Neue Zeit und Welt
kaum merklich.
Mit einem Lächeln, in dem sich Erwartung und Furcht mischten, begann er einen ihrer glatten Schenkel abzulecken, während er den anderen mit seinen braunen, kraftvollen Fingern streichelte. Sie wickelte den Greifschwanz um seinen Hals, zog seinen Kopf näher heran. Er ließ die Finger an ihrem Bauch hinaufgleiten, auf dem zarten Weiß ihrer Brust verweilen, die rosigen Brustwarzen drücken.
Ein Zischen drang aus ihrem Mund, als fauche Luft unter Druck aus einem Ventil. Sie grub ihre Krallen in seine Schultern, ganz tief, tiefer, tief hinein. Er verkrampfte sich, als ihre nadelspitzen Krallen die Haut durchdrangen, als Blut an seinen Armen herabrann.
Sie löste den Schwanz von seinem Kopf und zog ihn mit ungeheurer Kraft an den Krallen zu sich hinauf. Seine Flügel entfalteten sich. Nass von oben bis unten, dampfend und schwitzend, schlang sie die Beine um seinen Körper, zog die Krallen aus seinen Schultern, stieß die rechte Klaue wild in seine linke Brustseite und zog mit der linken Hand seinen Mund an ihren Hals. Er biss wild in ihre Schlagader und saugte verzückt.
Ihre Federn spreizten sich weit, ihr zierlicher Körper rötete sich, die Luft um beide knisterte und rauchte. Sie wanden sich, stürzten zu Boden, wälzten sich, blutend, dem Höhepunkt entgegentaumelnd.
Kapitel 16
Worin man
in Sternennächten das Gelächter
der Zeit hören kann
J oshua, Beauty und Isis hasteten aus der Festung hinaus in die Stadt. Die Festung wirkte menschenleer, als sie durch die nur schwach beleuchteten Korridore eilten, über Schutt und Leichen stiegen – es roch schon nach Verwesung. In der Stadt draußen sah es anders aus.
Dutzende von Wesen standen an den Straßen der Inneren Stadt – kauernd, wimmernd, wartend. Vampire, Menschen, Neurowesen, Echsen, Unglücksfälle. Josh und seine Begleiter gingen vorbei, von den unheimlichen Gestalten angestarrt, aber niemand näherte sich, niemand machte eine Bewegung. Die Luft war von Dampf erfüllt.
Der Boden begann zu beben, von Grollen begleitet – eine fortwährende, ruckende Erschütterung, die sie beim Gehen behinderte. Es war nicht wirklich wie ein Erdbeben. Es gab keine Stöße, keine Verschiebungen im Boden. Nur ein unaufhörliches Donnern, als zittere das Land.
Dann wechselte der Himmel die Farbe: einmal grell orange-rot, dann dunkles Lavendelblau; jetzt undurchdringlich schwarz und wieder smaragdgrün.
Josh hob Isis hoch und sprang auf Beautys Rücken. Der Zentaur trabte zum Innentor; als er in die Äußere Stadt hinaustrat, begann er zu galoppieren.
Hier schändete man einander. Vampire, Zerberuswachen, Minotauren, Riesenratten, Kanalschlangen, Cidons, Unglücksfälle und Mischlingspiraten liefen Amok.
Banden holten vereinzelte Tiere ein, die verwundet oder geschwächt waren, und fraßen sie bei lebendigem Leib auf. Josh sah eine Ratte, die in aller Ruhe an jenen eigenen Körperteilen nagte, die sie mit den Zähnen erreichen konnte, bis sie schließlich das Bewusstsein verlor, blutend und verstümmelt. Wesen wurden an Dächer gefesselt, dann steckte man die Gebäude in Brand. Überall regierte der Tod.
Beauty hetzte durch das Tor. Niemand folgte ihnen. Hier vor den Mauern der Stadt wogte kein Dampf, der Himmel war von normalem, klarem Blau. Beauty bäumte sich auf, peitschte mit den Hufen in die Luft und lief, so schnell er konnte, nach Südosten.
Ollie lag im Sand der Ansa Bianca, halb verdorrt. Die Sonne brannte herunter, durchsengte ihn, dörrte sein ausgetrocknetes Fleisch, tötete den aufkeimenden Schimmel darin ab. In diesem reinigenden Wüsten-Glutofen wartete er auf den Tod.
Er hatte seine Krise mit Aba erreicht und sie hinter sich gebracht. Die Fäulnis, die in all den Jahren in seiner Seele um sich gegriffen hatte, war in der Hitze dieses Vampirs zum Ausbruch gekommen. Ollie hatte an dem Geschwür gezupft und gebohrt, bis es geplatzt war, seinen Eiter und die blutige Säure über alle ergossen hatte, die in der Nähe gewesen, bis Ollie ausgelaugt, zermalmt, befreit zurückgeblieben war.
Und nun die Reinigung. Die läuternde Sonne strahlte herab, heilte die zerfransten Ränder seiner Wunde, brannte die letzten Spuren eiternder Scheußlichkeit aus. Er konnte alles fühlen: Die Jahre des Dschungelbrandes mit seinen Geschwüren in ihm wurden weggebrannt, zu Asche verkohlt. Er wusste, dass nach der Beendigung dieses Vorgangs von ihm selbst wenig übrig bleiben würde. Von seiner Substanz war zuviel weggefault. Nun gut.
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