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Neue Schuhe zum Dessert

Neue Schuhe zum Dessert

Titel: Neue Schuhe zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wofür ich dankbar war. Er war sogar ganz fröhlich, denn er bewunderte Martha in ihrem roten Aufzug und sagte: »Wenn da nicht ein Song auf mich zukommt.«
    »›Lady in Red‹, das höre ich immer wieder.« Martha schüttelte nachsichtig den Kopf.
    Aber stattdessen fing Mad Paddy an zu singen: »You’d better watch OUT. You’d better not SHOUT. You’d better not cry. I’m TELLIN’ you why …«
    Endlich erkannte ich das Lied und sang im Kopf mit: »SANTA Claus is coming to town.«
    »Beachten Sie ihn nicht«, sagte ich lächelnd und schüttelte ihr die Hand. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »He knows when you are SLEEPING …«
    »Die Bildredaktion wird sich bei Ihnen melden.«
    »… he knows when you’re AWAKE …«
    »Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen«, sagte sie mit einem grimmigen Lächeln.
    »… he knows if you’ve been BAD or good …«
    »Wiedersehen.«
    »SO BE GOOD FOR GOODNESS SAKE.«
     
    Sobald sie gegangen war, rannte ich nach oben, atmete ein paar Mal tief durch und rief Anton auf seinem Handy an. »Ihr könnt nach Hause kommen.«
    »Schon auf dem Weg, meine Liebste.«
    Zehn Minuten später kam er mit schlenkernden Armen und Beinen zur Tür herein. Klein Ema schlief tief und fest an seiner Brust. Wir unterhielten uns flüsternd, während wir sie in ihr Bettchen legten und die Schlafzimmertür schlossen.
    In der Küche zog Anton seinen Mantel aus. Darunter trug er einen rosafarbenen Kaschmirpullover, den Dad uns geschickt hatte, falls ich zu der So-Graham-Norton-Show eingeladen würde. (Dad lebte nicht ausschließlich in einer Fantasiewelt, aber er war dort regelmäßig zu Besuch.) Der Pullover war für Anton viel zu klein und zu eng, sodass ein Streifen von seinem flachen Bauch sichtbar war und der Ansatz der von seinem Bauchnabel nach unten wachsenden Haarlinie. Cody hatte einmal behauptet, Anton sei der Mann mit dem schlechtesten Geschmack, was Kleidung anging, aber ich war mir nicht so sicher. Pink war eindeutig seine Farbe.
    »Das ist deiner«, sagte er und zupfte überrascht an der Wolle. »Entschuldige, Liebste, ich habe mich hastig angezogen und dachte, das ist einer von meinen geschrumpften. Jetzt erzähl aber mal, wie war es mit der Dame von der Zeitung?«
    »Ich weiß nicht genau. Einigermaßen, glaube ich, bis sie Mad Paddy begegnete.«
    »O Mann, nicht schon wieder. Was ist diesmal passiert? Hat er sie eingeladen, mit ihm auszugehen?«
    »Nein, er hat ihr was vorgesungen. Santa Claus is Coming to Town.«
    »Aber es ist April.«
    »Sie trug Rot.«
    »Aber ohne Bart.«
    »Ja, schon.«
    »Wir müssen hier wegziehen. Sind noch Kekse übrig?«
    »Jede Menge.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht.« In dem ersten Interview, das ich gemacht hatte, wurde ich dafür gescholten, dass ich nur Tee und Kaffee angeboten hatte, aber keine Kekse. Seitdem haben wir jedes Mal, wenn ein Journalist kam, in einem nachträglichen Versuch der Wiedergutmachung die besten Kekse auf dem Markt gekauft, aber nie wollte einer Kekse essen.
    36
    Zu Anton. Man darf auf keinen Fall vergessen, dass ich keine Verführerin bin. Ehrlich gesagt bin ich als femme sehr wenig fatale . Gäbe es einen Wettbewerb, würde ich so weit hinten liegen, dass allein für mich eine neue Kategorie erfunden werden müsste.
    Hier ist eine zusammengefasste Version dessen, wie das alles zustande gekommen ist. Ich bin in London aufgewachsen, und nach mehreren Jahren der emotionalen Verwirrung trennten sich meine Eltern endgültig, als ich vierzehn war. Als ich zwanzig wurde, heiratete meine Mum einen langweiligen, aber ehrenhaften Iren und zog mit ihm nach Dublin. Obwohl ich schon längst alt genug war, allein zu leben, ging ich mit ihnen nach Dublin, wo ich ein paar Freunde fand und Gemma meine beste Freundin wurde.
    Nachdem ich Mum und ihrem Loverboy ein Jahr lang auf der Tasche gelegen hatte, schaffte ich endlich den Sprung, machte ein Diplom in Kommunikationswissenschaften und bekam eine Stelle bei Mulligan Taney, der größten PR-Firma in Irland.
    Aber nachdem ich fünf Jahre bei der Firma war, wurde meine Stelle eingespart, und ich konnte keine neue finden. Das fiel zeitlich ungefähr mit der Trennung von Mum und Peter zusammen. Mum ging wieder nach London, und ich folgte ihr – wie ein böser Schatten. Obwohl es mich nicht sonderlich interessierte, fand ich auf freiberuflicher Basis Arbeit und schrieb Pressemitteilungen, trotzdem war ich zu arm, um mir Wochenendreisen nach Dublin leisten und meine alten

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