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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Zusammenzucken <, dachte Frank boshaft, während er sich wieder auf die Erde niederließ, um auch die letzten paar Meter noch in der niedrigsten Gangart zurückzulegen, und während er das tat, ertönte dort, wo Fahnenjunker Tietz an seiner Station das Feuern auf ein Kommando übte, wieder das Knattern von Übungspatronen, und Frank wußte genau, was Fahnenjunker Tietz jetzt sagte: »Wie wenn ‘ne Ziege aufs Trommelfell scheißt«, genau das sagt er jetzt, dachte Frank, während er die letzten zwei, drei Meter auch noch kroch, warum soll er sich auch jedesmal etwas Neues ausdenken, dachte er, und wahrscheinlich wird er ihnen auch erzählen, daß sie weniger schwitzen, wenn sie nicht so viel trinken, dachte er, und daß gegen Mücken nur Autan hilft, denn auch das hatte Fahnenjunker Tietz ihnen erzählt, ich hätte Fahnenjunker Tietz den Verweigerungsschrieb geben sollen, dachte er, schließlich steht bei Adresse: Kreiswehrersatzamt Bremen, auf dem Dienstweg, und mit Fahnenjunker Tietz fängt der Dienstweg ja wohl an, dachte Frank und stand nun endlich auf, hängte sich das Gewehr über die Schulter und klopfte sich mechanisch die Hosen ab, bevor er in Grundstellung ging, grüßte und seine Meldung aufsagte.
    »Pionier Lehmann, ich melde: Die Kompanie hat den Kompaniegefechtsraum bezogen.«
    »Na sowas aber auch«, sagte sein Gegenüber, irgendein Stabsunteroffizier aus einem der anderen Züge. »Dann gehen Sie mal schön wieder runter und gleiten in diese Richtung weiter, immer geradeaus, in den Wald hinein, und im Wald weiter, bis Sie auf der anderen Seite vom Wald, der ist da nicht so breit, wieder rauskommen, bis dahin immer geradeaus und so, und hinter dem Wald, auf dem Feld, also da finden Sie dann wieder einen Vorgesetzten, und da machen Sie dann Meldung und so.«
    Frank war etwas unsicher, was nun zu tun sei, der Mann faselte ziemlich wirr daher, fand er.
    »Worauf warten Sie noch? Runter mit Ihnen!«
    Frank ging hinunter auf den Boden und kroch auf das
    kleine Waldstück zu.
    »Und immer schön unten bleiben«, rief der Stuffz ihm nach. »Den ganzen Weg. Bis Sie auf einen Vorgesetzten treffen.«
    Der Stuffz lachte, und Frank fragte sich, was daran so lustig war, die sind alle verrückt geworden, dachte er, wahrscheinlich ist es die Sonne, der steht da die ganze Zeit in der Sonne, und wahrscheinlich hat er auch nichts zu trinken, dachte Frank, wahrscheinlich trinkt er zu wenig, damit er nicht schwitzt, dachte er und schob sich den Stahlhelm aus den Augen, während vor ihm, im Wald, wieder gebrüllt wurde, noch ein Verrückter, dachte Frank, dem die Stimme irgendwie bekannt vorkam, aber wenn sie brüllen, kommen sie einem ja alle bekannt vor, dachte er und freute sich schon, daß er bald im Wald war, wenigstens ist dort Schatten, dachte er, das ist das Gute am Wald, daß es dort schattig ist, und er erinnerte sich an die Waldwanderungen im Harz, die sie als Kind bei einer Kinderfreizeit des TuS Vahr immer gemacht hatten, sogar Quellen hatte es dort gegeben, Quellen, aus denen Wasser gekommen war, das man hatte trinken können, das haben wir immer getan, dachte er, Wasser aus der hohlen Hand aus irgendwelchen Quellen und Bächen geschöpft und getrunken, bei jeder Quelle und jedem kleinen Bach, den wir gesehen haben, haben wir das gemacht, dachte er, und geschwitzt haben wir trotzdem nicht, woran man nur sehen kann, was für ein Idiot der Fahnenjunker ist, dachte er, und deshalb, dachte er, wird alles besser, wenn man erstmal im Wald ist. Man darf nicht auf das Ende der ganzen Übung hoffen, dachte er, das ist noch zu lange hin, da liegt noch eine Nacht dazwischen, da muß man sich auf die kleinen Dinge freuen, und der Wald ist schattig, dachte er, schattig und voller Wasser, was natürlich Unsinn ist, dachte er, wenn er voller Wasser wäre, dann dürften wir wahrscheinlich gar nicht hinein, denn sonst schwitzen wir ja so viel, außerdem ist hier nicht der Harz, schärfte er sich ein, man darf nicht unrealistisch werden, und daß es im Wald schattig ist, ist ja auch schon mal eine gute Sache, dachte er.
    Als er den Wald erreichte, kroch er hinein und gleich hinter einen Busch. Hier war es wirklich angenehm kühl, und als er sich vorsichtig aufsetzte und noch einmal zurückschaute, sah er, daß der Stabsunteroffizier in eine andere Richtung blickte, wohl zum nächsten, der ihm entgegenrobbt, dachte Frank. Er spähte in den Wald hinein. Dort war niemand zu sehen. »Bis Sie auf einen weiteren Vorgesetzten

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