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neue SF 1

neue SF 1

Titel: neue SF 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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anderen Zeitaltern insofern, als sie eine Endzeit bildete, angetrieben durch sinnlose Freudenfeiern. Ein Zeitalter ständiger Sorgen und Belastungen … drückte mit ihrem ganzen Gewicht auf Mr. Zeros Geist. Mr. Zero ist ein irrsinniger Außenseiter einer irrsinnigen Vergangenheit und findet Gesundung in den weiten, offenen Flächen der Erde, Sicherheit zwischen ihren elektrifizierten Blumen.
    Da ist nur kalte Wüste und unmögliche Wetterlage ringsum. Mr. Zero ist nicht der beste Gesellschafter, insbesondere nicht in den nervenaufreibenden Kegeln des Schweigens, die in den Wüsten einfallen – Gesellschaftslaute des stummen Geistes, die aus den Abflüssen des Alls dringen und leise und unsichtbar auf den kalten Sand prallen. Seine Spezialität neben der Gärtnerei und Sammlerei ist die Konservierung, eine sinnlose Kunst. Ihm zuzuhören, wie er von seinen Eindrücken einer vergangenen Zeit berichtet, ist allerdings besser, als auf die Radiowellen von den Quasaren zu lauschen.
    Mr. Zeros Bahnhof ist vermutlich der bestgepflegte Bahnhof weit und breit. Vermutlich sogar der bestgepflegte Bahnhof in der ganzen Welt, nachdem seine fleißigen Hände den Schaden repariert haben, den die ungeschickten Füße der panikerfüllten Menge anrichteten. Obwohl er vier Bahnsteige, zwei Blumenbeete sowie ein ziemlich großes Abstellgleis besitzt, wohnt er in einem hastig bezogenen Signalhäuschen, das oben auf einem rußigen, schmutzigen Tunnel steht – ein ganz alter, der zur Zeit der Dampfmaschinen schon existierte.
    Dieses verblichen-gelbe Gebäude, aus waagerechten Holzbrettern bestehend, auf einem hohen Backsteinfundament ruhend, erhebt sich mehr zum Ende des längsten Bahnsteigs, auf dieser Seite des Tunnels. Von dort kann man die vier blankgescheuerten Bahnsteige und die beiden ordentlichen Blumenbeete überschauen – und die polierten blanken Schienen, die im Tunnel verschwinden.
    In dem Signalhäuschen hat er eine Sammlung aus Matratzen, alten Holzstühlen, Tischen, Buchregalen und einen Aktenschrank voller Erinnerungsstücke an die frühere Zeit. Als weiteres Hobby sammelt er Ramsch und schimmernde Gegenstände und Stapel von Pappschachteln und anderen Behältern, in denen er wichtige Dinge aufheben kann. Mr. Zero ist eine Elster.
    Es ist unwahrscheinlich, daß ein Zug vorüberkommen und ihn aus dem Schlaf wecken wird – der letzte Güterzug wurde hier verschoben, als der Tunnel noch jung war.
    Zu dieser Nachtzeit sehen die Blumen sehr hübsch aus in ihren Unkrautbeeten, und sie scheinen dem sehr rauhen und leeren Vakuum des Alls zuzustreben, lassen die Sterne in einem Strudel tanzen und setzen sie fest, so daß sie im tiefsten Schwarz unbeweglich zu verharren scheinen. Es sind die Kegel des Schweigens, die sich schließlich zu den Blumen hingezogen fühlen, und sie heben ihre Röcke von der Sandfläche, schützen die Blumen vor der Rache der Sterne und dämpfen stumm das Schnarchen aus dem Signalhäuschen. Ah, da ist ja endlich die Sonne.
    Den ganzen Tag hindurch, bis die Sonne mehrere Meilen entfernt im Boden versinkt, nachdem sie von einem Punkt mehrere Meilen in der anderen Richtung zum Himmel aufgestiegen war und die Geschosse unentwegt durch die Träume des alten Mannes geflogen sind, einem Ziel entgegen, das unsagbar fern ist und über das ich mich bald mal mit ihm unterhalten muß – den ganzen Tag hindurch habe ich ihn mit seinem Unkraut kämpfen sehen, Mr. Zero, den eiskalten Mann einer vergessenen Gesellschaft, der einzige, der wirklich begriffen hat, der leiden mußte, der in einem Signalhäuschen auf einem verdreckten Tunnel lebt und einem nicht-existenten Briefträger Postkarten schreibt.
    Es ist schade, oder ein großer Glücksfall für ihn, daß sein Unkraut in den Blumenbeeten nun abstirbt, ganz von allein – und ich habe ihm in meiner Freundlichkeit und Unehrlichkeit sagen müssen, daß ich ein kräftige Unkrautvertilgungsmittel über sein Blumenbeet gestreut habe.
     
    Baby
     
    Der Himmel bestand aus mattmetallischen Streifen in Babyfarben – blau und rot, die Farbe von Babys Backsteinen oder den kleinen Holzwagen, die er an schmutzigen, ausgefransten Bindfäden herumzieht. Die Bilder aus der Kindheit schienen so weit zurückzuliegen, zuckten jedoch ohne Vorwarnung durch Paulines Kopf, ihr Wesen tauchte einen Augenblick in den grüngelben Schimmer, der hinter den dahinziehenden Wolken hervordrang.
    Baby hockte da und spielte allein mit den Geschossen unter dem gewaltigen Himmel. Manchmal war er so

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