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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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halb zwölf am Montagmorgen, es konnte unmöglich schon vorbei sein. Irgendwas müsste geschehen. Sie müsste etwas tun können.
    Sie schluckte und unterdrückte die aufsteigende Übelkeit. Ich habe es in den Sand gesetzt, gestand sie sich ein. Ich habe mich hoffnungslos vergaloppiert. Ich hätte Patricia Evans’ Angebot annehmen sollen.
    Patricia Evans!, dachte sie, das war die Idee. Ich könnte sie wieder anrufen. Sie würde vielleicht kein so hohes Angebot machen, sie würde vielleicht gar keins machen, aber vielleicht würde sie etwas bieten. Ihr war alles recht, solange sie die Sache zum Laufen kriegte.
    Plötzlich hatte sie ein wahnsinnig gutes Gefühl, aber sie brauchte drei Anläufe, bis sie ihr Adressbuch aufgeklappt hatte. Während es läutete, überlegte sie, was sie sagen würde. Sie würde freundlich und locker sein. »Hallo, Patsy«, würde sie sagen, »ich wollte dich nur daran erinnern, dass heute der Tag ist, an dem die Gebote für Liebe und der Schleier eingehen sollten.« Das Angebot von einer Million Pfund und Patricias Verärgerung, als sie es abgelehnt hatte, müsste sie nicht erwähnen. Im Laufe der Jahre hatte sie gelernt, wenn man so tat, dass die Dinge so und nicht anders waren, dann waren die Leute manchmal so verwirrt, dass sie einfach mitmachten.
    Aber Patricia war nicht am Platz. Es gab jede Menge Gründe, warum sie nicht am Platz war – sie konnte eine Besprechung haben, beim Zahnarzt sein oder auf der Toilette, aber Jojo war so verunsichert, dass sie sich vorstellte, wie Patricia ihrer Assistentin zuflüsterte: »Sag ihr, ich bin tot.«
    Jojo legte auf und versuchte, die Lage realistisch einzuschätzen. Vierhundertfünfzigtausend Pfund war eine enorme Summe, damit würde sich Nathan Freys Leben für immer verändern. Aber sie hätte so viel mehr für ihn rausholen können – und je höher der Vorschuss, desto höher auch der Werbeetat, weil der Verlag bemüht war, seine Ausgaben wieder reinzuholen.
    Aber sie fühlte sich nicht nur wegen des Geldes so elend. Es lag auch daran, dass sie versagt hatte. Sie war sich so sicher gewesen mit dem Manuskript, so sicher, dass es alle Rekorde brechen würde, dass sie ihre Karriere darauf gewettet hätte. Schrecklicher Gedanke – vielleicht war genau das geschehen. Ohne es zu merken, hatte sie vielleicht ihre größte Chance gehabt, und sie hatte sie vertan. Eine Million Pfund, eine enorme Summe, und sie hatte sie abgelehnt. Was hatte sie sich nur gedacht?
    Wenn damit nun ihre Chance, zum Partner gemacht zu werden, hinüber war? Wenn Richie Gant sie überflügelte? Er war erst seit acht Monaten bei Lipman Haigh, und Jojo seit zweieinhalb Jahren – aber er war so erfolgreich. Und Jojo nicht …
    Panik stieg in ihr auf und drohte, ihr die Luft abzudrücken. Sie zwang sich, ein paar vernünftige Gedanken zu denken. Niemand war gestorben, niemand war verletzt worden. Eines Tages sind wir alle tot, und dann macht es nichts mehr. Und der Lieblingstrost aller Verlierer: Auf Niederlage folgt Sieg.
    Aber es war nicht schön, eine Niederlage zu erleiden, besonders, wenn das andere erfuhren … Sie müsste dafür sorgen, dass nichts durchsickerte – wenn Richie Gant davon erführe, würde sie es endlos aufgetischt bekommen. Manoj kam rein und sah sie an. »O nein.«
    »O doch.«
    »Erzähl.«
    »Jetzt nicht. Ich muss was einkaufen gehen.«
    »Was?«
    »Irgendwas.«
    31
    Beinahe hätte sie einen Wäschekorb für ihr Badezimmer gekauft. Er war aus blauem Plastik mit einem Muster von ausgestanzten Delphinen, aber als sie damit an der Kasse stand, verlor sie plötzlich das Interesse daran.
    Sie schleppte sich zurück ins Büro, aß ein Croissant mit Schinken und Käse und sah lethargisch zu, wie die Krümel auf den Tisch segelten.
    Als Manoj am Telefon war, sprang ihr das Herz fast aus der Brust. Konnte es Patricia Evans mit einem neuen Angebot sein?
    »Olive Liddy auf Eins.«
    »Ich habe nur eine Leitung.«
    »Na und? Deswegen kann sie doch auf Eins sein.«
    Jojo seufzte schwer. »Stell sie durch.«
    »Olive? Was kann ich für dich tun?« Möchtest du dein Gebot um fünf Pfund erhöhen?
    »Liebe und der Schleier, ich hoffe, ich bin nicht zu spät dran. Ich möchte ein Angebot abgeben.«
    »Hat dir jemand auf den Kopf geschlagen, Olive? Du hast schon ein Angebot gemacht. Ich habe dich ausgelacht, weißt du das nicht mehr?«
    »Ich möchte höher gehen.«
    »Wie hoch?«
    »Sechshunderttausend.«
    »Aha …? Das verstehe ich nicht, Olive.« Woher hast

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