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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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musste eine Affäre auch nicht heiß sein, wenigstens nicht die ganze Zeit. Cassie könnte mit ihrem Lover auch am Kanal spazieren gehen oder Kreuzworträtsel lösen.
    Jojo hatte sie einmal gesehen, aber das war lange, bevor ihr Interesse an Mark geweckt war, deswegen hatte sie sie nicht weiter beachtet. Sie erinnerte sich, dass Cassie wie eine Grundschullehrerin aussah und auch eine war. Rundlich und betulich, das ergrauende Haar in einem Knoten. Sie war Anfang vierzig, aber das wusste Jojo nur, weil Mark es ihr erzählt hatte.
    Sie und Mark waren seit fünfzehn Jahren verheiratet, Jojo kannte die Geschichte. Mark war mit ihrem Bruder befreundet und kannte Cassie aus der Zeit, als sie sich alle zusammen eine Wohnung teilten.
    Jojo fragte sich oft, ob er sie noch liebte; sie hätte ihn fragen können, aber sie hatte Angst, dass er nein sagen könnte, und Angst, dass er ja sagen könnte.
    »Mist«, sagte Jojo. »Ich hätte nicht von Cassie anfangen sollen. Jetzt habe ich richtige Schuldgefühle.«
    »Aber …«
    »Erzähl mir was. Etwas Lustiges.«
    Mark seufzte, dann riss er sich zusammen. »Na gut. Guck dir die an.« Er zeigte auf eine Tennisspielerin, die in dem Magazin abgebildet war. »Sie kriegt zehn Millionen im Jahr von Sponsoren, überleg mal, was das für eine Provision ist. Wir sind in der falschen Branche, Rote.«
    »Wir könnten versuchen, Coca-Cola dafür zu interessieren, Autoren zu sponsern. Nein, du hast Recht, Bücher sind nicht sexy genug.« Sie lachte, als sie sein niedergeschlagenes Gesicht sah. »Oder wie wär’s mit Product Placement?«
    »Wie soll das gehen?«
    »Also, man wählt ein paar heiße Autoren aus, ordnet ihnen ein Produkt zu, über das sie dann in ihrem Roman in glühenden Worten schreiben.«
    »Die Industrie fände das bestimmt ganz toll.«
    »Sicher, am Anfang würde das einen Skandal hervorrufen, aber das Geld spricht für sich.«
    »Gib doch mal ein Beispiel für dieses Product Placement.«
    Jojo verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte nachdenklich an die Decke. »Nehmen wir … also … sagen wir, Miranda England – sie wird bestimmt zweihundertfünfzigtausend Exemplare von ihrem letzten Taschenbuch verkaufen, und ihre Leser sind in der großen Mehrzahl Frauen zwischen zwanzig und vierzig.«
    »Und welches Produkt würdest du ihr zuordnen?«
    »… Ah …« Jojo biss sich auf die Lippen und dachte nach. »Also, Kosmetika, das liegt auf der Hand. Die Heldin könnte jedes Mal, wenn sie ausgeht, ein bestimmtes Parfum benutzen. Zum Beispiel Clinique.« Jojo selbst benutzte seit Jahren Clinique, sie hatte mit sechzehn damit angefangen, als sie das erste Mal zu Macy gegangen war und sich auf ihren Typ hatte testen lassen. »Man muss es den Leserinnen nicht dauernd unter die Nase reiben, aber man könnte es einbauen. Das ist viel subtiler als Werbung, und viel zielgerichteter.«
    »Gott, du bist richtig gut«, sagte Mark und schüttelte bewundernd den Kopf.
    »Ich scherze nur«, sagte Jojo, plötzlich nervös.
    »Ich weiß, aber es macht mir Spaß. Erzähl weiter.«
    »Gut.« Sie lief langsam warm. »Männer und Autos. Nimm eins von diesen Männerbüchern und lass den Helden einen Ferrari fahren. Nein, lieber keinen Ferrari, zu teuer, die meisten Leute könnten sich keinen leisten. Eher einen Mercedes oder einen BMW.«
    Plötzlich kam ihre Fantasie richtig in Schwung. »Nein, nein, ich hab’s. Einen Mazda. Einen Mittelklassewagen, der ein bisschen sexier wirken soll. Es würde nicht nur im Buch vorkommen, der Autor müsste ihn auch ein Jahr lang fahren. Und sein Widersacher müsste ein Auto einer konkurrierenden Marke fahren, das dann im heißesten Moment kaputt geht, so etwas in der Art. Es gibt endlose Möglichkeiten. Ich habe noch eine Idee! Man könnte die Bücher nach den Produkten benennen. Man könnte das auch mit Backlist-Titeln machen, nicht nur mit neuen. Der Pferdeflüsterer könnte Der Coca-Cola-Pferdeflüsterer werden. Oder Bridget Jones – präsentiert von Clinique . Beim Sport wird es so gemacht, warum nicht bei Büchern?«
    Mark tat das, was er gerne tat – er lächelte, sah sie aber nicht an. »Und wie würden wir unsere Autoren dazu überreden? Die sind nämlich ein bisschen kapriziös.«
    »Wenn die Knete stimmt …«, sagte Jojo hochmütig.
    »Du bist so gut«, sagte Mark. »Wirklich. Also«, neckte er sie, »morgen früh werde ich als Erstes eine Besprechung mit Autoherstellern und Getränkefirmen anberaumen.«
    »Moment, es war meine

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