Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
Colabombe«, sagte Frank. »Meint, die war bei uns.«
    »Hau ab«, sagte Achim. Dann schob er Frank in die Wohnung und schloß die Tür. »Hallo Frankie«, sagte er, »freundest du dich gerade mit den Nachbarn an?«
    »Was soll das, Achim? Wir waren gerade mitten in der Unterhaltung!« sagte Frank.
    »Unterhaltung? So kann man das natürlich auch nennen. Was ist denn eine Colabombe?« »So ein Ding mit Cola drin. Der Typ war vom Kino.«
    »Und was haben wir damit zu tun?«
    »Guck doch selbst«, sagte Frank und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Dort saßen die anderen noch immer so, wie er sie verlassen hatte. Nur über die Colabombe hatten sie eine Bettdecke gelegt, die sie, als er mit Achim hereinkam, wieder herunternahmen.
    »Vielen Dank auch, Jungs«, sagte Frank. »Vielen Dank für die schöne Unterstützung, das nenne ich mal Solidarität, wirklich, ihr seid gute Kumpels, das muß man mal sagen.«
    »Wir mußten die Bombe verstecken«, sagte Martin Klapp, und Frank sah, daß er schon ziemlich hinüber war. Wolli schlief immer noch, und Ralf Müller grinste in der Gegend herum. »Ah, Achim! Schau mal, Ralf, Achim ist da!« sagte Martin Klapp. »Schluck Wodka mit Cola? Du kannst doch sicher einen Schluck gebrauchen!«
    »Ja«, sagte Achim und setzte sich. »Ich muß sowieso mal mit euch reden.«
    »Frankie will verweigern«, sagte Martin Klapp. »Aber Ralf kann ihm nicht helfen.«
    »Einfach Postkarte schreiben«, sagte Ralf Müller.
    Achim nahm einen Schluck Wodka aus der Flasche, die Martin ihm hinhielt. »Ich zieh um«, sagte er.
    »Da fällt mir ein, ich habe ein Buch«, sagte Martin Klapp. »Über Kriegsdienstverweigerung. Kriegsdienstverweigerung leicht gemacht< oder sowas.«
    »Woher das denn?« fragte Frank.
    »Montanus, Sögestraße«, sagte Martin Klapp. »Das hab ich mal mitgenommen, hatte gedacht, daß ich das vielleicht mal brauche, das war noch vor der Musterung. Ich hol das mal.« Er krabbelte auf allen vieren unter der Wolldecke durch in sein Zimmer. Doch kaum war er verschwunden, kam er auch schon wieder zurückgekrabbelt, ohne Buch. »Du ziehst um?« sagte er zu Achim. »Heißt das, du ziehst hier aus?«
    »Ja.« »Wohin denn?«
    »Ins Ruhrgebiet.« Achim saß auf dem Boden mit dem Rücken an der Wand und rieb sich die Augen. Dann nahm er noch einen Schluck.
    »Ins Ruhrgebiet? Was willst du da denn?«
    »Da brauchen wir im Augenblick Leute.«
    »Ihr braucht im Augenblick überall Leute.«
    »Da hab ich jetzt keinen Bock drauf, Martin, ich hab da jetzt keinen Bock drauf, mir von dir irgendeine Scheiße über die Organisation anzuhören, das ist schon alles schlimm genug, das spaltet sich gerade alles, die spalten sich da alle ab.«
    »Was gibt’s sonst Neues?« sagte Martin Klapp. »Die wievielte Abspaltung wäre das dann wohl?«
    »Hör auf, das geht diesmal mitten durchs ZK, die machen sogar eine neue Organisation auf.«
    »Echt? Und wie soll die heißen?«
    »BWK. Bund Westdeutscher Kommunisten.«
    Ralf Müller lachte. »BWK? Das klingt ja wie Witwen- und Waisenkasse.«
    »Hör bloß auf damit, ich kann da nicht mehr drüber lachen. Was soll eigentlich der Scheiß mit der Colabombe?«
    »Die hat Wolli gefunden.«
    »Sag mal«, sagte Ralf Müller, »wenn du schon unbedingt Politik machen willst, Achim, mal ehrlich, warum machst du das nicht einfach wie die anderen Genossen und trittst aus und gehst zu den Grünen?«
    Achim seufzte und sagte gar nichts.
    »Da kann man echt noch was werden.«
    Frank fand das ziemlich boshaft, Achim tat ihm leid, obwohl auch er schon lange nicht mehr verstand, was ihn da noch bei der Stange hielt, der Spaß schien ihm da ganz und gar raus zu sein, vom Sinn ganz zu schweigen, das muß reine Sturheit sein, dachte er, und ein bißchen bewunderte er Achim auch dafür. Leute, die sich, Schwachsinn hin, Schwachsinn her, so sehr in etwas verbeißen konnten, faszinierten ihn immer.
    »Das ist doch was ganz anderes, das kann man doch gar nicht vergleichen«, kam er Achim ein wenig zu Hilfe, »Politik ist ja nicht gleich Politik und so.«
    »Vielen Dank, Frankie«, sagte Achim sarkastisch, »das habe ich jetzt dringend gebraucht, daß das mal einer sagt: Politik ist nicht gleich Politik! Vielen Dank auch, Frankie!«
    »Irgendwie müssen wir die auch wieder loswerden«, sagte Martin Klapp und zeigte auf die Colabombe. »Sonst kann das echt Ärger geben. Ich wisch erst mal die Fingerabdrücke ab.« Er stand unsicher auf und verschwand aus dem Zimmer.
    »Bring das Buch

Weitere Kostenlose Bücher