Neue Zeit und Welt
als auch von der Anstrengung des Kampfes.
»Hierher!« rief Ollie. Er stand an dem Loch in der Wand, durch das früher alle Kabel in den Computerraum gelaufen waren. Er kletterte hindurch, gefolgt von den anderen.
Sie standen im Computersaal. Auch hier alles tot. Riesige Maschinen an den Wänden, wahllos blinkende Lämpchen, Funken, Flammen, Rauch. Die sechs Flüchtlinge traten an eine schwere Steuerkonsole und schoben sie mit vereinten Kräften vor das Loch, durch das sie hereingestiegen waren.
In der gegenüberliegenden Wand gab es ebenfalls eine Bresche – dort waren die Kabel aus den Computern hinausgeführt worden zum Gehirn der Königin, in den Thronraum.
Ollies Augen funkelten.
»Kommt«, flüsterte er.
Sie folgten ihm zur Öffnung. Er schob den Kopf hindurch und spähte hinaus. Leer. Er kletterte hinein. Die anderen schlossen sich an.
Ollie ging auf den Thron zu. Niemand. Er hörte hinter sich ein Geräusch, fuhr herum und sah Jasmine den Kopf über den Rand des Abfallschachtes schieben.
»Wie steht es?« fragte sie leise.
»Hierher haben wir uns durchgekämpft, aber das ist alles, was von uns übrig geblieben ist.« Er zeigte auf die fünf Personen.
Jasmine zog die Brauen zusammen und sprang heraus, gefolgt von Aba, Paula, Osi und ein paar anderen.
»Wir haben einige Leute in den Tunnels verloren«, brummte sie. »Sie dachten, sie hätten Josh gesehen, und verschwanden plötzlich …«
»Was nun?« fragte Phé. »Die Festung ist groß.«
»Raum für Raum«, zischte Paula.
»Vampire sind uns auf der Spur«, sagte Ollie.
»Wie viele?«
»Sieben oder acht.«
»Aus welcher Richtung?«
Ollie zeigte auf das Loch in der Wand.
»Wir töten alle bis auf einen«, sagte die Neurofrau. »Einen lassen wir entkommen und folgen ihm zurück zu seinen Genossen.«
Es waren in Wahrheit sechs Vampire, ein Zerberus und eine Echse. Sie erreichten zwei Minuten später den Kabeltunnel und stiegen behutsam der Reihe nach in den Thronraum. Als sie alle hereingeklettert waren, stürzte sich Ollie zusammen mit Jasmine, Aba, Osi, Phé und fünf Buchleuten auf sie. Es ging sehr rasch. Am Ende war ein verwundeter Vampir durch die Tür zum Saal der Vereinigung entflohen. Man verfolgte ihn.
Sie liefen Wendeltreppen hinauf und hinunter, hetzten hinweg über Schutt und Leichen, windumtost. Draußen loderten Feuer zum stumpfen Himmel hinauf, ferne Explosionen erschütterten die Mauern.
Sie liefen durch große Säle und sahen an ihrem Ende die Flügel des verwundeten Vampirs jedes Mal durch eine Tür gleiten. Räume, Türen, aufgerissene Böden und dann ein Geräusch. Viele Geräusche. Schreien, Klirren, Poltern. Als Jasmine an der Spitze ihrer Leute in den nächsten Raum eindrang, sah sie sich mitten im Kampfgetümmel.
Osi war direkt hinter ihr und schaute sich kurz um.
»Das ist Fleur, auf dem Absatz, an der Spitze seiner Truppe. Ninjus sehe ich nicht, aber dort führt Ugo die Wache des Kindes an – und er gehört mir.« Er sprang in das Gedränge, entschlossen, den Vampir mit dem Narbengesicht zu töten.
Jasmine und ihr Gefolge beteiligten sich ohne Zögern am Kampf.
Die Garde der Königin war unschwer zu erkennen – jeder trug eine ihrer Federn um das Handgelenk gebunden. Im übrigen war wenig erkennbar. Es herrschte der Wahnsinn.
Hundert Wesen füllten den Raum, der einst Kommunikationszwecken gedient hatte. Umgeben von elektrischem Feuer, funkenspeienden Generatoren und einem Wirrwarr von Bauteilen brachten sie einander mit Zähnen, Klauen und Messern um. Der Boden war glitschig von Blut.
Ollie suchte nach dem Kind. Er ging durch das Chaos, als sei er unsichtbar, stieß seinen Dolch unerbittlich in Rücken und Bäuche, ließ sich aber nirgends auf Zweikämpfe ein. Er hatte Augen nur für das Kind – seine Nichte.
Auch Jasmine suchte nach dem Mädchen, wurde aber nach fünf Schritten von einem Minotaurus angegriffen und wälzte sich mit ihm auf dem Boden, um ihr Leben kämpfend.
Osi kam ebenfalls nicht weit, als ihn ein Zerberus und ein Neuromensch mit Rattengesicht ansprangen. Letzteren kannte er und hatte ihn nie leiden können.
Ugo stand an der Spitze seiner Phalanx von drei Vampiren und kämpfte mit drei von Fleurs besten Leuten. Als Osi ihn den anderen zeigte, stürzten sich mehrere Buchleute und Angestöpselte aus Jasmines Schar auf ihn. Zwei davon konnten sich durchkämpften. Zu ihnen gehörte Paula.
Sie sprang das Untier an und stieß ihm das Messer in die linke Körperseite. Er brüllte auf,
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