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Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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»Soviel ich weiß, ist da noch nie einer durchgekommen.«
    »Kennst du jemanden, der uns vielleicht helfen könnte?« fragte Rabscuttle.
    »Das einzige Wesen, das vielleicht in der Lage wäre, euch zu helfen, wenn ihm der Sinn danach stünde«, sagte die Ratte und lachte höhnisch, »das wäre der Alte Brock. Aber der frißt euch wahrscheinlich eher, als daß er euch hilft.«
    »Wo können wir ihn finden?« fragte El-ahrairah.
    »Schwer zu sagen«, meinte die Ratte. »Der ist immer hier irgendwo am Waldrand und wühlt in der Erde herum. Wenn ihr ebenfalls den Waldrand rauf und runter geht, findet er euch vielleicht. Der Tod durch ihn ist so gut wie jeder andere Tod. Warum sollte er euch helfen? Habt ihr euch das mal überlegt?« Und mit einem Satz war sie in der Hecke verschwunden.
    Es ging am nächsten Tag schon auf ni-Frith zu, als die zwei Kaninchen die Ausläufer des Waldes erreichten, und da war es genauso wüst und wild. Der Blick in den Wald, vorsichtig ausgedrückt, war nicht ermutigend. Große Bäume schien es nicht zu geben, und das hieß, daß niemand den Wald ausdünnte und die Bäume nie zurückgeschnitten wurden. Dieser Wald war ein Urwald. Die Bäume wuchsen so dicht nebeneinander, daß sogar jetzt, zur Mittagszeit, das Tageslicht ausgeschlossen war. Das Dickicht war so verfilzt, daß selbst Kaninchen, die ja gewohnt waren, sich durch schwierige Hindernisse hindurchzuzwängen, keine Zutrittsmöglichkeit sahen. Sie gingen weiter am Waldrand entlang, aber es wurde nicht besser. El-ahrairah, der hartnäckig war und nicht so schnell zu entmutigen, schaute sich noch lange an den Rändern um, war aber endlich gezwungen zuzugeben, daß er nicht weiter wußte.
    »Wir müssen wohl versuchen, den Alten Brock zu finden, den uns die Ratte genannt hat«, sagte er zu Rabscuttle.
    »Aber wenn der uns eher frißt als uns hilft?« fragte Rabscuttle.
    »So schnell frißt der mich nicht«, meinte El-ahrairah. »Ich sage dir, ich bin wild entschlossen, durch den Wald zu kommen, und wenn das nur mit Hilfe vom Alten Brock möglich ist, dann werde ich ihn auch finden. Dabei fällt mir gerade etwas ein: Wir werden ihn wahrscheinlich eher nachts als tagsüber finden, verdammt noch mal.«
    Kaninchen sind bei Dunkelheit, die ihnen nur angst macht, nicht gern draußen. Die Dämmerung und der Abend sind die Zeiten, wo sie sich normalerweise im Gelände bewegen. In dieser Nacht hatte selbst El-ahrairah starke Befürchtungen, als er daranging, das Randgebiet des Waldes zu durchstreifen. Der abnehmende Mond verbreitete wenig Licht, und jedes kleinste Geräusch unerkennbarer Herkunft war wie ein Alarm. Sie kamen langsam vorwärts und schreckten dauernd zusammen. Dennoch hatten sie Glück – wenn man die schnelle erfolgreiche Beendigung einer Suche dieser Art Glückhaben nennen konnte. Die Nacht war noch nicht halb vorüber, als El-ahrairah, geduckt am Fuß eines Baumes aufmerksam lauschend, plötzlich von einer großen Pfote niedergehalten wurde und eine tiefe Stimme leise sagte: »Was machst du da? Wieso bist du überhaupt hier?«
    El-ahrairah bekam keine Luft mehr und konnte nicht sprechen. Zu Ehren Rabscuttles muß gesagt werden, daß er nicht weglief, sondern Antwort gab. »Wir sind auf der Suche nach ... eh ... dem großen Herrn Brock. Bist du das, Herr?«
    Der riesige Dachs machte keine Miene, El-ahrairah loszulassen, und sagte: »Was interessiert es dich, wer ich bin? Warum habt ihr mich gesucht?«
    »Wir müssen durch diesen Wald kommen, Herr, ganz hindurch zur anderen Seite. Es ist für uns die einzige Möglichkeit, nach Hause zu kommen. Man hat uns gesagt, daß uns niemand außer dir helfen kann.«
    Daraufhin hob der Dachs die Pfote und erlaubte Elahrairah herauszukriechen und sich hinzusetzen. Der Dachs sah die Kaninchen grimmig und feindselig an.
    »Wie kommt ihr darauf, daß ich euch helfen würde?«
    »Wir haben einen weiten Weg hinter uns und haben viele Schwierigkeiten und Gefahren überwunden. Wir wissen, daß du der Herr dieses Waldes bist und nach Belieben retten oder töten kannst. Ich bitte dich, Herr, geduldig zuzuhören, und ich werde dir erzählen, was wir durchgemacht haben und wie wir hergekommen sind.«
    Darauf hockte sich El-ahrairah im Licht des abnehmenden Mondes zu Füßen des lendri nieder und erzählte ihm von König Darzin und der Misere seiner Kaninchen, wie Rabscuttle und er dem Schwarzen Kaninchen von Inlé entgegengetreten waren und welchen Gefahren sie seither auf ihrer Reise trotzen mußten.

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