Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
mit«, rief Frank ihm hinterher.
Martin kam nach kurzer Zeit mit einem Lappen und einem Seil wieder.
»Wir seilen die ab«, sagte er und begann, an der Colabombe herumzuwischen. »Aus dem Küchenfenster.« Achim trank derweil den Rest aus der Wodkaflasche. »Und du willst wirklich verweigern?« sagte er dann zu Frank. »Kein Witz?«
»Nein, Ich muß da raus«, sagte Frank.
»Ja klar«, sagte Achim und sah ihn nachdenklich an, »das ist auch nichts für dich. War die schlimmste Zeit meines Lebens, echt mal, und ich dachte immerhin, ich würde da noch was Sinnvolles tun, politisch und so. Aber du? Ich meine, was willst du denn da?«
»Du mußt ihn jetzt agitieren, Achim«, warf Ralf Müller ein, »ihn davon überzeugen dabeizubleiben, mal ein bißchen agitieren … «
»Ach, halt doch die Schnauze, Ralf«, sagte Achim gutmütig. Und zu Frank: »Wird aber schwierig, verweigern, das wird nicht leicht.«
»Jaja«, sagte Frank, »was gibt’s sonst Neues?«
Martin Klapp band das Seil, das vielleicht drei Meter lang war, am Griff der Colabombe fest. »Das seilen wir ab.«
»Sag mal, Achim, dann wird jetzt dein Zimmer frei, ja?« sagte Frank, dem das jetzt erst richtig klar wurde.
»Ja, das wollte ich ja eigentlich sagen«, sagte Achim. »Ab morgen schon.«
»Nehm ich«, sagte Frank schnell, bevor ihm am Ende noch jemand zuvorkam, Wolli zum Beispiel. Er schaute sich um, ob jemand einen Einwand hatte.
»Ich nehme dann Achims Zimmer«, rief er zur Sicherheit noch einmal laut in die Runde, damit das gleich klar war.
»Was ist mit Wolli?« gab Ralf Müller zu bedenken. »Der könnte das vielleicht auch haben wollen.«
»Wolli schläft«, sagte Frank. »Sieht so aus, als käme er mit diesem Zimmer gut zurecht. Außerdem wohne ich schon länger hier. Und ich hab’s zuerst gesagt.«
Ralf Müller zuckte mit den Schultern.
»Das seilen wir ab«, sagte Martin Klapp. Er stand auf und zog an dem Seil die Colabombe ein bißchen hoch. »Das hält«, sagte er.
»Sollte man die nicht erstmal ausleeren?« fragte Ralf Müller.
»Ich nehm das Zimmer«, sagte Frank noch einmal, damit das ein für allemal klar war. »Ich nehm das Zimmer und zahle dann hundertfünzig im Monat, fünfzig Mark mehr, das ist jetzt auch scheißegal«, sagte er.
»Wieso fünfzig Mark mehr?« fragte Ralf Müller. »Fünfzig Mark mehr als was?«
»Ist doch egal«, sagte Martin Klapp. »Hilf mal mit, Ralf.«
Ralf Müller stand auf und half Martin Klapp, die Colabombe aus dem Zimmer zu tragen. Das Seil schleifte hinterdrein. »Wir sollten die erstmal ausleeren«, sagte Ralf Müller unterwegs.
»Nix«, sagte Martin Klapp, »die seilen wir ab. Aufs Kino, die Schweine.«
Frank und Achim folgten den beiden in die Küche, unter deren Fenster der hintere Teil des Kinos in den Hof ragte. Er und Ralf Müller öffneten das Fenster und hievten die Colabombe auf das Fensterbrett.
»Wo ist eigentlich die Katze«, fragte Frank, als in der Küche sein Blick auf das Katzenklo fiel, das neben der Spüle stand. Es sah ziemlich unbenutzt aus, und er hatte die Katze heute noch nirgends gesehen.
»Keine Ahnung«, sagte Martin und beugte sich aus dem Fenster. »Abgehauen.«
»Wie lange denn schon?« fragte Frank.
»Keine Ahnung«, sagte Ralf Müller, »seit ein paar Tagen ist die irgendwie weg.«
»Wieso läuft so eine Katze denn weg? Ich denke, die bleiben immer bei dem Haus oder der Wohnung oder so … «
»Naja«, sagte Martin Klapp, »vielleicht hat sie was Besseres gefunden.«
»Ich konnte die noch nie leiden«, sagte Ralf Müller.
»Schade«, sagte Frank. Er hatte die Katze ganz gern gemocht, am Wochenende zuvor hatte sie sich einmal zu ihm ins Bett gelegt, während er schlief, und am nächsten Morgen hatte sie sich von ihm streicheln lassen. Katze weg, Achim weg, dachte er, und vermissen wird man sie beide, ihm war nicht ganz wohl dabei, mit den beiden Verrückten allein gelassen zu werden, die jetzt die Colabombe vorsichtig über den Rand des Fensters hoben, Wolli zählte als Mitbewohner noch nicht so richtig, fand Frank.
»Vorsichtig«, sagte Martin Klapp und umklammerte das Seil, die Colabombe kippte mit einem Ruck hinaus und verspritzte dabei noch einiges an kohlensäurefreier Cola über Ralf Müller und Martin Klapp, die jetzt beide das Seil umklammerten und vorsichtig nachließen.
»Hilf mal mit, Frankie«, sagte Martin Klapp.
Frank trat dazu und ergriff das Seil, während Ralf Müller sich aus dem Fenster beugte und leise Anweisungen
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