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Neues Vom Watership Down

Titel: Neues Vom Watership Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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übrigen, bemerkte Bluebell, solange Fiver fähig war, aus dieser Welt wenigstens für die kurze Zeit aufzutauchen, die er benötigte, um Kaninchen wie Vervain auszuschalten, war doch alles in Ordnung.
    Doch Vilthuril konnte durchaus auch über ernste Dinge sprechen, wenn sie wollte, so daß die andern ihr achtungsvoll und aufmerksam zuhörten. Aber sie wollte das nicht oft, deshalb hielten die anderen Kaninchen gewöhnlich den Mund, wenn sie sprach, um keine Gelegenheit auszulassen, etwas von der wirklichen Vilthuril zu erfahren, und das bereuten sie selten oder nie.
    Eines Abends, es war im ziemlich überfüllten Wabenbau, fragte sie den überraschten Hazel so ruhig und beiläufig, als wären sie allein: »Hat dir Hyzenthlay je etwas über den unterirdischen Fluß in Efrafra erzählt?«
    »Über den was ?« fragte Hazel zurück, jetzt auch einmal aus seiner Fassung gebracht.
    »Den unterirdischen Fluß in Efrafra«, wiederholte Vilthuril im selben ruhigen Unterhaltungston.
    »Nein, bestimmt nicht«, sagte Hazel. Dann fragte er, aber mehr um seine Fassung wiederzugewinnen als aus einem anderen Grund: »Bigwig, hast du je was von dem unterirdischen Fluß in Efrafra gehört? Du bist ja schließlich einmal dagewesen und ich nicht.«
    »Da will ich doch in der Schlinge hängen, wenn ich was davon gehört habe«, erwiderte Bigwig, »und da müßte einer viel Überzeugungsarbeit leisten, bis ich daran glaube.«
    »Doch, da war ein Fluß«, sagte Vilthuril, »aber nur drei von uns wußten davon.«
    »Hyzenthlay?« fragte Hazel. »Hast du davon gewußt?«
    »Aber ja«, antwortete Hyzenthlay. »Thethuthinnang und ich, wir kannten beide den Fluß ganz gut. Den Geheimen Fluß, so nannten wir ihn immer. Aber erzähl du, Vilthuril, erzähl ihnen vom Geheimen Fluß. Sie kannte ihn am besten. Sie fand ihn zuerst und wußte mehr über ihn als wir«, fügte sie hinzu, an Hazel und Bigwig gewandt. »Sie war auf den Fluß ... eingestimmt, besser als auf irgend etwas anderes.«
    Es gab eine Pause, da Vilthuril sich offenbar sammelte und überlegte, wo sie anfangen solle.
    Schließlich sagte sie: »Es ist kaum möglich, jemandem, der nicht dort war, zu beschreiben, wie das war – ein Kaninchen in Efrafra zu sein. Im Bau, zwischen den zwei täglichen silflays, die einem Kennzeichen zustanden, war man nicht wirklich lebendig. Jedenfalls nicht in dem Sinne, wie man den Begriff hier versteht. Die Offiziere, wann immer einer zufällig im Gang eines Kennzeichens auftauchte, verboten einem zwar nicht, herumzugehen. Aber es war nicht sehr sinnvoll, herumzugehen. Erstens war es ziemlich schwierig, weil es in den Gängen sehr gedrängt zuging, und zweitens war eine Stelle im Bau genauso wie jede andere Stelle im Bau. So ähnlich war es auch mit dem Sprechen. Es war nicht verboten zu reden, aber im allgemeinen gab es auch nichts, worüber man reden konnte. Ich hatte immer das Gefühl, die Offiziere wollten, daß man absolut nichts machte, daß man zwischen den silflays sich möglichst nicht rührte, nicht redete und nicht einmal dachte – es sei denn, man wäre zur Begattung aufgerufen worden, und viel Vergnügen hatte man dabei auch nicht. Ein Kaninchen, das nicht dort war, kann wirklich nicht begreifen, wie das Leben da war.
    Also eines Tages, aber vielleicht war es auch eines Nachts, da schlief ich oder döste am äußersten Ende eines Ganges der Kennzeichen, das heißt also am weitesten entfernt vom Hauptgang, der hinausführte, und da bemerkte ich plötzlich etwas ganz Sonderbares, was mir früher noch nie aufgefallen war. Da kam ein Strom durch die Gangwand. Es war keine Wasser- oder Luftströmung, und sie war weder warm noch kalt. Aber etwas kam durch die Wand und floß den Gang hinab; es ergoß sich auch nicht in ein Becken und überflutete es, wie ihr vielleicht denkt, sondern floß der ganzen Länge nach in einem eigenen Kanal.
    Ich bewegte mich ein wenig, und so kam ich direkt in die Mitte dieser wie auch immer gearteten Strömung, schaute ihr sogar frontal entgegen. Und dann gab es keinen Zweifel mehr. Ein Strom von irgend etwas kam durch die Gangwand, brach sich über mir und floß weiter. Der Strom war langsam, aber gleichmäßig. Kein anderes Kaninchen im Bau schien ihn zu bemerken.
    Ich blieb lange da liegen und überließ mich dem Strom, der Besitz von mir ergriff, wie man sagen könnte. Und ganz allmählich verstand ich, was da durch die Wand kam, nämlich eine Strömung des Wissens. Es war nicht mein Wissen, und es hatte

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