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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Spuren von Gewalt waren abgewaschen worden. Die Oberflächen hier waren so sauber und makellos wie überall sonst im Hospital. Die Armee verlangte nicht nur von den Lebenden Ordnung, sondern auch von den Toten. Nicht einmal der übliche Gestank hing in der Luft. Allerdings gab es einen anderen, mir vertrauten Geruch, und ich sog schnüffelnd die Luft ein. »Karbolsäure!«, sagte ich.
    »Man ist der Meinung, dass eine versprühte Lösung aus Phenol sehr stark zur Reduktion von Entzündungen beiträgt«, murmelte Dr. Lefebre in meine Richtung. »Ganz so, wie es Dr. Lister in Glasgow herausgefunden hat.«
    »Pfleger!«, rief Frazer.
    Das Laken wurde zurückgeschlagen, und vor uns lag der Tote.
    Ich habe eine ganze Reihe von Toten gesehen. Sie haben mich immer und jederzeit Mitleid spüren lassen, selbst dann, wenn es sich um die Leichen von Halunken und Mördern handelte. Zweifellos war Brennan ein prachtvoller, kräftiger Mann gewesen, doch hier lag er nun, nackt wie am Tag seiner Geburt und ein erbarmungswürdiger Anblick. Was mir als Erstes auffiel, waren Hühneraugen an den Zehen. Es war nicht weiter überraschend, angesichts der zahllosen Meilen, die er jahraus, jahrein durch den Süden des Landes gewandert war, trotzdem dachte ich, was für ein armer Bursche er gewesen sein musste. Wahrscheinlich hat ihm jeder Schritt weh getan.
    »Wir haben ihn uns genau angesehen«, sagte Frazer munter. »Und wir haben ihn für Sie sauber gemacht, wie Sie sehen.« Er deutete stolz auf eine Linie von Stichen, die sich entlang der Leibesmitte zog und einer Näherin alle Ehre gemacht hätte. »Wir nähen unsere Toten ordentlich zusammen. Kein hastiges Flicken. Der Tod trat durch das Durchtrennen der Halsschlagader ein. Der Magen enthielt noch Reste seiner letzten Mahlzeit, vermutlich Kaninchen. Seine inneren Organe waren in einem schlechten Zustand, mit ziemlicher Sicherheit aufgrund von zu viel billigem Fusel. Männer wie er sind so gut wie ausnahmslos starke Trinker. Wäre er nicht eines gewaltsamen Todes gestorben, wäre früher oder später Organversagen eingetreten und hätte ihn umgebracht.«
    »Ich nehme an, er hat seinen Fusel in irgendwelchen Hinterhofbrennereien billig eingekauft«, sagte Morris unerwartet und mit kummervoller Stimme.
    »Ganz recht!«, stimmte der Chirurg ihm zu. »Die Armee warnt ihre Truppen immer wieder eindringlich davor.«
    Der Krankenpfleger war zwischenzeitlich verschwunden und kehrte nun mit zwei großen braunen Manila-Umschlägen zurück.
    »Da haben wir’s«, sagte der stets gut gelaunte Frazer. »Hier drin finden Sie meinen Bericht, mit sämtlichen Details. Und hier drin …« Er schüttelte den Umschlag, und es raschelte. »Die Mordwaffe.«
    »Das Messer!«, rief ich.
    »Malaiische Handwerkskunst«, sagte Frazer, indem er, falls das möglich war, noch begeisterter wirkte. »Sie nennen diese Waffe einen Kris . Ich hab selbst ein Paar davon. Gute Qualität. Man findet sie überall in den Straits Settlements, in Holländisch Ostindien und anderen Orten im Fernen Osten.«
    Er öffnete den Umschlag und ließ das Messer herausgleiten. Es landete zufällig neben Brennans Ohr, ganz nah bei der Wunde, an der er gestorben war. Es war eine außergewöhnlich aussehende Waffe mit einem sehr kunstvollen emaillierten Handgriff und einer Klinge, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte, nicht gerade, sondern wellenförmig.
    Ich hob es auf. »Sie haben also zwei Stück davon, Dr. Frazer? Bedeutet das, dass sie normalerweise in Paaren vorkommen?«
    Frazer schüttelte den Kopf. »Nein. Keine zwei Kris sind gleich. Jede Waffe ist ganz speziell dem Mann angepasst, für den sie ursprünglich angefertigt wurde. Entsprechend seiner Größe und Statur und seinem gesellschaftlichen Ansehen. Als Ergebnis variieren diese Messer beträchtlich, was die Länge und Breite der Klingen angeht sowie die Materialien, die für den Griff zum Einsatz kommen. Allen gemeinsam sind die wellenförmige Klinge und die kunstvolle Handarbeit. Wunderschönes Exemplar, nicht wahr?« Er klang völlig unerwartet sehnsüchtig. »Ich habe eine Sammlung orientalischer Schwerter und Dolche. Ich hätte nichts dagegen, diesen Dolch hinzuzufügen.«
    »Die Spitze sieht sehr scharf aus«, bemerkte ich und berührte sie vorsichtig.
    »Ich habe schon früher gesehen, was so ein Kris kann«, bemerkte unser lebhafter Gastgeber. »Eine erstklassige Tötungswaffe. Die Klinge dringt ein wie ein heißes Messer in Butter.«
    Ich nehme an, wenn man daran

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