der nächsten Woche wurde für die Auktion festgelegt, sodass die Lektoren Zeit hatten, von ihren Vorgesetzten die ziemlich hohe Summe bewilligt zu bekommen, auf die Jojo hoffte.
Konnte der Tag noch besser werden? Als Jojo mit Tania Teal von Dalkin Emery telefonierte, um über Liebe und der Schleier zu sprechen, sagte Tania: »Gut, dass du anrufst. Ich wollte mit dir über Lily Wright sprechen.«
Lily Wright war eine von Jojos Autorinnen: eine sanftmütige, intelligente, feinfühlige Frau, und Jojo hatte das instinktive Gefühl, dass Lily ein »guter Mensch« war. Als Jojo ihre ersten Verhandlungen mit Lily führte, kam sie mit ihrem Partner Anton, und die beiden saßen voller Nervosität vor Jojo, fielen einander ins Wort, beendeten gegenseitig ihre Sätze und waren insgesamt ganz rührend.
Lily hatte Mimis Medizin geschrieben, ein zauberhaftes kleines Buch über eine weiße Hexe. Jojo mochte es sehr und fand, dass es eine ganz besondere Note hatte, aber weil es so esoterisch war, hatte sie keinen Verlag dazu überreden können, es groß herauszubringen.
Tania hatte es gekauft, für einen kleinen Vorschuss von nur viertausend. Damals hatte sie gesagt: »Ich persönlich finde es großartig, besser als Prozac. Allerdings muss ich zugeben, dass ich in meinem tiefsten Inneren nicht damit rechne, damit einen größeren Erfolg zu landen, aber zum Kuckuck, ich mache es trotzdem.«
Doch obwohl Tania alles versucht hatte, ihre Kollegen zu überzeugen, dass dieses Buch eine echte Überraschung sein könnte, hatte sich niemand überzeugen lassen. Deswegen hatte Dalkin Emery eine kleine Auflage gemacht und fast keine Werbung, und bisher hatte Mimis Medizin – wen wunderte es? – kein großes Feuer entfacht.
»Was gibt’s von Lily?«, fragte Jojo.
»Sehr gute Nachrichten.« Jojo hörte die Freude heraus. »Im Flash! von dieser Woche ist eine tolle Besprechung von Lilys Buch! Und wir machen eine Neuauflage. Die Vertreter haben nur Gutes zu vermelden. Stell dir vor, wir haben die erste Auflage fast verkauft.«
»Wirklich? Das ist ja fantastisch! Und das so gut wie ohne Werbung!«
»Na, da wir jetzt nachdrucken, konnte ich die Werbeabteilung überreden, ein paar Anzeigen zu schalten.«
»Klasse! Und wie groß wird diese Auflage? Noch mal fünftausend?«
»Nein, wir dachten an zehn.«
Zehntausend? Eine Verdopplung der ersten Auflage? Die Vertreter mussten Spektakuläres berichtet haben.
»Lies mal die Leserbriefe bei Amazon«, sagte Tania. »Dieses Buch scheint ein spezielles Bedürfnis anzusprechen. Anscheinend hatten wir Recht mit dem Buch, Jojo!«
Jojo stimmte ihr zu, bedankte sich und legte auf. Sie war ganz aufgeregt. Es war immer ein gutes Gefühl, wenn ein Buch gegen alle Voraussagen erfolgreich war, auch in kleinem Maße. Aber in diesem Fall war sie besonders erfreut, weil die Autorin ein so lieber Mensch war. Sie öffnete die Amazon-Homepage und fand die Seite mit Mimis Medizin – Tania hatte Recht. Siebzehn Leserbriefe, und alle sprachen von ihrer Begeisterung für das Buch. »Bezaubernd … tröstlich … magisch … ich habe es schon zweimal gelesen …«
Jojo rief sofort bei Lily an, die überrascht und dankbar war, dann lehnte sie sich zurück, glücklich, aber plötzlich tatenlos. Was weiter? Lunch, verdammt noch mal! Sie hatte genug getan für einen Vormittag! Sie nahm den Telefonhörer und drückte die Nummer einer internen Durchwahl. »Dan? Haben Sie Zeit, zum Lunch zu gehen?«
»Lunch?«
»Wenn man in einem Raum zusammensitzt und Speisen zu sich nimmt.«
»Ach so, ja. Weil Sie es sind.«
»Ich komme gleich vorbei.«
Dan Swann sah so aus, wie Jojo sich einen Engländer vorgestellt hatte, bevor sie nach England kam. Er war zierlich und hellhäutig, und obwohl er fast sechzig war, sah er immer noch jungenhaft aus. Das Beste an ihm war, dass er ein Tweedjackett mit Lederflicken an den Ellbogen trug, das die Farbe von Haferbrei hatte. Es sah aus wie ein Erbstück, und wenn es nass wurde, verströmte es einen merkwürdigen Geruch – nach Hund oder vielleicht nach modriger Vegetation. Jojo fand, dass es Dans Charme noch erhöhte.
Er war es gewesen, der Jojo überredet hatte, zu Lipman Haigh zu wechseln. Sie hatten sich bei einer Buchpräsentation für einen der jungen Türken kennen gelernt. (Noch so einer.) Dan war aus dem Regen gekommen, in seinem seltsam riechenden
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