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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

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Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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ging einfach weiter.
    »Daß mir keiner in die Kompanie kotzt! Sonst kriegt ihr von mir den Nato-Alarm eures Lebens!«
26. HEINER UND HORST
    »Das ist letztendlich der entscheidende Punkt«, sagte Heiner und beugte sich zu Frank vor, »das ist immer der Punkt, an dem man alles falsch machen kann, da entscheidet sich das immer.«
    »Woher willst du das eigentlich so genau wissen?« sagte Frank.
    Er saß mit Heiner, den er gerade erst kennengelernt hatte und der ihm schon jetzt gewaltig auf die Nerven ging, im Storyville, und mit dabei saßen Martin Klapp und Sibille. Und Sibilles Idee war es gewesen, Heiner zu bitten, Frank in Sachen Kriegsdienstverweigerung ein bißchen zu beraten, so hatte es Martin Klapp jedenfalls dargestellt, als er Frank dazu überredet hatte, mit ihm ins Storyville zu gehen und Heiner und Sibille dort zu treffen.
    »Ich will aber keine Beratung«, hatte Frank gesagt. »Das Buch reicht völlig aus. Da steht alles drin.«
    »Das Buch ist doch Schrott«, hatte Martin Klapp geantwortet, »das ist doch schon drei Jahre alt oder so, sowas ändert sich doch dauernd. Und der Typ weiß Bescheid, der ist beim DFG/VK!«
    »Seit wann kennst du Leute, die beim DFG/VK sind?« hatte Frank daraufhin gesagt, »das sind doch alles Revis, die hast du doch immer gehaßt, das war doch immer der politische Feind, Martin.«
    »Ich kenn den ja auch gar nicht, was weiß ich denn, Sibille kennt den, die hat das extra so eingefädelt, daß der nachher ins Storyville kommt und dir ein paar Tips gibt. Die will dir einen Gefallen tun.«
    »Und woher kennt die den? Von der SDAJ? Ich will keine Tipps, und schon gar nicht von einem, der bei der SDAJ war, ich meine, mein Gott, Martin, wer wenn nicht du würde denn sagen, daß das Scheiß-Revis sind?«
    »Du jedenfalls nicht. Du hast doch immer gesagt, daß
    das uninteressant ist.«
    »Was?«
    »Das mit den Revis und so. Da hast du doch gar keine Ahnung von, Frankie.«
    »Ja, aber ich laß mir doch nicht von einem, den ich gar nicht kenne, erzählen, was ich bei meiner Kriegsdienstverweigerung zu sagen habe, und daß ich mir das dann auch noch von einem Revi sagen lassen soll, macht die Sache auch nicht gerade besser, ich meine, daß du einem mit einem Revi kommst …!«
    »Ich bin ja gar nicht der, der damit kommt«, hatte Martin Klapp mit einem Unterton von Verzweiflung gesagt, »das ist doch Sibilles Idee, und du hast nächsten Mittwoch die Verhandlung, Frankie, dann bist du dran, da geht’s um alles, ich meine, du willst da doch durchkommen, da mußt du doch optimal vorbereitet sein, sonst kommst du da nie durch.«
    »Das laß mal meine Sorge sein.«
    »Frankie, echt mal, tu’s für mich! Bitte! Die hat sich das irgendwie in den Kopf gesetzt, daß man dir jetzt helfen muß, was soll ich denn machen? Und schaden kann es nicht, echt mal, tu’s für mich, und ich tu’s für Sibille, die will das unbedingt.«
    Das letztere waren dann doch Argumente gewesen, denen Frank sich nicht hatte entziehen können, also war er mitgegangen, um sich von Sibilles Freund Tips geben zu lassen, und es war genauso gekommen, wie er befürchtet hatte. Heiner hatte sich als großer Student mit langen Haaren und Bart entpuppt, genau die Art von Mann, die Frank, der eher ein bißchen kleiner war, kaum Bartwuchs hatte und dessen Haare jetzt vorschriftsmäßig kurz waren, überhaupt nicht gebrauchen konnte, und während Sibille auf ihrem Sofa interessiert dem Unsinn lauschte, mit dem Heiner und er ein Beratungsgespräch simulierten, hibbelte Martin Klapp neben ihr herum und ging ganz darin auf, seine Nase nicht in ihrem
    Haar zu vergraben, oder seine Hände nicht unter ihren Pullover zu stecken, oder was immer sonst ihm durch den Kopf ging, während er sie gierig von der Seite anstarrte.
    »Wir haben bei der DFG/VK oft so Fälle«, sagte jetzt Heiner, »Leute, die beim ersten Mal durchgefallen sind und sich dann erst zur zweiten Verhandlung ordentlich beraten lassen. Und wenn man die fragt, wo sie die meisten Schwierigkeiten hatten, dann immer bei dieser Frage.«
    »Ja nun, das ist ja auch eine Scheißfrage«, sagte Frank lustlos. »Was soll man daraufsagen? Ich kann ja nicht sagen, ich knall die ab, dann falle ich ja durch. Aber ich kann auch nicht sagen, ist mir egal, wenn die meine Mutter vergewaltigen, das geht ja auch nicht.«
    »Genau. Das ist das pazifistische Dilemma. Und das wissen die natürlich ganz genau.«
    »Was? Was ist das?«
    »Das pazifistische Dilemma.«
    »Aha!«
    »Und die

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