Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
aber wir waren nicht mehr verlobt. Wir hatten die Idee zu heiraten noch nicht aufgegeben, hatten aber keinen Termin im Auge. Dann wollte er eine vorübergehende Trennung …«
    »… aber er kam dauernd vorbei, betrunken, und wollte mit der Wurst Verstecken spielen …«
    »… mit der Salami …«
    »Oh, ich vergaß, natürlich war er in jeder Hinsicht der Größte.«
    »Er hat mir das Herz gebrochen«, sagte Jojo schlicht. »Aber zum Glück bin ich eine ziemlich starke Frau, verglichen mit den Frauen der Welt, und war nicht bereit, mir das von ihm bieten zu lassen. Von keinem.«
    »Na, ein bisschen warst du schon bereit«, sagte Becky. »Weißt du noch, wie du mich einmal belogen hast und mir weismachen wolltest, dass er nur ein Bett für die Nacht brauchte, und als ich reinkam, wart ihr mitten drin …«
    »Schon gut, schon gut. Vielleicht bin ich ein-, zweimal schwach geworden …«
    »… oder zwanzigmal.«
    »Aber ich habe es beendet. Und ich bin drüber hinweggekommen.«
    »Wenn mir das passiert wäre, hätte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben und würde immer noch darauf warten, dass er sich entscheidet«, sagte Becky. »Ich wäre ein Wrack. Völlig abgemagert, die Nägel bis zur Nagelhaut abgekaut, und würde zum Vergnügen an meinen Haarspitzen lutschen. Ich würde Prozac und Valium schlucken und auf dem Fußboden neben dem Telefon schlafen. Ich würde Babynahrung aus dem Glas essen …«
    »Wie lange ist das jetzt her?«, unterbrach Andy sie.
    Jojo dachte nach. »Sechs Jahre?« Sie warf Becky einen fragenden Blick zu, die aussah, als wäre sie gerade aus einer Trance erwacht. »Sechseinhalb?«
    »Und was macht er jetzt?«, fragte Andy. »Hat er eine andere Frau?«
    »Ich habe keine Ahnung. Und es ist mir scheißegal.«
    »Hast du den Ring noch?«
    »Nein. Den habe ich verkauft, und Becky und ich sind für zwei Wochen nach Thailand geflogen.«
    »Liebst du Mark so sehr, wie du Dominic geliebt hast?«, fragte Becky.
    Jojo grübelte eine Weile und sagte dann: »Wahrscheinlich mehr. Aber er ist verheiratet.«
    Jojo behielt für sich, dass Mark in letzter Zeit versteckte Andeutungen gemacht hatte, dass er die Möglichkeit, seine Frau zu verlassen, erwöge. Unaufgefordert . Jojo würde nie bohren. Vielleicht würde das ganze Versteckspiel irgendwann unerträglich statt einfach nur unbequem, und vielleicht würde sie dann anfangen, Forderungen zu stellen. Aber im Moment kamen die – ganz seltenen – Spekulationen über ihre glückliche, gemeinsame Zukunft allein von seiner Seite.
    24
    Montagmorgen, 8.30 Uhr
    Auf ihrem Weg zu Lipman Haigh sah Jojo auf der Straße einen Mann, der scheinbar herumlungerte. Er kämmte sich die Haare im Rückspiegel eines parkenden Autos, und sein Teint hatte einen grünlichen Schimmer. Sie war sich ziemlich sicher, dass dies Nathan Frey war, der aus seiner furchtbaren Nervosität heraus viel zu früh zu seinem Termin um neun Uhr gekommen war.
     
    Montagmorgen, zehn Sekunden nach neun
    Manoj kündigte Nathan an, und es war tatsächlich der gleiche Mann mit dem gleichen grünlichen Teint, den sie gesehen hatte.
    Er war am Ende. Er hatte drei Jahre damit zugebracht, das Buch zu schreiben und dafür sein Haus mit einer zusätzlichen Hypothek belastet, er hatte seine Familie für sechs Monate verlassen und, als Frau verkleidet, in Afghanistan gelebt. Zwei Agenturen hatten sein Buch schon abgelehnt – »Schön dumm von denen«, meinte Jojo –, und jetzt, da er vor einer lebenden Agentin saß, einem Menschen, der die Macht hatte, seinen Traum zu verwirklichen und das Buch zu veröffentlichen, verlor er ein wenig die Contenance.
    Doch als Jojo ihm zu seinem wunderbaren Buch gratulierte und erklärte, sie glaube, es könne im Inland und Ausland ein Erfolg werden, verlor sich seine teigige Blässe ein wenig, und er nahm eine gesündere Farbe an, mehr in Richtung Käsekuchen.
    »Liegt das Manuskript noch bei anderen Agenturen?«, fragte Jojo. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Autor sein Werk an verschiedene Agenturen verschickte, die ihn dann alle als ihre Entdeckung betrachteten.
    »Nein, ich habe sie der Reihe nach angeschrieben.«
    Gut. Wenigstens müsste sie nicht mit anderen Agenturen um das Buch feilschen.
    »Ich wollte es kaum glauben, als Sie anriefen. Ich dachte, eine Agentin wie Sie würde niemals …«
    »Jetzt hat sie aber doch«, sagte Jojo, und sofort flammten zwei kreisrunde, himbeerrote Flecken auf seinen Wangen auf. »Mann«, sagte er leise und ballte

Weitere Kostenlose Bücher