Neue Schuhe zum Dessert
nicht recht, er war so kommerziell orientiert, dass sie glaubte, es wäre nicht das Richtige für das Buch. Aber eine Million war eine Million. Annehmen, ja oder nein? Annehmen, ja oder nein?
Annehmen, beschloss sie. Dann war Manoj am Apparat. »Der Affenjunge. Wenn ich irgendwelche Bananen essen soll? Oder ein Affentheater veranstalten?«
»Was willst du?«
»Alice Bagshawe am Apparat.« Lektorin bei einem anderen Verlag. »Annehmen, ja oder …«
»Annehmen.« Klick. »He, Alice.«
»Jojo, hallo. Liebe und der Schleier «, sagte Alice ganz außer Atem.
»Ich habe doch gesagt, dass es ein tolles Buch ist.«
»Du hattest Recht. Wirklich. Deswegen wollen wir von Knoxton House dir ein Vorabangebot machen.«
Jojo musste unwillkürlich lächeln.
»Wir bieten euch runde …« Alice zog die Wörter in die Länge, um eine dramatische Wirkung zu erzielen. »… zwei …«
Zwei , dachte Jojo, zwei Millionen ? Gott sei Dank, dass sie das Angebot von Pelham nicht angenommen hatte – eine ganze Million weniger.
»… zweihundertzwanzigtausend Pfund«, sagte Alice.
»Zwei hundert zwanzig?«, fragte Jojo.
»Richtig«, bestätigte Alice und missdeutete Jojos schockierte Frage als freudige Überraschung.
»Oh. Ehm, Alice, es tut mir Leid, wir haben schon ein viel größeres Angebot auf dem Tisch.«
»Wie viel mehr?«
»Sehr viel mehr.«
»… Jojo, wir sind an unsere Grenzen gegangen. Höher können wir nicht gehen.«
Knoxton House war also weg vom Fenster. Aber es gab ja noch fünf andere, die mitmachen konnten.
»Ehrlich gesagt, Jojo, ich glaube nicht, dass es viel mehr wert ist als unser Angebot. Du solltest das andere Angebot am besten gleich akzeptieren.«
»Ja, danke, Alice.«
Jojo drehte sich auf ihrem Stuhl herum und dachte nach. Der Anruf hatte sie stark verunsichert. Wie würden sich die vier Verlage entscheiden, die sich bisher noch nicht gemeldet hatten?
Olive Liddy von Southern Cross hatte ein paar Misserfolge gehabt und brauchte dringend einen Hit. Sie könnte mit einem ziemlich hohen Gebot aufwarten – aber vielleicht hatte sie nicht mehr die Nerven dazu.
Franz Wilder von B&B Calder war auf der Siegesstraße: Er war Herausgeber von Year und hatte eins der Bücher, das für den Booker Prize nominiert war, lektoriert. Jetzt wäre die Zeit reif für einen weiteren Erfolg, aber vielleicht war Wilder im Moment nicht so gierig danach.
Tony O’Hare bei Thor war ein fantastischer Lektor, aber Thor hatte erst vor kurzem eine Umstrukturierung durchgemacht, mit Kündigungen und Stellenstreichungen, und der Verlag hatte sich noch nicht wieder erholt. Sie hätten einen Hit bitter nötig, aber die Hierarchie war zurzeit so verworren, dass sich vielleicht niemand mit der Befugnis fand, das Geld zu bewilligen.
Und Tania Teal von Dalkin Emery? Auch sie war eine geschickte Lektorin – die von Miranda England. Kein Grund, warum die nicht das Geld haben sollte.
Aber man musste abwarten, bis sie sich meldeten. Es war völlig ausgeschlossen, dass sie selbst bei ihnen anrufen würde: Da würde sie nur ihr Gesicht verlieren.
Ich muss die Nerven behalten, dachte sie, ich muss die Fäden in der Hand halten.
Es war nicht das erste Mal, dass sie in einer solchen Situation war – obwohl nicht solche Summen auf dem Spiel gestanden hatten –, aber man konnte daraus nichts ableiten. Bloß weil es einmal geklappt hatte, hieß das nicht, dass es wieder klappen würde.
Und der Schaden war unkalkulierbar, nicht nur für den armen, mittellosen Nathan Frey, sondern auch für sie. Einen Flop inszeniert zu haben, bevor das Buch verkauft war …
Die Kunde davon würde sich sehr schnell verbreiten, man würde ihr das Vertrauen entziehen, und es würde sehr lange dauern, bis die zarten Beziehungen zu den Verlagen, die sie im Laufe der Jahre aufgebaut hatte, sich davon erholt hatten.
26
Dienstagabend, in Jojos Bett (nach dem Geschlechtsverkehr)
»Und was wirst du machen?«, fragte Mark.
»Was würdest du machen?«
»Ich würde die eine Million akzeptieren und die Auktion abblasen.«
»Ah ja …«
»Es ist eine erstaunliche Summe, noch dazu für einen Debütroman.«
»Verstehe …«
»So sieht es also aus.«
»Was meinst du?«
»Du wirst es nicht annehmen, richtig?«
»Nein. Ja. Ich weiß nicht.«
»Du willst über die 1,1 Millionen kommen, die Richie Gant für Das große Rennen rausgeholt hat, stimmt’s?« Mark wickelte eine Strähne von ihrem Haar um seinen Finger. »Es ist nicht gut, seine
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