Neue Zeit und Welt
Kindes. Sie blieben auf dem Nährboden am Leben, da es Isis zum Glück gelungen war, das Ganze wieder zuzukleben …«
»In der Ecke, als sie vom Thron gesprungen war«, sagte Josh unvermittelt.
»Wo auch immer. Ich sagte ihr, dass ich den Speichel des Kindes an ihrer Pfote brauchte, damit ich daran riechen könne, sobald sie zurück sei – wenn das Kind das erspürt hätte, wäre das nicht weiter bedrohlich gewesen. Auch das zweite Schutzpflaster war wichtig – die Zellen wären wohl nicht am Leben geblieben ohne diesen luftdichten Verschluss. Jedenfalls habe ich das Material in zwei Hälften geteilt und in zwei Kulturröhrchen getan. Sie enthalten einen besonderen Kulturträger bakteriologischer Art. Das Wachstum von tierischen Zellen wird stark gefördert. Und in jedem Röhrchen befindet sich genug Nährstoff, um die Gewebekultur wochenlang am Leben zu erhalten«, fügte sie hinzu.
Die meisten Zuhörer hatten ihre Absicht noch immer nicht so recht begriffen. Aba dagegen hatte unter Lon einige dieser uralten Formen der Magie studiert und verstand deshalb mehr davon als die meisten.
»Aber wozu brauchen wir eine Kultur von den Mundzellen des Kindes?« fragte er. Seine Kehle schmerzte nach dem Kampf mit Ollie noch immer, so dass er leise und langsam sprechen musste.
Jasmine lächelte.
»Gute Frage. Genau das, worum es geht. Ich habe Freunde in einem Lager über den Mosischen Feuerhöhlen – Neuromenschen, viele davon Genetikingenieure. Eben jene Leute, die vor zwei Jahren meinen Körper umgebaut und mir die vielseitigen Finger und das Bauchfach und vieles andere verschafft haben. Jedenfalls sind das Freunde, die mit diesen Zellen etwas anfangen können. Wenn wir uns gegen das Kind verteidigen müssen – was noch nicht feststeht –, bin ich überzeugt davon, dass ihre Kräfte ohne Vergleich sind. Eine Abwehr auf unserer Seite kann also nur eine molekular-biologische sein.«
Aba nickte zögernd.
»Wie bitte?« sagte Josh.
»Die Leute haben da oben ein gutes, verstecktes Labor«, fuhr Jasmine fort. »Sie haben an Mitteln nicht alles, was sie brauchen, aber davon haben sie sich nicht beirren lassen. Sie werden in der Lage sein, das genetische Material aus den in diesen Röhrchen gewachsenen Zellen zu isolieren und den Chromosomensatz zu analysieren – wenn sie wollen, ihn auch zu rekonstruieren, identisch oder mit Änderungen. Sie könnten es klonen und einen identischen Zwilling unseres Kindes in der Festung erzeugen – oder, wenn ihnen genug Zeit bleibt, auch einen Zwilling mit anderen Eigenschaften. Die Zeit könnte allerdings von großer Bedeutung sein. Es gibt immerhin zahllose Möglichkeiten. Dort oben finden unglaublich viele Experimente statt, die sich als nützlich erweisen könnten, wenn sie auf unser Problem angewendet werden.
Der springende Punkt ist also der: Wir müssen die Zellen möglichst rasch hinschaffen. Ich habe sie in zwei Hälften geteilt, weil ich der Meinung bin, dass zwei Expeditionen auf verschiedenen Wegen hinzugelangen versuchen sollten – wenn eine scheitert, kommt die zweite vielleicht durch. Ich schlage vor, dass eine Gruppe das erste Röhrchen mitnimmt und nach Osten und Norden geht, um das Terrarium herum. Das andere Röhrchen könnte man einer zweiten Gruppe von drei oder vier Leuten anvertrauen. Sie könnte mit Joshuas Unterseeboot an der Küste hinauffahren – das ginge am schnellsten –, im Norden in einer versteckten Bucht landen und direkt nach Osten zu den Feuerhöhlen ziehen. Ich gebe den beiden Gruppen ein Losungswort mit, das nur die Neurowesen dort kennen, damit sie begreifen, wie dringend die Sache ist. So sieht mein Plan aus. Was meint ihr dazu?«
Im großen und ganzen herrschte die Meinung vor, dass der Plan gut sei. Immerhin war das etwas, woran man Hoffnungen knüpfen konnte; angesichts dieser sonderbaren, beunruhigenden Wendung der Dinge war das ein letzter Strohhalm.
Als sie berieten, wer nach Norden gehen sollte, trat Aba vor. Sein Gesicht war aufgedunsen, seine rechte Hand bandagiert.
»Ich nehme ein Röhrchen«, sagte er.
Es wurde still. Man sah sich betreten und schuldbewusst an.
»Das ist der einzige vernünftige Weg«, sagte er. »Ich habe die besten Aussichten, durchzukommen. Außerdem kann ich schneller fliegen, als irgendeiner von euch zu laufen vermag.«
Zum Teil stellte das eine heroische Geste dar, den Büchern hingeschleudert, die ihn wegen seiner Beziehung zu Paula verabscheut hatten, zum anderen Teil tat er das für Paula. Er
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