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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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nicht mehr, daß er das genau hätte ausmachen können. Der Mann an der Wache hatte sich allerdings nichts anmerken lassen und nichts gesagt, und da sie ihn auch nicht gefragt hatten, was hier eigentlich los war, stolperten sie einfach weiter so gut es ging zu ihrem Kompaniegebäude.
    »Da stimmt was nicht«, sagte Hoppe.
    »Da scheiß ich doch drauf«, sagte Schmidt, der so betrunken war, daß man ihn kaum noch verstehen konnte, außerdem torkelte er beängstigend von links nach rechts und rempelte dabei immer wieder Leppert an, der gesenkten Blicks stur geradeaus ging, »da scheiß ich drauf, da scheiß ich drauf.«
    Kurz vor dem Kompaniegebäude stand plötzlich der Spieß vor ihnen.
    »Wo kommt ihr denn jetzt her, Männer?«
    Sie blieben stehen, auch Frank, der sich dabei an Hoppes Schulter festhielt. Es war alles ein bißchen surreal, fand er, und er war sich, weil alles plötzlich so anders war, mit einem Mal schon gar nicht mehr sicher, ob der Mann, den sie da vor sich sahen, überhaupt der Spieß war, er klingt wie der Spieß, dachte er, aber das heißt nicht, daß es der Spieß ist, dachte er, es müssen schon mindestens zwei Indizien zusammenkommen, damit man diese Annahme einigermaßen verifizieren kann, dachte er, man müßte ihn angucken, das wäre das mindeste, dachte er und hob den Kopf, um den Spieß anzusehen, aber der Spieß war schwer zu erkennen, er sah irgendwie unscharf aus, fand Frank, deshalb fehlte der letzte Beweis.
    »Schon gut«, sagte jetzt, nachdem auch nach längerem Warten niemand antwortete, der Mann, der wahrscheinlich der Spieß war. »Wenn ich euch so sehe, dann will ich das lieber gar nicht wissen, Kameraden, ihr scheint mir ein bißchen desolat unterwegs zu sein. Es ist Nato-Alarm, Männer. Meldet euch mal schnell in eurer Gruppe, die anderen haben schon ihre Gewehre bekommen und ihre gesamte Ausrüstung zusammengepackt, das müßt ihr auch machen, das muß alles zusammengepackt werden. Aber zuerst holt ihr mal eure Gewehre, dann packt ihr ein und dann werden weitere Befehle abgewartet, vielleicht könnt ihr euch sogar noch ein bißchen hinlegen, mal sehen. Und jetzt haut ab und macht mir keine Schande!«
    Frank wollte schon gehen, aber er hatte plötzlich das Gefühl, etwas vergessen zu haben, dem Spieß irgend etwas sagen zu müssen, deshalb blieb er stehen, so sehr Hoppe auch versuchte, ihn weiterzuziehen. Von hinten liefen Lep-pert und Schmidt auf ihn und Hoppe drauf.
    »He!« sagte Schmidt. »Da geht’s nicht weiter.«
    »Haut ab, Männer«, sagte der Spieß, aber es klang nicht wirklich böse, jedenfalls nicht durch den Nebel hindurch, der zwischen ihm und Frank immer dichter wurde.
    »Herr Hauptfeld«, fing Frank, um ein bißchen Zeit zu gewinnen, schon einmal an, er war sich sicher, daß er etwas sagen mußte, aber leider fiel ihm noch immer nicht ein, was, »Herr Hauptfeld, äh … «
    »Was ist denn, Lehmann? Wollen Sie reden oder wollen Sie bloß in die Büsche kotzen?«
    »Herr Hauptfeld«, begann Frank wieder von vorne, er soll einen nicht ablenken, dachte er, wenn man sich nicht konzentrieren kann, dann ist man abgelenkt, dachte er, konzentrieren, protestieren, dachte er, genau, dachte er, das ist es, »Herr Hauptfeld … «
    »Lehmann! Reden Sie oder schweigen Sie für immer, um Himmels willen, das ist ja nicht mit anzusehen, das ist ja das ganze Elend der Welt, was Sie und Ihre Bagaluten hier darstellen!«
    »Herr Hauptfeld«, ließ Frank sich jetzt nicht mehr irritieren, »Herr Hauptfeld, ich nehme das Gewehr …« - er machte eine kurze Pause, weil er rülpsen mußte, und dabei mußte er sich sehr konzentrieren, daß nichts von dem Whisky-Cola hinterherkam - »… nur unter Protest in die Hand!«
    Zufrieden packte er Hoppes Arm und zog ihn stolpernd mit sich fort.
    »Geht’s endlich weiter?« rief Schmidt hinter ihm. Dann rief er »Hoppla«, und Frank drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie Schmidt umfiel. Leppert zog ihn wieder hoch. Der Spieß sah sich das mit in die Hüften gestemmten Fäusten an und lachte.
    »Alles klar, Lehmann«, rief er. »Nur unter Protest. Schon klar, Lehmann. Und Lehmann: …«
    Frank, der schon weitergehen wollte, drehte sich noch einmal um.
    »Nicht vergessen, Lehmann: Dem Waffen-Uffz müssen Sie das auch noch mal sagen. Nur zur Sicherheit! Sonst fehlt dem was!«
    »Alles klar«, sagte Frank, um den herum sich jetzt alles drehte.
    »Und, Leute: …«, rief der Spieß.
    Frank konnte sich nicht mehr umdrehen, er

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