Neues Vom Watership Down
»Und wir bitten dich, Herr«, endete er, »daß du uns deinen Schutz gewährst und uns hilfst, dieses letzte Hindernis vor unserer friedlichen Heimkehr zu überwinden. Wenn es irgend etwas gibt, womit wir dir helfen oder von Nutzen sein können, sind wir dazu gern bereit. Ein Wort genügt, und was du verlangst, wird geschehen.«
»Ich hab' meine Burg hier in der Nähe«, sagte der lendri grollend. »Ihr kommt jetzt besser mit!«
Sie liefen mit ihm den verfilzten Waldrand entlang so gut es eben ging und kamen zu einer flachen Grube, in der auf einer Seite ein großes Loch war. Davor lag ein Erdhaufen, vermischt mit verdorrtem Gras und Farnen. Der lendri verschwand im Loch, und die Kaninchen folgten ihm.
Das Innere war einschüchternd: ein Irrgarten von Tunnels nach allen Richtungen und offenbar sehr weitläufig. Tatsächlich waren die Tunnels so lang, daß die Kaninchen den lendri um eine Rast baten. Aber schon bald darauf wurde er ungeduldig und ging wortlos weiter, so daß sie gezwungen waren, hinter ihm herzustolpern, so gut es ging, sonst wären sie allein im Dunkeln zurückgeblieben.
Schließlich verhielt er an einer Stelle, die sich von keiner anderen im Tunnel unterschied, außer daß sie mit Stroh und trockenem Gras ausgelegt war und gewaltig nach Dachs stank. Der lendri legte sich hin, wartete auf die Kaninchen und fragte sie dann: »Wie habt ihr euch denn das gedacht, daß ihr mir von Nutzen sein könnt?«
»Wir können dich mit Nahrung versorgen, Herr«, sagte Elahrairah. »Sag uns, was du frißt, und das suchen wir und bringen's dir.«
»Ich fresse alles. Hauptsächlich Würmer, außerdem Käfer, Raupen, Maden und Schnecken aller Art, wenn sie zu finden sind.«
»Wir bringen dir jede Menge, Herr, wenn du uns nur durch den Wald führst, sobald du dazu bereit bist.«
»Dann fangt jetzt an.«
Er führte sie nach oben und zum Waldrand zurück. Und jetzt begann wohl die seltsamste Zeit, die die Kaninchen je erlebt hatten. Jeden Abend trafen sie sich mit dem lendri und gingen mit ihm auf Nahrungssuche, manchmal auch im Wald, aber meist auf den Feldern und in den Gärten der Häuser. Es war ein langwieriges und ermüdendes Geschäft, denn der lendri war gefräßig und hielt sie bis Tagesanbruch auf Trab und manchmal auch länger. Für Kaninchen war es scheußliche Arbeit. Oft gruben sie in nasser Erde nach Würmern oder sammelten sie nach Regen vom Boden auf und nahmen sie ins Maul, um sie dem lendri zu bringen, nicht nur Würmer, sondern auch Schnecken und alles mögliche kleine Getier, das sie fanden. Obwohl es schon spät im Jahr war, stießen sie gelegentlich auf Fasanennester, deren Eier der lendri mit Wonne zwischen den Zähnen zermalmte. Oft konnten auch Mäuse erbeutet werden, da ihr Instinkt sie gegenüber Kaninchen arglos machte.
Anfangs ekelten sich die Kaninchen vor den Würmern und Schnecken im Maul, aber nach einer Weile hatten sie sich daran gewöhnt und empfanden nichts mehr dabei.
Schwerer zu ertragen war die Abneigung und Verachtung, die sie von Seiten ihrer Mitkreaturen erfuhren. Als sich herumsprach, was sie in den Feldern und Gehölzen machten, haßte und verabscheute sie alsbald jedermann. Mehrere Nächte hintereinander folgte ihnen ein Eichhörnchen von Baum zu Baum und zeterte: »Sklaven! Lendri -Sklaven! Macht zu, eilt euch, schneller, sonst wird der Meister böse!« In einer anderen Nacht stieß eine verwundete, hilflose Ratte höhnisch hervor: »Welche Freude für mich, daß ich den feigen Kaninchen dienlich sein kann.« Eulen ließen Warnrufe ertönen, wenn sie sich näherten, und Wühlmäuse keiften unflätige Beschimpfungen aus der Sicherheit ihrer Löcher heraus. Es war ein unerträglich niederdrückendes und unnatürliches Leben für Kaninchen, die ja von Natur aus gesellig und von allen Geschöpfen die vegetarischsten sind. Sie wurden mürrisch und verkehrten gereizt miteinander, und oft waren sie kurz davor, diese widerliche Arbeit hinzuwerfen und wegzulaufen. Dennoch aber wußten sie, daß der lendri ihre einzige Hoffnung war, heimzukommen.
Anfangs hatten sie noch angenommen, der lendri würde sie freundlicher behandeln, wenn sie sich erst einmal besser kennengelernt hätten. Das war jedoch nicht der Fall. Er verhielt sich weiterhin grob und unfreundlich. Er sprach selten, außer um Befehle zu geben oder vor einer Gefahr zu warnen oder zu schimpfen, wenn sie etwas falsch gemacht hatten. Er lobte niemals. El-ahrairah bemühte sich am Anfang sehr, eine Unterhaltung in
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