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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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des Alls. Und dehnt sich wieder aus mit seinen Energieausbrüchen und verkrümmten Lichteindickungen, die aufeinander einwirken, um dich und mich immer und immer wieder neu zu formen. Bis wir uns wieder im Äther auflösen und nur den Schatten der Strahlung hinterlassen, der unser Echo ist, unser Hintergrundrauschen, wie ein Geisterbild, das bezeichnet, was du gewesen, den Vorgang, der ich war. Und ich bin der Prozess, aber der Prozess kann sich nicht selbst kennen, also kenne ich mich nicht, weder meine Gegenwart noch meine Zukunft. Ausdehnen, zusammenziehen, formen, vergehen, Licht, Leere. Ich bin der Hals im Stundenglas. Ich beginne, ich ende, ich kehre zum Anfang zurück, ich beginne von neuem. Und am Ende der Nacht kehren alle Dinge in mich zurück, und wenn der neue Tag beginnt, bringe ich sie wieder ans Licht. Ich bringe alle Schöpfung hervor, und sie dreht sich in den Kreisen der Zeit, und so dreht sich die Welt.«
    Josh wurde wider Willen gefesselt. Er verstand nur undeutlich, was sie sagte, aber es packte ihn wie eine mächtige Faust und hielt ihn fest.
    »Komm, schau in meine Augen«, fuhr sie fort, »ich zeige dir alles. Du kannst den Drehpunkt der Zeit sehen.«
    Er trat näher heran, wie hypnotisiert, berührte sie, das Gesicht nah vor dem ihren, nur Zentimeter entfernt, Millimeter, starrte in das unendlich schwarze schwarze Feuer ihrer Augen.
    »Alles endet und beginnt hier.« Er hörte ihre Stimme als Allgegenwart. »Ich bin Vernichter und Schöpfer, ich bin das Feuer und der Phönix; vereinige dich mit mir, komm in mich, komm. Sag mir, was du siehst, denn ich selbst sehe nichts.«
    Er spürte, wie er in ihren Augen hinabzustürzen begann. Zuerst schwebte er nur, dann ging es tiefer und tiefer und immer tiefer in die Singularität hinein, wie ein Asteroid im Weltraum, der zum ersten Mal Sog und Griff der Gravitation eines fernen Sterns spürt, so stürzte er davon.
    »Wie die Asche der Erde in der Prä Zession der Zeit langsam die Richtung verändert, ihre eigenen, unerbittlichen Kreise im Raum beschreibt, so die Achse der Galaxis. Und so auch die Achse des Universums, schwankend in nickenden, majestätischen Kreisen. Das sind die großen Präzessionen, die Präzessionen von Raumachsen im Verlauf der Zeit, Präzessionen des Raumes über der Zeit, von der Zeit, in der Zeit. Aber sieh nun, Schöpfer, die Präzession der Zeit ist Raum.«
    Josh stürzte, sich überschlagend, in den Wirbel ihrer Augen. Er spürte, wie er mit ihrem Wesen verschmolz, durch die Bindungen ihrer Substanz glitt, um mit der Energie eins zu werden, die durch den Knoten im Gewebe des Äthers strömte, den das Kind darstellte.
    »Die Präzession der Zeit nähert sich dem Ende eines Kreislaufs, um von neuem zu beginnen, die Präzession erneut in Gang zu setzen, damit sie wieder abläuft und wieder. Wir sind im Knoten. Und jedes Mal, wenn wir dort vorbeikommen, wirst du wieder erscheinen, und deine Freunde und ihre Freunde, und sie werden manchmal denken, dass sie dich an einem anderen Ort, in einem früheren Leben gekannt haben, aber sie werden sich irren – sie haben dich am selben Ort gekannt, während der letzten Präzession der Zeitachse. Und jedes Mal werde ich wiedererscheinen, um dich zu belehren, um das Ende des Kreislaufs zu bezeichnen – und bis du den Weg findest, ihn anzuhaken oder zu verändern, werden wir jedes Mal den Kreislauf von neuem beginnen. So „wird die anmutige Präzession der Zeit im Raum bewahrt.«
    Er taumelte voll Schwindel in ihr, ächzte im Mahlstrom ihres Auges. Er war beinahe eins mit ihr geworden, Teil ihres Strahlungsfeldes, seine elektromagnetischen Wellen wie Finger in die ihren verflochten, wirbelte er umher, schwamm … und griff dann hinaus, klammerte sich am Rand seiner Vernunft fest, am Rand ihres Auges, riss sich die Finger an diesem Ufer blutig, zog sich heraus – mühsam, qualvoll, schleppte sich hinaus und kroch am Boden dahin, fort von dem Kind; kroch blutend und weinend und zitternd davon. Kroch hinaus zur Tür und schaute nicht um.
    Das Kind blickte nach innen durch den unermesslichen Äther und wartete auf Offenbarung.

 
Kapitel 19
     
    Der Entscheidungskampf
     
    D ie ganze Nacht hindurch kreischten Meteorschauer vom Himmel herab. Sie stürzten mit flammenden Explosionen auf Erde und Meer, erstarrten zu schillernden Eisarabesken, zerschmolzen zu glitzernden orangeroten Teichen, die über den Horizont tanzten. Niemand im Lager der Buchleute konnte schlafen.
    Am nächsten Morgen

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